Cover: The LEGO Movie 2 VideogameWeg von der LEGO-Formel
Wer dem üblichen Gameplay-Loop der LEGO-Games überdrüssig ist, wird mit diesem Titel eine kleine Überraschung erleben: Vorbei sind die Zeiten von einzelnen Leveln, dem Abarbeiten von Sonderzielen und dem nötigen Freischalten von Charakteren. The LEGO Movie 2 Videogame bedient sich sehr stark bei LEGO Worlds und dessen Konzept an großen Arealen - mit Auftraggebern und Questmarkern. Außerdem ist es optisch sehr einheitlich. Wo in früheren Spielen noch klare Unterschiede zwischen der Umgebung und den interagierbaren Objekten zu sehen waren, ist dieses Mal fast alles aus den bunten Plastiksteinen selbst. Generell macht das Spiel optisch eine gute Figur, da trotz frei bewegbarer Kamera und den weitläufigen Arealen selten die Übersicht verloren geht. Nur hätte ich mir eine einheitliche Kamerasteuerung gewünscht. Im Foto-Modus etwa ist die Steuerung auf einmal invertiert und beim Zielen mit Blastern oder ähnlichem, müssen manchmal beide Sticks benutzt werden, da das Fadenkreuz nicht den aktuellen Bildausschnitt mitbewegt, sobald es den Rand berührt.

Da nun auf klassische Level mit Fortschrittsbalken und Sammelobjekten verzichtet wird, wie schlägt The LEGO Movie 2 Videogame sich denn nun? Ich reise auf der verzweifelten Suche nach meinen Freunden von einer Welt zur nächsten. Dabei kann man sie sich so ähnlich wie die HUB-Welten aus vorherigen Titeln vorstellen. Es gibt Fahrzeuge zum Fahren, an jeder Ecke zerstörbare Objekte, versteckte Schatztruhen, lauter Passanten und in jeder Welt auch einen Shop mit einmaligen Gegenständen. Der Fortschritt ist sowohl an die Hauptmission als auch an sogenannte Meisterbauer-Steine gebunden, die entweder in der Umgebung versteckt sind, oder für das Erfüllen von Aufträgen vergeben werden. Nur mit der erfüllten Hauptquest und ausreichend lila Bausteinen wird das Portal zur nächsten Etappe eröffnet.

