The King's Bird hat eine interessante Prämisse und ein vielversprechendes Gameplay. Wir lernen im Tutorial die Steuerung ein wenig kennen. An den Wänden der 2D-Umgebung steht jeweils geschrieben, welchen Knopf wir für welche Aktion drücken sollen, um zu springen, Schwung zu holen, zu fliegen, uns im Flug zu wenden und so weiter. Alles leicht zu verstehen. Danach läuft ohne Worte eine Sequenz, in der ein Vater und seine Tochter - die wir sind! - einen Disput haben. Der Vater billigt die Neugier seiner Tochter ganz und gar nicht, und verbietet ihr herumzufliegen und Spaß zu haben. Trotzig wie sie ist tut sie es trotzdem und verlässt den vom Vater abgesteckten Bereich, um sich die Welt anzugucken.
Diese Welt ist eher eine Art Hub, durch den wir die einzelnen Areale, also Level, betreten. In jedem Level starten wir beim Eingang und müssen bis zum Ausgang gelangen, der uns wieder zum Hub zurückbringt. In jedem Level wird nicht selten wieder und wieder höchste Präzision von uns verlangt, denn ein Fehler, also wenn wir Stacheln berühren oder in Schluchten fallen oder sowas, sind wir sofort des Todes und landen am letzten Checkpoint. Diese sind fair und zahlreich verteilt, aber dennoch ist so manches Hangeln von Checkpoint zu Checkpoint nicht selten eine Geduldsfadenzerreißprobe aller erste Güte. Einen Level ohne eine einzige Checkpointrücksetzung zu schaffen, dürfte wirklich nur den erfahrensten Gamern und Gamerinnen gelingen. Aber auch nur die Hälfte der Level zu schaffen, ohne einmal einen Checkpoint gebauchen zu müssen, halte ich für praktisch unmöglich: Stacheln, Schluchten, Sprung-, Wandsprung-, Gleit- und Schwebepassagen geben sich gegenseitig die Klinke in die Hand und kommen nicht selten auch gern mal als Gesamtpaket, sodass pixelgenaues Agieren allgegenwärtig verlangt wird, was inmitten der beinahe schon klaustrophobischen Enge vielerorts aber kaum zu machen ist und gerade in späteren in späteren Leveln zu Verzweiflung führen kann.
Jedoch rühmt sich The King's Bird auch damit, sehr, sehr schwer zu sein. The King's Bird will genauso sein, wie es ist. Und weil das Entwicklerteam weiß, dass nicht alle Spieler/innen gleich gut sind (eine Eklärung dazu findet sich in den Optionen), gibt es in den Optionen jederzeit die Möglichkeit, sich diverse Hilfestellungen zu aktivieren, sodass man zum Beispiel nicht gleich bei der ersten Stachelberührung draufgeht, länger gleiten kann und so weiter. Zwar werden dann die Bestzeiten nicht gespeichert, aber man kann sich den Gameplayschwierigkeitsgrad selbst feinjustieren. Und sei es nur, sich für einen Level erstmal warmzuspielen und diesen genauer kennenzulernen, bevor man sich ohne irgendeine Stütze an die Arbeit macht.
Alles in allem finde ich The King's Bird durchaus gelungen, und mein Ehrgeiz verlangt, dass ich es ohne die Sonderfunktionen über das Optionsmenü schaffen, aber dann ist es auch eine echt harte Nuss. Im Besonderen die Gleit- und Flugmomente verwirren mich auch nach längerer Spielzeit, weil ich gewissermaßen intuitiv in die falsche Richtung drücke, oder Distanzen falsch einschätze, wenden will und irgendwo reinrause oder hineinfalle. Immer wieder wünschte ich mir, die Steuerung möge doch ein wenig entgegenkommender sein, sobald ich in die Luft abhebe. Es fühlt selbst nach einiger Übung leicht schwammig an und es ist, als hätte ich die Gewissheit, dass ich Abschnitt X nur deshalb meisterte, weil ein dieses kleine Qäuntchen Glück mitwirkte. Man merkt deutlich, dass The King's Bird gern einer dieser Titel wäre, bei denen voller Skill durch die Level gleitet, wie ein Traceur beim Parkour - aber durch die In-der-Luft-Steuerung gelingt das einfach nicht vollends.
FAZITGrafik und Sound überzeugen vollends. Hier passt einfach alles. The King's Bird ist wunderschön anzugucken und wunderschön anzuhören. Der Umfang ist reichlich. Deshalb ist mein einziger Kritikpunkt wirklich nicht unbedingt der Schwierigkeitsgrad, sondern dass die Steuerung nicht immer 100%ig mitmacht. Wer sich selbst gern mal absolute Perfektion abverlangt, sollte zulangen, alle anderen sollten, trotz der Optionsvielfalt, sich das hier gut überlegen - denn auch dann wird man an vielen Stellen nicht ohne Weiteres vorbeikommen.