Die ersten 5 Minuten sind was ganz besonderes, denn Super Blackjack Battle 2 Turbo Edition präsentiert sich beinahe haargenauso, wie Super Street Fighter II (Turbo). Selbst die coole Ryu-schleudert-Ha-Do-Ken-ins-Bild-Sequenz wird repliziert, nur, dass hier Karten geworfen werden. Die Musik ist ähnlich, das Look and Feel - inklusive polierter 16-Bit-Optik - ist ähnlich. Ich geb gern zu: Das Spiel hatte mich für sich gewonnen, denn ich liebe die Street-Fighter-Games und Super Blackjack Battle 2 Turbo Edition: The Card Warriors versteht sich als Hommage an diese Reihe.
Natürlich aber ist das Gameplay ein völlig anderes. Statt Punches, Kicks und Special Moves auszutauschen, sitzt man um einen Backjack-Tisch herum, und spielt gegen den Croupier, sowie mindestens einem weiteren Gegner, Blackjack . Oder, wie es hier oft genannt wird: 17 und 4.
Insgesamt werden bis zu 10 Runden gespielt, und am Ende hat die Partie gewonnen, wer jetzt am meisten Geld auf seinem Konto hat - notfalls gibt es bei Gleichstand Zusatzrunden, bis der Gleichstand aufgehoben ist. Es gelten dabei die bekannten Regeln: Man setzt erst einmal etwas von seinem Geld, bekommt zwei Karten und muss nun anhand der Gegner- und Croupier-Karten entscheiden, ob man noch weitere Karte möchte, denn insgesamt möchte man möglichst genau 21 Punkte haben. Mit weniger Punkten kann man eventuell auch noch gewinnen, mit mehr auf keinen Fall. Wichtig ist, egal, ob man nun 21 oder weniger hat, man muss mehr Punkte als der Croupier mit seinem Blatt haben - sonst verliert man seinen Geldeinsatz. Bei Gleichstand passiert nichts, und gewinnt man, bekommt man den Einsatz zurück, nebst dem Nennwert des Einsatzes als Belohnung.
Ein paar Zusatzregeln gibt es außerdem, wie Momente, in denen man auf Insurance, Split oder Double gehen kann. Im Grunde alles easy-peasy zu verstehen. Wer jedoch Blackjack nicht kennt, muss sich erst eine kleine Weile mit dem Spiele-Reglement auseinendersetzen, denn es gibt keine Hilfe oder Regelübersicht. Vor allem Insurance und Split tauchen, je nach Kartensituation am Tisch plötzlich auf, und man wird bloß gefragt, ob man auf Insurance oder Split gehen möchte. Welche Vorteile, Nachteile oder Konsequenzen dies hätte, weiss man nicht. Und wenn die Runde vorbei ist, bekommt man Geld dazu oder abgezogen, aber das Warum muss man sich selbst erschließen.
Das Double ist dagegen sehr einfach zu verstehen: Wählt man dies aus, bekommt man auf jeden Fall noch eine weitere Karte, aber keine einzige mehr. Gewinnt man jetzt mit seinem Blatt, gibt es den doppelten Einsatz, beziehungsweise man bekommt den gesetzten Einsatz doppelt abgezogen.
Die Steuerung ist simpel und bedarf keiner langen Erklärung, da nebst Steuerkreuz oder linkem Analogstick nur A (auswählen/bestätigen/weitere Karte), B (zurück/abbrechen) und Y (setzen) benötigt werden - eventuell noch X, um All-in zu gehen. Das geht bereits nach 2 Minuten wie von selbst von der Hand.
Spieldauer und Umfang zu bewerten, ist bei einem derartigen Spiel schwierig, denn man kann im Grunde unendlich viel und lange spielen. Es gbt 12 Charaktere, wobei allerdings 2 erst freigeschaltet werden müssen. Die Charaktere haben zwar ihre Eigenarten, allerdings sind diese reiner Zuckerguss. Es gibt am Tisch keinerlei Unterschiede, egal, welchen man selbst wählt oder wer Gegner/in sein mag - die Chancen sind immer dieselben. Man bekommt also nicht bessere Karten, mehr Geld, oder sowas, wenn man Charakter X gewählt hat. Auch die KI scheint mir immer dieselbe zu sein, egal gegen wen oder wie lange man schon spielt.
Außerdem kann man die KI ein Stück weit austricksen. Ich habe eine ganze Weile konsequent immer genau 150$ gesetzt, was mich letztlich oft zum Sieger einer Partie machte, weil die KI wohl nicht der Spielsituation angemessen aggressiver oder passiver spielt. So kann die CPU unaufholbar voraus sein, sodass man sie unmöglich noch aufholen könnte, aber statt dann nur höchstens 50$ zu setzen, geht sie nicht selten auf 400 oder noch mehr hoch, sodass ihre Verluste entsprechend waren und ich schnell wieder zu ihr aufgeschlossen hatte. Diese Taktik klappt nicht immer, aber meistens schon. Und sollte man doch verlieren, spielt man einfach erneut gegen denselben Charakter, dann klappt es und es geht auf zur nächsten Partie.
