Cover: The Next Penelope: Race to OdysseusBESTEHEN
The Next Penelope ist ein Racer, wie man es von Titeln wie Micro Machines oder Rock 'n Roll Racing kennt. Also die Sicht auf das Geschehen von oben und gelenkt wird nur links oder rechts. Was The Next Penelope aber von vielen anderen Racern unterscheidet, ist, dass der futuristische Gleiter von allein und ausnahmslos immer beschleunigt. Einen Button zum Gasgeben oder Bremsen gibt es also nicht. Das erschwert das Bestehen während eines Rennens ohnehin schon genug, aber gedriftet werden kann außerdem nicht.

Dennoch sind alle Buttons und Tasten des Controllers mit Aktionen belegt, wenn auch nicht von Anfang an. Denn jede Fähigkeit des Gleiters muss man sich zuerst durch Rennen freispielen, wobei die Reihenfolge selbst gewählt werden kann. So spielt man zuerst immer ein Tutorialrennen, das verdeutlicht, wie die neue Fähigkeit funktioniert und am besten eingesetzt wird. Dann folgt ein Qualifiktionsrennen, bei dem diese Fähigkeit dann eingesetzt werden muss, um das Rennen auch gewinnen zu können. Und abschließend folgt ein Bosskampf, bei dem diese Fähigkeit ebenfalls zum Einsatz kommen sollte, wenn man siegreich sein möchte.

FÄHIGKEITEN
Sind letztlich alle Fähigkeiten eingeheimst worden, stehen Minen (A), Boost (B), eine Laserwaffe (Y), Teleport (X), ein Kristall, der Erfahrungspunkte der Gegner absorbiert (L) und ein Enterhaken (R) fortan in allen folgenden Rennen zur Verfügung. Das Spiel macht auch kein Geheimnis daraus, das der Schwierigkeitsgrad aller Missionen nicht von Pappe ist, denn selbst die einfachste Mission ist noch mit "Mittel" gekennzeichnet, und die Schwerste brüstet sich damit, "Unmöglich" zu sein.
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So treffen alls Schwierigkeitsgradangaben ins Schwarze, denn eine "schwere" Mission ist auch wirklich schwer, und eine "sehr schwere" ist tatsächlich sehr schwer. Schon deshalb sollte man sich die Missionsbeschreibungen vorher einmal genau angucken und dann die Reihenfolge festlegen, in der man sie abarbeiten wird. Denn durch die zu gewinnenden Fähigkeiten werden die Missionen ein ganzes Stück realisierbarer.
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Wenngleich man aber auch dann immer noch alles für den Sieg geben muss, denn in The Next Penelope wird man viele, viele Bildschirmtode sterben oder Rennen verlieren. Wobei "verlieren" gleichzusetzen ist mit "nicht auf Platz 1 gelandet". Denn wenn man das nicht ist, ist die Mission gescheitert und das gesamte Rennen wird für nichtig erklärt. Erschwerend kommt hinzu, dass der sichtbare Bildschirmausschnitt nicht der größte ist. Das ist zwar wohl genauso beabsichtigt gewesen, doch nur wenig von dem zu sehen, was für ein Streckenaschnitt als nächster kommt, verkompliziert die Rennen gewaltig. Darum bleibt letztlich nichts anderes übrig, als Trial and Error.
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Und man muss mit den Fähigkeiten haushalten können, weil diese bei Einsatz allesamt die Schildenergie verbrauchen. Mal mehr, mal weniger. Und wenn nicht mehr genug Energie vorhanden ist, explodiert der Gleiter. Ist die Energie als sehr niedrig und man verwendet im Eifer des Gefechts den Laser oder eine Mine, dann ist das Rennen sofort vorbei und man sieht nur noch einen Feuerball aufflammen.
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ENTWICKLUNGEN
Es gibt jedoch Erfahrungspunkte, die aufgesammelt werden können. Während eines Rennens nur wenige, aber nach einem Rennen gibt's für den Sieg einen ganzen Batzen. Diese Erfahrungspunkte können nun Entwicklungen für den Gleiter ausgegeben werden. Doch auch hier muss man sich ganz schön ranhalten, denn jede Entwicklung kostet 300 Punkte - und somit langt es am Ende vielleicht für 3, maximal 4 Entwicklungen, die man gleichzeitig aktiviert haben kann, weil man schlicht nicht soooo viele Punkte zusammenkratzen können wird. Immerhin aber kann man für jedem Rennen alle Entwicklungen sanktionslos wieder ausbauen und dann alle Punkte erneut beliebig verteilen.
