Rush Sykes musste mitansehen, wie seine Schwester verschleppt wurde. Jetzt stürmt er dem Entführer hinterher. Als Spieler treffe ich ihn das erste Mal, als er in einem Schlachtgetümmel seine Schwester vermeintlich wiederzuerkennen vermag und kurzer Hand gleich in einem Konflikt landet. Er freundet sich schnell mit der siegreichen Seite dieses Kampfes an, geführt von David, dem Marquise von Athlum. Dieser scheint aufgrund seines Familiennamens und Herkunft mehr zu wissen, als er preisgeben möchte. Rush ist allerdings nur froh Hilfe auf seiner Suche zu bekommen. So jagt ein glücklicher Zufall den nächsten, ehe die Handlung richtig Fahrt aufnimmt, was den etwas drögen Einstieg mehr als wett macht.
Beheimatet werden die Städte von The Last Remnant Remastered überwiegend von vier intelligenten Rassen. Neben den Menschen gibt es riesige Fisch-, kleine Echsen- und vierarmige Katzenwesen. Wichtiger Bestandteil der Welt und Angelpunkt der Geschichte sind die Artefakte, die titelgebenden Remnants, die an Lebewesen gebunden werden müssen, da sie ansonsten folgeschwere Katastrophen, sogenannte Zusammenbrüche, nach sich ziehen können. The Last Remnant Remastered macht einen sehr guten Eindruck, die Authentizität seiner Spielwelt beispielsweise mit politischen Konflikten darzustellen und sich nicht nur auf eine klassische Heldenreise zu stützen.
GAMEPLAYEine große offene Spielwelt sucht man in The Last Remnant Remastered vergebens. Stattdessen werden neu entdeckte Orte auf einer Landkarte angewählt und führen dann in abgeschlossene Gebiete. Für die Städte gilt hierbei dasselbe. Jede Stadt besteht aus mehreren einzelnen Straßen, die von der Stadtkarte aus besucht werden können. Immerhin wird angezeigt, welche Händler und Institutionen wo zu finden sind.
Dank der L-Taste lässt sich der Hauptcharakter zu jeder Zeit beschleunigen, um auch die längsten Straßenzüge oder schlauchartigen Tunnel schleunigst hinter sich zu lassen. In der Wildnis trifft Rush auf feindlich gesinnte Kreaturen, die mit Druck auf die ZR-Taste präventiv angegriffen werden können, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Mit der Zeitlupenfunktion auf der R-Taste kann man mehrere Mobs an sich binden und den gleichzeitigen Kampf gegen sie suchen. Dies kann sich zwar des öfteren als wirkliche Herausforderung herausstellen, belohnt aber beim Sieg mit mehr und vor allem selteneren Gegenständen.
Beim Kampfsystem nutzt The Last Remnant Remastered einen sehr eigenen Stil. Anstatt einzelne Figuren zu steuern, übernehme ich die Kontrolle über ein ganzes Batallion. Bis zu fünf Charaktere werden in einem Verbund zusammengefasst, von denen ich im Handlungsverlauf auch bis zu fünf unter meinem Kommando befehlige. Ferner wähle ich auch nicht die individuellen Fähigkeiten eines jeden Kriegers aus, sondern gebe dem Verbund eine Richtung vor, gegen welche Gegnergruppe sie wie vorgehen sollen. Dabei passen die Akteure gelegentlich sogar ihre Aktionen dem Kampfgeschehen an. Dennoch kommt dadurch nicht wirklich eine Kontrolle auf - ich bin eher der Stratege an der Seitenlinie, statt Teil des Kampfes. Deutlich wird dies im Ausrüstungsmenü, da ich mich lediglich um die Ausrüstung von Rush kümmere und andere Figuren an bestimmten Handlungspunkten oder durch das Sammeln von Loot bessere Ausrüstung verdienen.
Im Kampf selbst kommt es mehr oder weniger auf eine gute Strategie an. Da sich vieles anfühlt, als läge es nicht in meiner Hand, muss ich den Punkten, die ich beeinflussen kann, besonderes Augenmerk entgegen bringen. Ich wähle demnach, wie sich meine Truppen welchen Gegnern nähern. Dabei kommt es zu Blockaden, wenn sich zwei Verbände gegenüberstehen und sich bekämpfen, bis einer besiegt ist. Schicke ich nun einen weiteren Trupp auf dieselbe Gruppierung, wird diese flankiert und erhält mehr Schaden. Schaffe ich es sogar sie komplett zu umzingeln, wird der Bonus ziemlich schnell tödlich. Dasselbe gilt allerdings auch für meine eigenen Verbände, die bei einer zu großen Gegneranzahl mitunter überrannt werden können.
Zu Gunsten des Gegners geht oft die Moral-Leiste, welche nochmals Boni und Mali gibt, da diese oft zahlenmäßig überlegen sind und das Blatt gerne mit ihrer Überzahl wenden. Eine Beschleunigung des Schlagabtausches lässt sich jederzeit hinzuschalten, auch wenn es die eh schon mangelnde Übersicht nochmals einschränken mag. Ferner gibt es für mehr spielerische Einbindung ein Quick-Time-Event bei jedem kritischen Treffer, der diese nochmals verstärkt oder den Schaden beim Ausweichen komplett verhindert. Netterweise lässt sich dieses Feature aber auch abschalten. Loben muss ich noch das sehr gütige Auto-Save-Feature, das nach jedem erfolgreichen Kampf oder Gebietswechsel greift. Da ich bereits anmerkte wie schnell man durch eine Unachtsamkeit überrannt werden kann, griff ich dankend auf den Auto-Save zurück. Auch wenn ich sagen muss, dass das Kampfsystem einen eher unfertigen Eindruck macht und noch etwas mehr Feinschliff hätte gebrauchen können.
TECHNIKLitt die ursprüngliche 360-Version noch unter technischen Schwächen, ist davon auf der Nintendo Switch kaum noch etwas zu merken. Die Charaktermodelle sehen soweit gut aus, wenn auch die Gesichtsanimation ein wenig zu wünschen übrig lässt. Auch die Umgebungen wirken etwas trist und sind an vielen Stellen nicht gut aufgelöst, doch im Handheld-Modus fällt das nicht weiter auf. Dafür hatte ich es auf dem Fernseher des öfteren mit Kantenflimmern zu tun.
Ansonsten wurden dem Remaster, abgesehen vom Geschwindigkeitsboost und Fehlerbehebungen, keine weiteren Features spendiert. Artgallerie und Soundtest sind demnach nicht enthalten. Dabei ist es wirklich eine Schande, dass der hervorragende Soundtrack außerhalb der Fanbase kaum Erwähnung findet. Die Synchronisation kann allerdings nicht ganz mit der Musik mithalten. Lediglich die englische Fassung ist im Spiel verfügbar und deren Sprecherleistungen schwanken. Dafür sind die Texte der deutschen Untertitelung manchmal sehr lax - etwas, das man von den sonst so höflichen Japanern eher gar nicht gewohnt ist. Des Weiteren gehen Personenbeschreibungen oft daneben, wenn beispielsweise eine erwachsene Frau als kleines Mädchen bezeichnet wird.
FAZITMit The Last Remnant Remastered macht niemand etwas verkehrt, der sich für Rollenspiele interessiert. Das Kampfsystem ist zwar sehr eigen und erlaubt kein aktives Agieren, frustriert aber dank des großzügigen Auto-Saves sehr selten. So bietet The Last Remnant Remastered gut 50 Stunden Spielspaß - für 19,99€ mehr als fair.