Cover: Snooker 19Das Billard für Gentlemen ist ab sofort für Nintendo Switch erhältlich: Snooker 19. Wie es diesem Sport entspricht, ist die gesamte Aufmachung gediegen. Klare Linien, in den Menüs, tendenziell Kontraste aus sehr hellen und sehr dunklen Farben, ansonsten akzentuiert mit Blautönen. Der erste Eindruck ist also durchaus gut.

Die Navigation durch die Menüs ist ebenso aufgeräumt und sauber strukturiert. Zeigt zugleich, dass hier keinerlei anderen verwandten Arten enthalten sind, wer also beispielsweise auch mal 8-Ball spielen oder just for fun ein paar Trickshots absolvieren möchte, wird hier nicht fündigt.

Neben dem freien Spielen, bei dem auch Onlinepartien möglich sind, ist ein Karrieremodus enthalten. Seltsamerweise wählt man hier einen der bereits im Spiel integrierten Spieler, statt sich seinen eigenen erstellen zu können. Noch seltsamer wird das, wenn man dann zu spielen beginnt, denn es macht keinen Unterschied, wen man für sich erwählte: Es gibt keinerlei Statuswerte, die sich auf das eigene Geschick auswirken. Der weltbeste Snookerspieler ist in unseren Händen genauso fähig oder unfähig, wie der Ranglistenletzte. Kurz: Man wählt also allein nach optischen Attributen, oder, wenn man sich in diesem Sport auskennt, nach Sympathie.
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Das Gameplay selbst hält sich strikt an die offiziellen Snookerregeln: Immer abwechselnd einen roten und einen andersfarbigen Ball versenken. Fouls werden entsprechend geahndet. Die Ballphysik ist akkurat, die Animationen der Spieler gehen völlig in Ordnung - gehobenes PlayStation-2-Niveau. Dafür wirkt die Halle leblos. Man sieht direkt beim Start nur ein paar besetzte Stühle, alle anderen sind leer.
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Während der Partie selbst hat man allerdings nur den Tisch vor Augen und sieht von der Halle rein gar nichts mehr. Und hier beginnt Snooker 19 dann doch, etwas ärgerlich zu werden. Man kann die Ansicht nicht ändern. Die Kamera lässt sich nicht verstellen, es gibt keine Ego- oder Over-Shoulder-Ansicht und zoomen geht ebenfalls nicht. Man hat den Tisch zu jeder Zeit aus der immer selben Perspektive vor sich.
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Die Zielhilfe, welche sagt, welchen Kurs der weiße und welchen der von ihr ummittelbar angespielte Ball nehmen werden, kann vor Partiebeginn konfiguriert. Doch je geringer man die Zielhilfe einstellt, desto mehr wird der Frame zum Glücksspiel. Das Augenmaß, dass man an einem realen Tisch nehmen kann, fehlt hier schlicht und ergreifend, beziehungsweise wird durch den Blickwinkel eventuell sogar noch verfälscht.
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Lediglich direkt vor dem Stoß wechselt die Perspektive auf die Sicht der Spielfigur. Hier lassen sich zwar noch kleine Stoßkorrekturen vornehmen, allerdings hilft das in den allermeisten Fällen so gut wie gar nicht, denn auch hier hat man häufig das Problem, dass die Ansicht immer gleich ist und die Kamera nicht so will, wie man selbst.
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Und da ein vermasselter Stoß gleichzeitig auch die Übergabe an den Gegner bedeutet, kann es gut und gerne 2 bis 3 Minuten dauern, bis man wieder dran ist, denn die CPU locht, wenn sie die Chance hat, gern mal den einen oder anderen Ball ein - und punktet dabei sehr ordentlich. Die CPU-Stöße lassen sich durch Halten von ZR beschleunigen, aber eben nur diese, die Nachdenkpausen, die die CPU sich nimmt, lassen sich leider nicht vorspulen... Das sind Momente, da macht Snooker 19 wirklich keinen Spaß mehr - und solche Momente erlebt man regelmäßig.
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Die Kommentatoren tun ihr Übriges dazu. Sie klingen sehr authentisch und very british - sie sprechen durchweg (britisches) Englisch -, doch sie nehmen dennoch kein Blatt vor den Mund. Geht ein Stoß daneben, und das passiert eben recht oft, hört man ein ums andere Mal, dass dieser Stoß "very, very poorly" war, oder man wegen des versusten Stoßes sicherlich "silently fuming" würde. Kurz: Man hört man laufenden Band, dass man es nicht auf die Reihe kriegt. Sicher, gelobt wird auch, wenn ein Stoß mal gelang. Nur erlebt man das eben seltener...
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FAZIT
Snooker 19 macht einen exzellenten ersten Eindruck, lässt aber gleich in der allerersten Spielminute nach: Die Perspektive nervt durchweg, ist die CPU an der Reihe, hat man Zeit für andere Dinge, und die Kommentatoren sind nicht gerade sparsam damit zu betonen, dass man es nicht drauf hat. Dabei könnte Snooker 19 wirklich richtig, richtig Spaß machen, denn trotz all der Schwere dieser Kritik mache ich es immer mal wieder für 'nen halbes Stündchen an, und schaue, ob ich mich nicht doch damit arrangieren kann - aber bisher habe ich doch immer wieder resigniert abgeschaltet. Bitte unbedingt patchen - Snooker 19 ist ansonsten nämlich echt gut.
Jörg Singleplayer: 68%
Multiplayer: 69%


Verfasst von Jörg am 24.08.2019,
bemustert durch Plan of Attack
für bis zu 2 Person/en
Release am 23.08.2019