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Leider nur sind einige Entwicklungen eher unnütz, wohingegen andere gern genommen werden, aber nicht viel Unterschied machen. So kann man den Bildschirmausschnitt durch "Klarheit" um 10% weiter wegzoomen lassen, das zumindest ein wenig was bringt, und auch die "Kreativität" nimmt man gern, weil sie die Steuerung des Gleiters um 10% optimiert, was gut für Kurven ist. Doch die Erhöhung der Geschwindigkeit um 10% macht praktisch keinen Unterschied, weil der rote CPU-Gleiter auch dann immer noch viel zu fehlerlos fährt, um ihn so einholen zu können. Ohne viel Übung und den Einsatz der Fähigkeiten - allem voran der Boost und der Teleport - wird man hier auch mit 10% mehr Geschwindigkeit nichts reißen.
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STORY
Für den Einzelspieler von The Next Penelope benötigt man netto ungefähr anderhalb bis zwei Stunden. Netto - wohlgemerkt! Denn man wird wieder und wieder versagen und jedes Mal Rennen oder Missionen neustarten müssen. Wo oft liegt am eigenen Geschick, aber ich habe insgesamt 9 Stunden benötigt, um den Einzelspieler hinter mich zu bringen. Daran war ganz besonders die letzte Story-Mission verantwortlich, bei der man ein sehr langes Rennen meistern muss, ohne sich auf nur einen Fehler zu erlauben, da die Fahrbahn voll von Hindernissen ist und zudem sehr, sehr kurvenreich ist.
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Dafür ist der Rest der Story super gemacht und es gelingt ihr verflixt gut, dass man den Controller einfach nicht weglegen kann. Selbst, wenn man es noch so oft vergeigt hat. Man tüftelt erstmal mehrere Rennen lang herum, probiert aus, worauf es ankommt und nähert sich dann mehr und mehr dem Sieg, bis es endlich schließlich irgendwann geklappt hat und die Mission absolviert wurde.
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Die Bosskämpfe sind im Übrigen keine klassischen Rennen, sondern man muss häufig auf einem vorgegebenen Areal, das oft wie ein Quadrat konzipiert ist, kreuz und quer fahren, ausweichen, angreifen, ausweichen, angreifen, während da wütende Riesenkäfer ihr Unwesen treiben, gigantische Cyberspinnen und andere Schöpfungen nicht davon angetan sind, dass jemand ihr Territorium streitig macht.
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MULTIPLAYER
Der Multiplayer ist eine ganz andere Nummer. Mindestens zwei Personen müssen teilnehmen, bis zu vier können es sein - den Rest übernimmt ansonsten die CPU, sodass bis zu vier Gleiter auf der Piste sind. Gefahren wird ohne Splittscreen, das heißt, alle teilen sich denselben Bildausschnitt, und wer nicht mit den anderen mithalten kann, also aus dem Bildausschnitt heraus ist, verliert einen Punkt und wird dann zu den Anderen zurückgebeamt, um von dort direkt weiterfahren zu können.
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Das klingt nach einem spannendem Konzept, was es in der Theorie sicherlich wäre. Nur ist der Bildausschnitt ohne viel zu klein, da er zu nah an das Geschehen heranzoomt. Dann behindert man sich ständig gegenseitig, weil alle Gleiter dauernd aneinanderrasseln, sodass selten länger als 5 Sekunden ein für alle flüssiges Spielgeschehen gegeben ist.
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Hinzu kommt, dass die CPU-Fahrer sich selten doof anstellen. Befindet sich auf einer Rennstrecke etwa ein Loch in der Mitte der Fahrbahn, weichen sie nicht etwa aus, sondern fahren direkt darauf zu. Dann werden sie kurz vor dem Loch, also mitten auf der Fahrbahn, wieder abgesetzt, fahren wieder in das Loch - und so weiter. Und auch das lässt kein flüssiges Spiel entstehen, denn das Gameplay pausiert für einen kurzen Augenblick, setzt alle Gleiter wieder ins Bild und jetzt müsse alle erst wieder beschleunigen... Das permanente Stop-and-Go nervt geradezu, und das in Verbindung mit dem zu kleinen Bildausschnitt will soetwas wie einen Wettbewerbsgedanken nicht aufkeimen lassen; und Spielspaß schon gar nicht.
