Snipperclips... Hm, komischer Name... Was ist das für ein Spiel? Nun, zwei Wesen interagieren miteinander, um Rätselaufgaben zu lösen. Doch sind die Rätsel häufig so gestrickt, dass diese beiden Wesen sich gegenseitig in Form schneiden müssen, um schrittweise die Lösung zu erschließen. Doch hier endet es nicht, denn es gibt auch Rätsel, die eher sekundär auf Logik, und dafür verstärkt auf Aktionen setzen. So müssen also perforierte Formen ausgefüllt, Bälle durch Körbe geworfen, Bleistifte angespitzt, der Fluß von Flüssigkeiten in bestimmte Bahnen gelenkt werden und und und... Unglaublich, wie kreativ die Köpfe hinter Snipperclips dabei waren, soviele verschiedene Rätsel- und Aktionselemente um die fünf Basisfunktionen der Wesen herumzulegen: Laufen, Springen, Ausschneiden, "um 360° rotieren" und "sich wieder in die Originalform zurückversetzen".
So steuert man also die beiden Wesen mit der witzigen Körperform. Spielt man allein, wechselt man per Knopfdruck zwischen beiden Wesen hin und her, wobei das noch aktive Wesen seine exakte Körperhaltung und Position beibehält, wenn man wechselt, was sich für Solospieler/innen als essentiell erweist. Spielt man zu zweit, steuert jede/r Spieler/in eines der Wesen. Mag man bereits hier direkt intervenieren und erklären, dass es zu zweit definitiv am meisten Spaß machen muss, ich möchte diese Mutmaßung gleich wieder vom Tisch fegen. Denn natürlich macht Snipperclips mir in Gesellschaft viel Freude, aber genauso gern spiele ich Snipperclips auch ganz für mich allein, weil ich so in aller Ruhe überlegen und ausprobieren kann, ganz ohne Druck oder Interaktionszwang durch andere. Wobei im Mehrspieler der Unterhaltungs- und Spaßfaktor eindeutig größer ist: Man lacht, flachs, neckt sich gegenseitig und freut sich, gemeinsam eine Lösung erkannt zu haben. Allerdings ist auch der Faktor für möglichen Frust größer, nämlich dann, wenn man uneins ist, wie der Lösungsweg aussieht oder beschritten werden sollte.
Ein wenig verwirrend ist im Hauptmenü allerdings die jeweilige Überschrift, denn man kann Snipperclips nicht nur allein oder zu zweit spielen, sondern sogar auch zu dritt oder zu viert. Nur sind eben die Menüpunkte nicht aussagekräftig genug, sodass man überall zuerst einmal reinschnuppern muss, bevor man weiss, was genau sich dahinter jeweils verbirgt. Na, dann wollen wir mal gucken...
1-2 SPIELERHier spielt man sozusagen den Abenteuer-Modus. Man löst allein oder zu zweit Level um Level, wobei jeder Level immer für ein Rätselszenario steht. Sind die ersten Level noch babyleicht, damit man zunächst das Gameplay und alle Möglichkeiten verstehen lernt, steigert sich der Schwierigkeitsgrad mit jedem absolvierten Level mehr und mehr. Selbst die Anforderungen ans eigene Geschick steigen sukzessive, das heißt, nicht nur die grauen Zellen müssen arbeiten, nein, auch der Fingerfertigkeit wird ein ums andere Mal einiges abverlangt.
Leider ist hier aber nach 45 Leveln wieder Schluss. 45, das liest sich hier erstmal viel, aber die ersten 15 Level löst man häufig in einer Zeit von 30 bis 120 Sekunden, die nächsten 15 brauchen im Schnitt zwischen 2-3 Minuten, und erst die letzten 15 können schon mal bis 5 oder mehr Minuten andauern, weil es dann bisweilen zwei, drei Anläufe benötigt, um zu verstehen, was genau jetzt verlangt wird und wie man alles in die Tat umsetzen kann.
2-4 SPIELER (RÄTSEL)
Zwar gibt es zwei Spielmodi mit dieser Überschrift, aber der erste von beiden entspricht im Kern genau der Idee des Abenteuer-Modus', beschränkt sich allerdings auf 12 Rätsel, welche nicht mit zwei Wesen gespielt werden, sondern mit vier Wesen. Die Rätsel sind hier zwar andere, aber dennoch hat man alle 12 Rätsel in sehr, sehr ähnlicher Form schon im "1-2 Spieler"-Modus gesehen, mit dem Unterschied, dass nun vier Wesen zusammenarbeiten müssen.
Eine Besonderheit ist hier übrigens, dass beim Spiel mit drei Personen eine zwischen zwei Wesen hin- und herwechselt, während Spieler/in 2 und 3 jeweils immer dasselbe Wesen steuern.
2-4 SPIELER (MINISPIELE)
Und der zwei Spielmodus mit dieser Überschrift ist sowas wie der Minispiel-Modus. Hier wird in drei Minispielen um den Sieg gespielt: Basketball, Tischhockey und "Dojo" (man zerschnibbelt sich gegenseitig, und wer einmal vollständig zerschnibbelt wurde, verliert einen Punkt). Auch hier laufen alle Minispiele mit derselben bereits bekannten Spielmechanik ab: Jede/r Spieler/in steuert ein Wesen, kann laufen, springen und schnibbeln, und probiert, für sich selbst oder das eigene Team zu gewinnen.
