Die Folgen des KlimawandelsIm Jahre 2971 hat die Erde mit einer neuen Eiszeit zu kämpfen. Der Meeresspiegel ist dabei so stark angestiegen, dass das Leben auf der Oberfläche gar nicht mehr möglich ist und die Menschheit sich unter Wasser eine neue Existenz aufgebaut hat. Als diese durch Ressourcenmangel erneut bedroht wird, man sein Heil in der Flucht ins Weltall. Doch als mein Schiff mit einem Wurmloch kollidiert, geht etwas schief und ich lande wieder zuhause - um die Neuntausend Jahre später!
Mein Raumschiff-U-Boot-Hybrid kracht durch eine dicke Eisdecke und ich übernehme die Kontrolle über mein Gefährt. Mehr als mich fortbewegen, kann ich mich anfangs allerdings nicht und so genieße ich mehr oder weniger die vertraute und doch despotive Umgebung. Überall finde ich Überreste menschlicher Zivilisation, sei es vor oder nach der Flut. Die scheinbar recht langlebigen Energiezellen von Informationseinheiten lassen mich Ereignisse, die während meiner Jahrtausende langen Abwesenheit geschehen sind, nachlesen. So erfahre ich vom Zusammenschluss von Großkonzernen, neuen Kollonien, Öko-Terroristen oder fehlgeschlagenen Chemieexperimenten. Das Worldbuilding wird hier genauso gut in Szene gesetzt, wie die sich mir entfaltenden Umgebungen.
Diese ist in einem unheimlich schönen Pixellook gehalten. Farbenfroh präsentieren sich Flora und Fauna in den unterschieldichen Bereichen der Welt. Seien es Mangroven, Algen oder Seetang. Quallen, Fische, Krebstiere oder Muscheln. Alles wiegt sich in den Wellen oder geht seinem Alltag nach. Ich selbst nur von wenigen Kreaturen als Fremdkörper oder gar Fressfeind wahrgenommen, sodass ich meist ungestört von A nach B tuckere. Die Musik trägt ebenfalls ungemein zur ruhigen Atmosphäre bei.
Nach einer kurzen Spazierfahrt finde ich meine erste Harpune, die ich in einem 180°-Winkel unter meinem Schiff mit dem zweiten Stick justiere und mit Druck auf die Schultertaste abfeuere. Einfache Schüsse gehen aber gerade mal ein paar Meter weit, sodass ich für effektives Vorgehen meist die Aufladefunktion verwenden muss. Dank der Harpune öffne ich Schleußentore und komme darum weiter voran.
Wenn es kracht, dann richtig!Doch auf einmal stehe - wohl eher treibe - ich einem riesigen Wurm gegenüber! Sein Lebensbalken nimmt fast die gesamte Breite des unteren Bildschirms ein und Harpunenbeschuss scheint ihn kaum zu jucken. Oh ja! Die Bosse in The Aquatic Adventure of the Last Human sind ohne Übertreibung ein wahrer Albtraum! Ich fühlte mich mitunter an so manchen Bullet-Hell-Shooter erinnert, als ich mein Schiffchen vorbei an verfolgende Geschosse manövrierte und trotzdem versuchte, dem Boss eine Harpune in den Leib zu feuern. Wie oft mein U-Boot dabei in seine Einzelteile zerlegt wurde, vermag ich kaum mehr zu sagen.
Stück für Stück kämpfte ich mich an der Lebensleiste jedes Bosses immer ein wenig weiter nach vorn, bis ich sein Angriffsmuster verinnerlicht hatte. Glücklicherweise besteht dieses in den meisten Fällen nur aus zwei Phasen, wobei der Boss bei halber KP einen neuen Trick ins Repertroire aufnimmt. Sehr fair ist übrigens auch, dass das Spiel trotz Reise- und Speicherpunkten in der Oberwelt direkt vor jedem Bossraum einen Autosave anlegt und mich nicht mit Backtracking straft.
Habe ich dann endlich meinem Gegenüber mit einem beherzten Aufatmen den Garaus gemacht, heimse ich meine Belohnung in Form eines neuen Upgrades ein. Die Funktion wird mir in einer kurzen Tutorialbox angezeigt und als aufmerksamer Erkunder fand ich unterwegs einige Stellen, an denen ich mein erbeutetes Werkzeug gleich einsetzen konnte. Auch außerhalb von Kämpfen finde ich ein paar Verbesserungen für mein Unterseeboot. Stärkere Hüllen oder schnellere Antriebe lassen sich durch fleißiges Forschen auf der Reise finden. Wer einmal festhängt, lässt sich auf der recht rudimentären Karte anzeigen, welche Abschnitte noch nicht erkundet wurden - auch wenn die Wegfindung mitunter etwas ermüdend werden kann. Ferner möchte ich auch auf die schiere Körpergröße späterer Bosse und die damit sehr hohe Zoomstufe aurmerksam machen, welche das Spielen im Handheld-Modus doch ein wenig mehr als nötig erschwert.
Ist das Spiel einmal durchgespielt, lassen sich die Hardcore-Schwierigkeit und "New Game+" freischalten. Auch ein Boss Rush hat es für ganz Hartgesottene ins Spiel geschafft. Wer es ganz spannend machen möchte, stellt unter den Optionen sogar noch das HUD aus. Zudem gilt es, das Kreaturen-Logbuch zu komplettieren, in welchem Daten und Eindrücke zu den Meereslebewesen gesammelt werden. Ein weiterer Pluspunkt für die ohnehin schon dichte Atmosphäre der Spielwelt.
FAZITRuhige Erkundung wechselt sich schlagartig mit nervenaufreibenden Feuergefechten ab. Der ungemein anspruchsvolle Schwierigkeitsgrad schlug bei mir aber selten in Frust um. Es war eher eine Motivation, jedes Mal ein weiteres Stück Fortschritt zu erlangen. So oder so: The Aquatic Adventure of the Last Human ist ein wunderschön atmosphärischer Titel, der auch nach dem Abspann noch ein wenig Langzeitmotivation bietet. Hier darf ruhig jeder Shoot-'em-up- und Metroidvania-Fan abtauchen.