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TECHNIK
Grafisch kann The Next Penelope punkten, denn die Mischung aus Polygon-Look der Mitt-90er und modernem Anstrich kommt gut. So sind die Gleiter allesamt etwas kantiger gehalten, während die Umgebung und der Streckenverlauf recht detailliert sind. So entsteht ein schickes Gesamtbild. Lediglich, dass die Kamera zu nah am Geschehen dran ist - selbst mit der 10%-Weiter-weg-Entwicklung, ist nicht nur etwas hinderlich, um zu sehen, was als nächstes kommt, sondern ist manches Mal unangenehm auf den Augen, denn bei dieser Geschwindigkeit alles mögliche durchs Bild sausen zu sehen, ist hin und wieder anstrengend - auch trotz der stets flüssigen Framerate.
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Die Musik ist großartig. Techno/-Trance-Stücke im Mid-Tempo-Bereich, die sehr gut produziert sind und niemals nerven. Die Soundeffekte gehen in Ordnung. Laserschüsse, explodierende Minen, Crashes und was noch dazugehört, wird angemessen untermalt... Und die paar Voicesamples hier und dort, zum Beispiel beim "3... 2... 1... GO!"-Countdown, sind hochwertig und fügen sich gut ein.
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Die Steuerung funktioniert sehr gut, benötigt aber eine Einarbeitungszeit von 2-3 Stunden, bis sie wirklich sitzt, denn die Intuition, Gas geben, bremsen oder driften zu wollen, muss man sich erst abtrainieren. Und da die Fähigkeiten, wie Minen, Booster und Co. schrittweise hinzugefügt werden, ist es auch ein Leichtes, sich an die Buttonbelegung zu gewöhnen. Dennoch kommt ein guter Teil des Schwierigkeitsgrads auch daher, dass nie gebremst und gedriftet werden kann.
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Auf zwei Bugs bin ich auch gestoßen. Gleich in meinem allerersten Rennen zählte der Rundenzähler nicht hoch. Sodass ich gut 10 Minuten lang fuhr und fuhr und fuhr, ohne, dass ich meine fünfte Runde absolvieren konnte; obwohl ich locker bereits 50 gefahren war. Ich dachte zunächst, ich hätte irgendein Kriterium nicht erreicht, das mir vielleicht entgangen sei, aber nein, die Konditionen lauteten schlicht, zuerst im Ziel anzukommen. Da blieb mir nur, die Mission über das Pausemenü aufzugeben und neuzustarten. Das zweite Mal war der Bosskampf mit dem Käfer in der Wüste. Ich verlor und verlor, und nach dem gefühlt 30ten Versuch war ich wieder mal "Wrecked!". Doch statt nun den Kampf wieder von vorn beginnen zu können, wie davor immer, hing das Spiel fest und schien auf irgendetwas zu warten. Aber es passierte nichts und auf meine Buttoneingaben erfolgte ebenfalls keine Reaktion. Also musste ich den gesamten Missionsverlauf erneut durchführen, inklusive Minitutorial und dem schweren Rennen, um für den Bosskampf qualifiziert zu werden - da war ich dann so richtig gut drauf...
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FAZIT
The Next Penelope: Race to Odysseus ist ein interessanter Racer: Der sehr hohe Schwierigkeitsgrad entpuppt sich erstaunlicherweise nicht als problematisch, denn die Motivation, es schaffen zu wollen, reißt nicht ab. Dass die Story nur vordergründig nicht linear verläuft, ist hingegen schon merkwürdig, denn mehrere Missionen sind wohl allein in der Theorie zu schaffen, wenn man sie ohne eine bestimmte Fähigkeit in Angriff nimmt. Ohne eine gewisse Reihenfolge geht es einfach nicht.
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Der Multiplayer ist seltsam. Die Idee, schon während des Rennens Punkte verlieren und verdienen zu können, ist sehr gut, aber umständlich umgesetzt. In einem Rennen möchte man schließlich Gas geben, nicht dauernd stoppen und neu anfahren.
Jörg Singleplayer: 74%
Multiplayer: 55%


Verfasst von Jörg am 14.12.2017,
bemustert durch Seaven Studio
für bis zu 4 Person/en
Release am 21.12.2017