Auch die individuellen Fähigkeiten einzelner Charaktere wurden stark heruntergefahren. So gibt es immer noch Stellen, an denen eine bestimmte Figur vorausgesetzt ist, nur hat dies keine Relevanz mehr für das Gameplay. Es wurde durch ein Inventarsystem ersetzt, welches auf der Reise immer wieder erweitert wird. Baukonstrukte, Stickerkanone, Enterhakenpistole und Farbstab ersetzen somit die bisher an einzelne Figuren gebundenen Fähigkeiten. Was insofern etwas Schade ist, als dass Figuren wie Superman ihre Relevanz einbüßen und sich genauso unterordnen müssen wie Eiscreme-Mike, einem Typen im Giraffenkostüm oder Marsha, die Meerjungfrau.
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Frei nach dem gleichnamigen Film
Was mich wirklich unterwältigt hat, ist die Präsentation der Geschichte. Wenn sich das Spiel ein paar Freiheiten nimmt und kurze Szenen aus dem Film zu vollständigen Welten ausbaut, kann ich das verstehen. Doch erzählt das Spiel den Film in etwa so, wie die Nacherzählung eines kleinen Kindes, das auf einem halben Ohr das Hörbuch mitbekommen hat. Ich spoilere jetzt weder den Film noch die Spielstory, und beziehe mich auf die Filmtrailer und das Werbematerial: Hier war schon ersichtlich, dass Emmet als einziger des alten Hauptcasts zurückgelassen wird und nun auszieht, seine Freunde zu befreien. Das Spiel lässt ihn aber gar nicht allein zurück, sondern Lucy an seiner Seite.
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Vom Fehlen der Hauptmotivation Emmets abgesehen, fehlt daran leider noch etwas anderes: Denn das Mädel, ehemals bekannt unter dem Namen Wildstyle, ist tatsächlich die einzig ordentlich vertonte Figur! Jeder andere Charakter gibt nur komisches Gebrabbel von sich, was zu den DUPLO-Wesen passt, alle anderen jedoch stark distanziert wirken lässt. Immerhin mit der Original-Synchronsstimme, erzählt Lucy also sporadisch ein paar Eckpunkte der Geschichte nach und vertont auch die Tutorialclips für neue Items und Mechaniken. Doch besonders das Ende des Spiels wird dem des Films in keinster Weise gerecht. Filmszenen selbst gibt es nur ganz zu Beginn, und zum Ende hin wurden tatsächlich Standbilder benutzt. Wie diese lieblose Darstellung zustande kam, ist mir wirklich ein Rätsel.
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Immerhin werden die Welten bis auf ein paar Ausnahmen sehr authentisch dargestellt. Hervorzuheben sind an dieser Stelle auch die Gebiete aus dem ersten Film, welche unabhängig vom Systar- und der Hauptstory im Entdecker-System anwählbar sind und alle mit einer Vielzahl eigener Missionen und sogar Handlungssträngen daherkommen. Selbst die hierzulande unbekannte Einhorn-Kitty-TV-Serie hat eine eigene Welt mit passenden Figuren spendiert bekommen. Zusätzlich gibt es noch ein drittes System, in welchem zukünftiger Gratis-DLC versprochen wird.
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Highlights der Geschichte sind die wirklich riesigen Bossgegner. Es gilt, diese meterhohen DUPLO-Kreaturen erst auszutricksen und bewegungsunfähig zu machen, um sich daraufhin an ihren Körpern den Weg zum Energiekern entlangzuhangeln und diesen im Anschluss zu zerstören. Bedauerlich ist, dass es wirklich nur drei dieser Kämpfe gibt und die Kletterpassagen mitunter ein wenig hakelig in der Bedienung sind.
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Ansonsten auch nur Flaute
Wo ich doch schon über die spielerischen Highlights sprach, lasst uns zum Rest kommen. Denn dieser hinterlässt einen faden Beigeschmack. Über die Makulatur des Freischaltens neuer Figuren, habe ich mich ja auch bereits ausgelassen. Zwar ist es schön, alte Bekannte wie etwa Vitruvius, Präsident Business oder Bad Cop zu sehen, und auch der wachsende Cast an Iterationen von Minifiguren ist wirklich begrüßungswert - so haben es neben den neuen LEGO-Friends-Figurenarten auch die uralten LEGO-Fabuland-Tiere in die Riege der spielbaren Figuren geschafft -, doch da nun kaum eine Figur irgendwelche Alleinstellungsmerkmale mehr besitzt, wirkt es eben nicht mehr wie eine Belohnung eine Figur zu bekommen. Es ist eher eine Fleißarbeit, diese Teile dann auch im - wenn auch recht soliden - Editor für seine eigene Minifigur zu verwenden.
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Das Freischalten selbst stellt ebenfalls einen Kritikpunkt dar. Die Schatztruhen in den Leveln geben immer drei verschiedene Güter her. Als erstes wären dort Studs - die typische Währung in LEGO-Games. Dann springen noch ein paar Steinchen heraus, die man zum Bauen von Objekten benötigt. Wer jedoch fleißig andere Konstrukte auf dem Weg zerstört, wird daran niemals einen Mangel haben. Das wichtigeste Gut sind dann die fünf verschiedenen Relikte. Grüne, blaue und lilafarbene Relikte sind die häufigsten und enthalten drei Gegenstände oder Sticker (grün), einen Megabau oder Fahrzeug (blau) und einen Charakter (lila). Die Roten sind schon eine Ecke seltener und enthalten einen Supergegenstand mit speziellen Fähigkeiten oder Modifikatoren. Die wertvollste Variante ist dann golden und schenkt immer einen neuen Gegenstand, einen neuen Charakter und einen neuen Megabau oder neues Fahrzeug. Ich habe das Wort "Neu" bewusst nur bei den goldenen Relikten benutzt, denn in allen anderen Relikten können auch Duplikate eines bereits gewonnenen Gegenstands sein, die dann lediglich mit Reliktsplittern belohnt werden. Ja, selbst die roten Supergegenstände können doppelt ausgegeben und nur mit einem lausigen roten Splitter vergütet werden, von denen man zehn für eine neue Chance benötigt! Das Sammeln dieser Relikte ist ebenfalls nicht immer einfach, da sie die Angewohnheit besitzen, in bodenlose Abgründe zu rollen, ehe sie aufsammelbar werden.
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So viele teils lustige Elemente es auch ins Spiel geschafft haben, einen wirklichen Nutzen erfüllen sie selten. Alle relevanten Items erhalte ich während der Haupthandlung und ob ich meine Gegner mit einem Baguette, den Plänen für Taco-Dienstag, einem Lolli oder meinen bloßen Greifklauen von Händen verhaue, macht überhaupt keinen Unterschied. Einzig ein paar Schusswaffen haben vielleicht ein paar nette Effekte. Dasselbe gilt für die Reittiere und Fahrzeuge. Endlich lassen sich zwar auch Einhörner und Raptoren reiten, doch abgesehen von ein paar Schmunzlern - beispielsweise bei der musikalischen Untermalung im Partybus - begeistert nichts für längere Zeit. Selbst die freischaltbaren Megabauten sind auf ein Gebiet beschränkt und das bietet nicht annähernd genug Platz, um seine eigene Fantasiewelt zu erschaffen.
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Wenn schon nicht die Sprecher und Filmszenen, so hat es immerhin die Musik an viele Stellen ins Spiel geschafft. Auch der Rest an Kompositionen reiht sich gut ein, mit nur vereinzelten Ausrutschern. Der Zwei-Spieler-Modus ist, ganz typisch, jederzeit möglich, erweitert die Spielerfahrung allerdings nicht besonders. Im Gegenteil, die Übersicht wird mitunter etwas eingeschränkt und unterschiedliche Missionen anzunehmen ist für beide Spieler auch nicht möglich. Immerhin sind die Missionen allesamt recht abwechslungsreich gestaltet und es vergeht eine Menge Zeit, ehe wirklich alle Meisterbauersteine eines Gebiets gefunden sind.
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Fazit
Schon merkwürdig... Endlich ist ein LEGO-Game kein "Nochmal dasselbe"-Einheitsbrei und verabschiedet sich von festgetretenen Pfaden - und dann stimmt alles andere nicht! Die Story ist einfach nur lieblos und unpersönlich nachgestellt und trotz der Vielzahl an Charakteren und Gegenständen, wirkt alles so generisch. Optisch ein Hingucker und gute Gameplay-Ansätze sind vorhanden, doch hat The LEGO Movie 2 Videogame es irgendwie dennoch geschafft, seinen Charme auf der Strecke zu lassen.
Simon Singleplayer: 58%
Multiplayer: 58%


Verfasst von Simon am 13.03.2019,
bemustert durch Warner Bros. Interactive Entertainment
für bis zu 2 Person/en
Release am 28.02.2019