Andererseits passiert es sehr, sehr häufig, dass ich mit einem Blatt von aktuell 12 oder mehr Punkten noch eine Karte will und es dann eine 10-Punkte-Karte ist, womit ich eindeutig verloren habe. Gerade mit einem Blatt von 17+ Punkten kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr gewinnen, wenn der Gegner 18 oder 20 Punkte hat - man muss noch eine Karte nehmen, sonst hat man ohnehin verloren, aber nimmt man eine weitere Karte, hat man fast immer zu viel und verliert ebenso. Man könnte jetzt mit Statistiken und der Anzahl von 10-Punktekarten im Deck gegenargumentieren. Alles richtig, aber soooo oft? Es passiert beinahe nie, in einer solchen Situation mal eine 2, 3 oder 4 zu erhalten.
Multiplayer wird ebenfalls geboten. Allerdings nur an derselben Konsole, aber dafür auch mit nur einem einzigen Controller möglich, welcher dann herumgereicht wird, sollten nicht pro Person ausreichend Controller vorhanden sein. Und auch, wenn man mit bis zu vier Personen und gegebenenfalls CPUs zocken kann, ist es gerade bei einem solchen Titel schade, ihn nicht online spielen zu können.
Übrigens ziehen sich die Street-Fighter-Anspielungen durch das gesamte Spiel. Während der Partien stehen die Tische immer in verschiedenen Ländern - entsprechend dem Gegner oder der Gegnerin. Wobei alle ihre eigenen Persönlichkeiten haben. Nach der Partie gibt es stets auch einen Sieges-Spruch, und vor jeder Partie eine Flugzeug-Animation von Land A nach Land B. Überhaupt gibt es viele weitere Details dieser Art. Einzig, dass der Announcer wirklich ausnahmslos jedes Mal vor einer neuen Runde "New Round - Fight!" sagt, ist auf Dauer etwas zu viel des Guten. Denn eine Runde dauert selten länger als 15-20 Sekunden und bei 7 bis 8 davon in direkter Folge, hat man sich daran irgendwann sattgehört. Zumal nach jeder Partie ja immer gleich die nächste folgt. Leider kann man ihn nicht stumm- oder leiser schalten. Und würde man die Gesamtlautstärke runterdrehen, würde man die tollen Musiken nicht mehr so gut hören, die für jedes Land (eines pro Charakter) unterschiedlich sind.
Etwas irritiert bin ich noch beim deutschen Charakter Dieter. Alle Charaktere haben ihre Eigenarten und karrikiert werden diese oft sehr überspitzt. Einer ist eitel, der nächste ein Casanova, die andere zitiert stets eine japanische Weisheit. Nur Dieter geht mir wirklich auf den Senkel. Er kommt mit ernstem Blick, verschränkten Armen vor der Brust und militärischem Dress daher, und ausnahmslos jeder seiner Gewinnkommentare nach einer Partie bezieht sich indirekt auf's Militär oder zum Beispiel den schönen Schwarzwald. Obendrein wird er nach einer Niederlage ähnlich von den anderen verspottet. Klischees hin oder her, und natürlich nehme ich das nicht allzu ernst. Doch ist es eben jenes Deutschklischee, das sich mehr als nur abgenutzt hat. Warum nicht wenigstens ein paar Deutsche "Klischeetugenden" wie Pünktlichkeit, Bürokratie oder die Aussprache von "TH"-Worten (the, this, that...) durch den Kakao ziehen?
FAZITEs mangelt bei allem comichaften Charme an Ernsthaftigkeit unter der Haube. Allzu oft bekommt man selbst schon als dritte Karte einen 10er-Wert vom Croupier und die CPUs lassen sich leicht austricksen, und wenn nicht im ersten Versuch, dann spätestens beim zweiten oder dritten. Sie spielen nicht nur nicht dem menschlichen Gegenüber entsprechend, sondern setzen auch noch selbst bei haushohem Vorsprung unnötigerweise sehr viel Geld, das sie dann nicht selten verlieren. Bei frühen Kontrahenten noch nachvollziehbar - man soll ja nicht schon am Anfang kläglich scheitern -, aber selbst der allerletzte CPU-Gegner spielt exakt genauso.
Zur Abwechslung für die eine oder andere halbe Stunde absolut in Ordnung, aber für "vollwertige Partien" nur bedingt empfehlenswert.