Teslagrad ist ein Puzzle-Platformer im Steampunk-Stil, der mit interessanten Rätseln und einer besonderen Atmosphäre aufwartet. Das Spiel erschien erstmals Ende 2013 für den PC und wurde seitdem auf vielen Konsolen veröffentlicht, darunter auch auf der Wii U. Nun darf man sich auch auf der Switch ins Abenteuer stürzen.
Im Königreich Elektropia bekämpft der König eine Gruppe von Magiern, die in einem großen Turm in der Hauptstadt Teslagrad residieren. Als kleiner Waisenjunge flieht man vor den Männern des Königs und findet sich auf einmal im Turm wieder. Während man nach und nach im Turm emporsteigt, entdeckt man die Geschichte von Teslagrad. Die Story wird dabei nicht mithilfe von Worten, sondern ausschließlich durch Bilder erzählt. Diese finden sich im ganzen Turm als Wandmalereien verteilt, oder gar als kurze Puppenspiel-Sequenzen. Die Präsentation des Spiels ist ansprechend und liebevoll gemacht und die offene Erzählweise lässt viel Spielraum für Interpretationen - die fehlende Klarheit, worum es geht, sorgt allerdings auch dafür, dass man leicht den Faden verlieren kann.
Kreative Magnetismus-RätselAls unbenannter Protagonist steigt man im Turm Stück für Stück nach oben. Als zentraler Punkt fungiert hier ein vertikaler Schacht mitten in besagtem Turm, von dem aus sich die einzelnen Spielabschnitte nacheinander betreten lassen. Zu Beginn kann man nur Laufen und Springen, schnell erlernt man jedoch weitere Fähigkeiten hinzu, die mit den roten und blauen Blöcken zu tun haben, welche im gesamten Turm verteilt sind. Diese Blöcke haben magnetische Eigenschaften - rote und blaue Blöcke ziehen sich gegenseitig an, zwei Elemente der gleichen Farbe stoßen sich gegenseitig ab. Dieses Prinzip ist der Ausgangspunkt für die meisten Rätsel im Spiel.
Nach kurzer Zeit erlangt man nämlich die erste Fähigkeit, wodurch man die Farbe bestimmter Blöcke und Objekte ändern kann. So lassen sich beispielsweise Passagen freilegen oder Gegenstände bewegen. Mithilfe späterer Fähigkeiten kann man sich unter anderem blitzschnell in eine horizontale Richtung bewegen und sich sogar selbst mithilfe eines Capes magnetisch aufladen. Auch Dinge aus der Umgebung werden in die Rätsel mit einbezogen, so zum Beispiel magnetische Käfer, die ihre Ladung auf alles übertragen, was sie berühren.
Die Denkaufgaben sind durchgehend gut gestaltet, zudem kreativ und abwechslungsreich. Gegen Ende muss man oft verschiedene Fähigkeiten kombinieren, und generell gilt, dass die Rätsel umso kniffliger werden, je höher man im Turm aufsteigt. Was dann zu tun ist, ist meistens recht leicht zu erkennen, die Ausführung erfolgt allerdings oft durch präzise Manöver mit dem richtigen Timing.
Teslagrad ist sehr ruhig und beinhaltet kaum Action-Elemente - der Fokus liegt klar auf dem Lösen der Magnetismus-Rätsel. Feindselige Kreaturen, auf die man nur selten trifft, kann man nicht besiegen, sondern man muss stets ausweichen und fliehen. Denn wird man von einem Gegner erwischt oder läuft in ein Hindernis, stirbt man sofort. Checkpoints sind allerdings zahlreich, sodass man nie sonderlich weit zurückgeworfen wird. Dennoch kann es von Zeit zu Zeit Frustmomente geben, wenn man an besonders kniffligen Stellen hängenbleibt.
Einen Kontrast zum restlichen Gameplay stellen die Bosskämpfe dar, denen man sich hin und wieder stellen muss. Diese sind naturgemäß die schwierigsten Passagen des Spiels und verlangen präzises Ausweichen, weshalb ihr sicher einige Versuche benötigen werdet, um die Bossgegner zu besiegen. Es ist darum sinnvoll, zunächst die Verhaltensmuster der Bosse zu studieren - doch auch dann haben die Bosse es noch in sich. Nichtsdestotrotz sind sie eine schöne Abwechslung zum Rätsellösen.
Während man den recht linearen Weg in Richtung Turmspitze bestreitet, lassen sich insgesamt 36 versteckte Schriftrollen finden. Diese schalten zusätzliche Bilder frei, welche Story-Fragmente beinhalten. Allerdings benötigt man auch eine bestimmte Anzahl von Schriftrollen, um das Finale bestreiten zu dürfen, daher sollte man möglichst viele davon einsammeln. Dennoch: Alle Rollen zu sammeln werden wahrscheinlich nur Perfektionisten schaffen, denn einige von ihnen sind sehr schwer zu erreichen oder erfordern Backtracking.
Einzigartige Steampunk-AtmosphäreTeslagrad hat einen wunderschönen Grafikstil, der eine düstere, leicht bedrückende Atmosphäre erzeugt. Dazu trägt auch bei, dass der Turm komplett verlassen ist und man allein durch die verschiedenen Räume wandert, während sich die Geschichte nach und nach ausbreitet. Ergänzt wird die Grafik durch einen langsamen Soundtrack im Ambient-Stil, der die Schauplätze passend untermalt.
Die Steuerung des Spiels ist gut gelungen. Inputs werden präzise erkannt und besonders klasse ist, dass man die Tastenbelegungen völlig frei verändern und sich ein persönliches Steuerungs-Schema erstellen kann. Die Switch-Version unterstützt außerdem das HD Rumble-Feature, das sich beim Benutzen von Fähigkeiten aktiviert und positiv zum Spielgefühl beiträgt.
Insgesamt ist man mit der Story von Teslagrad ca. fünf bis sechs Stunden beschäftigt. Möchte man aber alle Schriftrollen finden, kann man nochmals einige Stunden dazurechnen.
FazitTeslagrad ist ein gelungener Platformer, dessen Gameplay sich durch die kreativen und fordernden Magnet-Rätsel auszeichnet. Die düstere Atmosphäre, die durch die schöne Grafik und den Soundtrack erzeugt wird, macht es zu einem einzigartigen Erlebnis. Das ruhige Rätsel-Gameplay wird durch die actionreichen Bosskämpfe ergänzt - diese sind allerdings ziemlich fordernd. Für Steampunk-Fans ist das Spiel ein Muss, aber auch alle Anderen dürfen einen Blick riskieren.