Was zu zweit sehr gut funktioniert, ist zu dritt beim Basketball und Tischhokey etwas unfair, weil hier dann immer 2 gegen 1 spielen - nur beim Dojo spielt man immer bloß für sich selbst. Zu viert sind Basketball und Tischhokey zwar wieder ausgeglichen (2 gegen 2), aber dafür driftet es manchmal etwas zu sehr ins chaotische ab, weil die Übersicht in all dem Tohuwabohu bisweilen verloren geht, denn die Spielerfelder sind immer gleich gestaltet und gleich klein, egal, ob man zu zweit, dritt oder viert spielt.
2-4 SPIELER (NACHTRAG)
Insgesamt finde ich sowieso toll, dass dieses eigentlich für zwei Personen optimierte Spiel, auch allein oder dritt oder viert spielbar ist. Doch finde ich, wurde vor allem beim Zwei-Personen-Spiel und Vier-Personen-Spiel Potenzial verschenkt. Per Splitscreen hätten zwei Zweier-Teams darum wetteifern können, wer zuerst die Rätselsituation gelöst hat - dabei wäre dann auch völlig egal, ob man ein Rätsel bereits schon einmal gelöst hätte und darum weiss, wie vorzugehen ist, denn schließlich wäre vor allem Tempo der Ansporn.
Ebenfalls bedauerlich ist, dass keine Online-Partien möglich sind. Wie toll wäre es, auch über das Internet, am besten noch mit Voice-Chat-Funktion, die Rätsel lösen zu können?
TECHNIKDie Steuerung funktioniert tadellos, Grafik und Sound lassen dem Gameplay den Vortritt, bleiben also eher zweckmäßig, doch stimmt das Gesamt-Look-&-Feel in allen Punkten. Die Rätsel sind clever gestaltet und nie zu kryptisch bei dem, was nun erwartet wird. Und selbst, wenn man nicht sofort darauf kommt, hat man nach spätestens 30 Sekunden des Herumprobierens verstanden, was zu tun ist.
Allerdings gibt es manchmal Situationen, bei denen man in sehr kurzer Abfolge agieren muss. Etwa beim Drehen eines Zahnrads oder dem schrittweise Emporheben eines Gegenstands. Das kann schon mal frustig werden, weil manchmal das Gefühl aufkommt, dass nicht Geschick, sondern das Quäntchen Glück im rechten Moment es war, welches zum Gelingen beitrug - so gnubbelig geht es bei 4-5 Rätseln zu.
Schade finde ich besonders, dass, sobald man ein einmal Rätsel gelöst hat, dieses keinen Spaß mehr macht. Denn nun weiss man ja, was verlangt wird, und auf welche Weise die Lösung angegangen werden muss. Man kann sich höchstens im Zusammenspiel mit Menschen, die Snipperclips noch nicht kennen, zurückhalten, damit die Anderen eine Chance haben, die Lösung zu erkennen, aber dennoch weiss man selbst ja immer noch bescheid, und darum ist der Wiederspielwert beinahe bei null. Selbst für die drei Minispiele trifft das zu, nachdem man jedes je drei-, viermal gespielt hat, ist die Luft raus. Was daran liegt, dass keines der Minispiele auch nur annähernd als komplex zu beschreiben ist.
Darum hätten zumindest ein bis zwei weitere Schwierigkeitsstufen dem Gesamtpaket sehr gut getan - zum Beispiel über Zeitlimits, die zudem auch Time-Trial möglich gemacht hätten, sodass man sich über längere Zeit per Onlineliste weltweit mit anderen hätte messen können. Aber vielleicht kommt ja irgendwann ein Update oder DLC-Paket, dass genau soetwas aufwartet? Es wäre eigentlich der nächste logische Schritt, mehr Level und/oder mehr Schwierigkeitsgrade nachzulegen.
Und was ich wirklich nicht verstehe, ist der Zwang, dass, selbst, wenn man allein spielt, immer nur ein Joy-Con pro Person gestattet ist, den man querhalten muss. Dies als Option zu haben, wäre absolut in Ordnung, aber als Zwang, selbst als Solospieler/in, das nervt etwas. Denn es spricht rein gar nichts dagegen, auch dann mit beiden Joy-Cons oder dem Pro Controller zu spielen, schließlich wird in Snipperclips außer einem Analogstick, vier Aktionsbuttons und zwei Schultertasten keinerlei Sonderfunktion verlangt, die nur ein einzelner, quergehaltener Joy-Con bieten würde. Manchmal empfand ich es als regelrecht lästig, jetzt den Pro Controller wieder beiseite legen und die Joy-Cons holen zu müssen, wenn ich von einem anderen Spiel auf Snipperclips wechselte.
FAZITDie Idee hinter Snipperclips: Zusammen schneidet man am besten ab! ist so simpel und genial, dass man sich ernsthaft fragen muss, warum es dieses Spielkonzept nicht schon seit Jahren gibt! Rätselfreunde und -freundinnen, oder alle, die Spaß an geselligem, kooperativem, stressfreiem Gameplay haben, sollten die 19,99€ investieren und unbedingt zu Snipperclips greifen. Leider ist aber nach einmal Spielen jeden Rätsels der Wiederspielwert futsch. Das sollte man auf jeden Fall bedenken.