Cover: The LongingHabt ihr euch mal gefragt, was ihr in 400 Tagen schon immer alles machen wolltet? Nun, als kleines Schattenwesen müsst ihr in The Longing ganze 400 Tage in Echtzeit warten, bis ihr den König aufwecken könnt und das unabhängig davon, ob ihr die Switch an habt oder nicht.

ES WAR EINMAL EIN SCHATTEN
Ihr seid eine traurige, melancholische Figur, komplett in schwarz gehüllt, mit großen gelben Augen. Der König spricht zu euch, dass ihr 400 Tage warten müsst, um ihn zu erwecken. Ihr befindet euch tief unten in einem düsteren Höhlensystem und werdet "Schatten" genannt. Die Höhle dürft ihr nicht verlassen.

Zu Beginn startet ihr in eurem kleinen Zuhause, das nicht mehr beherbergt als einen Tisch, ein Regal mit ein paar Büchern, einem gemütlichen Sessel davor und eine Feuerstelle, die jedoch ohne Feuer ist. Sobald ihr euren kleinen Protagonisten bewegt, erkennt ihr schon seine voll Geschwindigkeit. Nicht nur, dass die Besonderheit des Spiels darin besteht, 400 Tage in Echtzeit auf die Erweckung des Königs zu warten, nein auch eure Bewegungsgeschwindigkeit ist sehr langsam.
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Ihr bewegt euch also sehr gemütlich und mühsam nach links oder rechts und könnt mit der Umgebung interagieren. Findet ihr etwas auf dem Boden, könnt ihr es aufheben. So habt ihr evtl. etwas Kohle gefunden und könnt aus einer Reihe von Zeichnungen Beispiele auswählen, die der Schatten zeichnen kann. Dieses Bild dürft ihr dann an der Wand platzieren. Natürlich möchte er mehr Bilder, aber auch mit unterschiedlichen Farben, die ihr erst auf eurer Reise durch die Höhle finden müsst.
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Des Weiteren lohnt es sich, in das Bücherregal hineinzuschauen. Das erste Buch ist eines der wichtigsten, denn es ist euer Tagebuch. Hier erfahrt ihr die Ideen und Wünsche des kleinen Kerlchens, aber auch einen kleinen Vorgeschmack an Möglichkeiten, die es in dem Spiel zu entdecken gibt. Besonders faszinierend ist, dass der Schatten "Moby Dick" als Buch im Regal liegen hat und das hat tatsächlich die kompletten 2564 Seiten. Ihr könnt euch also die englische Ausgabe des Buches auf der Switch zu Gemüte führen oder aber auch den Schatten alles lesen lassen. Sehr coole Idee.
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AUF ERKUNDUNGSTOUR
Sobald ihr nach links lauft, erkennt ihr, dass weitere Sachen notwendig sind, um in eurem Zuhause weiterzukommen. Sobald ihr einen Fuß in die Höhlen setzt, werdet ihr erkennen, dass es sehr viele Wege gibt. Ähnlich einem Metroid-Spiel, lauft ihr seeeehr langsam von Umgebung zu Umgebung, könnt durch diverse Türen Räume betreten oder einfach Durchgänge beschreiten.
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Das große Problem ist, dass es keine Karte gibt. Zumindest keine, die ihr immer wieder aufrufen könnt, jedoch eine in einer anderen Form. Was jedoch ein interessantes Konzept ist, ist die Möglichkeit, Szenen zu speichern. Befindet ihr euch beispielsweise an einer mysteriösen Tür und seid 10 Minuten dort hin gelaufen, könnt ihr den Standpunkt speichern und an irgendeiner Stelle im Spiel einstellen: Laufe dort hin. Dann bewegt sich der Schatten von ganz alleine an diese Stelle, in Echtzeit natürlich, keine Teleportation.
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Dieser Mechanismus ist wichtig, denn an vielen Stellen habt ihr Ereignisse die ihre Zeit brauchen. Ihr findet einen Abgrund, jedoch teilt der Schatten euch mit, dass das Moos den Sprung abfangen würde, es braucht jedoch einen Monat bis es so hoch ist. Also könnt ihr diese Stelle erst nächsten Monat aufsuchen. Es gibt aber auch eine Tür, die so schwer ist, dass sie tatsächlich 2 Stunden dauert, bis sie sich geöffnet hat.
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EIN DÜSTERES EXPERIMENT
Die Grafik des Spiels ist durchtränkt von braun, schwarz, grau, Farben wie man sie in dunklen Räumen und Höhlen erwarten würde. Dennoch gibt es immer wieder Stellen, die euer melancholisches Herz aufheitern werden. Ach so, ich meine natürlich den Schatten. Er versucht, die Zeit zu überbrücken und ihr helft ihm dabei und werdet Teil des Ganzen. Es fühlt sich an, als begleitet ihr eine Art Tamagotchi (wer es noch kennt), ihr versucht Unterhaltung zu finden. Findet Farben, um bunte Bilder zu malen, Feuer zu machen, das Reich zu erweitern und vieles mehr.
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Unterstützt wird alles von düsteren Klängen, die sich durch die Höhlen ziehen und ein Gefühl von Einsamkeit vermitteln. Ein Klimpern, wenn Kohle von der Decke bröckelt, das Watscheln des Schatten... alles sehr minimalistisch, aber passend.
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Das deutsche Entwicklerstudio namens Seufz hat eine Mischung aus Point & Click Adventure gebaut und entwickelte gleichzeitig ein düsteres Experiment, was man in 400 Tagen in einer Höhle machen kann, wenn die Zeit einfach nicht zu Ende gehen mag.
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Interessant wird es, wie sich das Spiel immer mehr entwickelt und auch der Gedanke daran, dass der einsame Schatten, wenn das Spiel nicht an ist, weiter in den Höhlen sitzt und nicht von euch bedient und unterhalten wird.
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So schreitet ihr durch die Gänge, lauft Treppen hoch und runter, sammelt Gegenstände wie Bücher etc. und versucht gespannt das Ende in 400 Tagen abzuwarten.
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FAZIT
The Longing ist wahrlich ein interessantes Experiment. Der eine würde sagen, was ist das für ein langweiliger Blödsinn, wenn man ewig braucht und es passiert nix, während der andere es als eine entspannende und faszinierende Erfahrung sieht. Wenn man sich auf das Spiel einlässt, ist das eine Erfahrung, die sicherlich nicht für jedermann ist, mich aber auf irgendeine Art und Weise zu begeistern wusste. Zu Beginn fühlt es sich sehr schwer und komisch an, aber es ist tatsächlich wie eine persönliche Aufgabe, täglich ins Spiel zu schauen, was der Schatten gerade tut und die Gegend zu erkunden, bis es wieder Zeit ist, die besonderen Stellen aufzusuchen. Wie die Geschichte ausgehen wird, kann ich euch aber erst nächstes Jahr verraten!
Dennis Singleplayer: 90%

Verfasst von Dennis am 29.04.2021,
bemustert durch Application Systems
für bis zu 1 Person/en
Release am 14.04.2021