In Snake Pass schlüpft Ihr in die schuppige Schlangenhaut von Noodle. Gemeinsam mit seinem Kumpel, dem Kolibri Doodle, erforscht er die Welten von Heaven Tor. Der Clou: Um seinen Weg durch die Level zu meistern, greift Noodle auf die Fähigkeiten zurück, die ihm als Schlange geschenkt sind. Das beginnt schon beim Schlängeln über den Boden. Einfach mal so geradeaus, wie Ihr es aus anderen Spielen gewohnt seid, ist nicht drin! Gemäß guter Schlangenmanier bewegt Noodle sich im Zickzack voran. Doch die meiste Zeit verbringt er mit dem Klettern. Denkt wie eine Schlange, wickelt und windet das Reptil um alles, was sich in Reichweite befindet.
Knoten im KopfDas Prinzip ist einfach: Der Spieler hat die Kontrolle über Noodles Kopf und muss bedenken, wie der Rest seines langen Körpers folgt und ihm etwa beim Schlängeln über Hindernisse und Klettern helfen oder ihn auch behindern kann. Mit dem linken Stick bestimmt Ihr die Richtung, in die Noodle kriechen soll. Die ZR-Taste dient zum Beschleunigen. Und immer schön Schlangenlinien machen! Gelangt Ihr auf diese Weise an eines der zahlreichen Gestänge, wird es für Noodle Zeit zum Klettern, um auf eine höhere Ebene zu gelangen oder Abgründe zu überwinden. Denn einfach mal so hopsen ist nicht drin, für ein schuppiges Kriechtier ohne Extremitäten. Zum Glück kann unser Held mit Betätigen der A-Tasten den Kopf anheben, wie eine Königskobra beim Lied des Fakirs. Kombiniert das mit seinem festen Schlangen-Wickelgriff, ausgelöst mit ZR, macht geschickte Schlaufen, fädelt zielgenau ein und Noodle kann theoretisch jedes Hindernis überwinden. Theoretisch... Denn in der Praxis erfordert es häufig einiges an Fingerspitzengefühl, Planung und vor allem Geduld, um erfolgreich ans Ziel zu kommen. Diese Spielmechanik fühlt sich frisch an und verlangt Euch stets viel Konzentration ab. Wenn diese dann langsam nachlässt, empfiehlt es sich, eine Pause einzulegen. Wer nicht mit allen Sinnen voll dabei ist, wird in Snake Pass nicht erfolgreich sein.
Das Entwicklerteam hat optional auch eine "leichte" Steuerung implementiert. Hier werden sowohl die Beschleunigung als auch die Richtung ausschließlich über den linken Stick gesteuert. Um die Level abzuschließen mag das reichen, aber wenn Ihr den Anspruch habt, jede Herausforderung von Snake Pass zu meistern, lasst es lieber bleiben. Den diese Steuerungsoption ist deutlich ungenauer. Besonders heikle Passagen, in denen es auf Feingefühl ankommt, werden so erst unkoordiniert, dann hektisch und zuletzt zum Fehlschlag. Die Standardsteuerung ist da viel empfehlenswerter.
Mit der Schlange auf der JagdAuf diese Weise bewegt sich Noodle durch 15 Level. Jedes Level ist eine schwebende Insel. Zu Beginn sind die Level noch linear und klein. Im späteren Verlauf werden sich nicht nur deutlich größer, sie werden auch merklich kniffliger. Jedes Level verbirgt neben drei Schlüsseln, die zum Öffnen des Tors in die nächste Welt notwendig sind, 20 blaue Orbs und 5 goldene Münzen. Die Orbs sind größtenteils gut erreichbar und offensichtlich erkennbar platziert. Ganz anders ist das mit den goldenen Torhütermünzen. Entweder, sie liegen verborgen in den hintersten Schlupfwinkeln oder sind nur durch waghalsige Kletterpartien zu erreichen. Die eigentliche Herausforderung von Snake Pass ist es, in jedem Level alle Münzen und Orbs zu sammeln. Das kann auch schon mal richtig Zeit kosten. Snake Pass ist kein Spiel für zwischendurch!
Damit Ihr bei einem Fehler nicht immer wieder von vorn mit dem Sammeln beginnen müsst, sind in fairen Abständen Checkpoints zu finden. Manchmal kann es auch sinnvoll sein, einen bereits aktivierten Checkpoint erneut aufzusuchen, um aufgesammelte Obs und Goldmünzen zu speichern. Denn wenn Noodel doch mal den Halt verliert und in die Tiefe stürzt, müsst Ihr alles erneut suchen, was nicht gespeichert wurde.
Neben diesen 15 Levels hat der Titel leider nicht viel zu bieten. Es gibt keine Highscore-Listen, weder lokal noch online und auch keinen Multiplayer-Part. Schade, denn gerade da ist die Switch stark.
Der Sound des DschungelsSnake Pass ist ein fest für Auge und Ohr. Haben Schlangen eigentlich Ohren? Egal! Hätte Noodle welche, würde er jedenfalls in den Genuss eines klangvollen und beruhigenden Soundtracks kommen. Die vier Level jeder Welt teilen sich eine Hintergrundmelodie. Obwohl die sanften Töne sehr schön sind, fällt die geringe Anzahl an Musiken auf, gerade dann, wenn man mal etwas längere Zeit mit einem Level beschäftigt ist.
Die Welt von Haven Tor verwöhnt auch die Augen des Spielers. Die Level sind grafisch hochwertig gestaltet und glänzen mit vielen Details. Besonders Noodles Gesicht ist sehr ausdrucksstark, etwa, wenn er furchterfüllt in eine Grube voller Stacheln hinabblickt oder vor Freude kichert. Die Animation seines Schlangenkörpers steht einer Tierdokumentation in nichts nach. Auch optisch teilen sich alle Level einer Welt dieselbe Thematik. Wie auch beim Sound tritt dadurch eine gewisse Abnutzungserscheinung auf. Leider kann die Switch-Variante von Snake Pass grafisch nicht ganz fußhalten mit der PlayStation 4-Version. Zum Beispiel wurden einige Effekte auf der Wasseroberfläche wegrationalisiert. Und doch kommt die Switch verdammt nah ran! Insgesamt gelang dem Studio Sumo ein tolles Art-Design.
FazitSnake Pass ist so einiges: Ein forderndes Geschicklichkeitsspiel, ein Schmaus für das ästhetische Empfinden und außerdem sympathisch. In jedem Fall ist es erfrischend neu. Es macht Spaß, endlich mal wieder ein ganz neues Spielprinzip am Horizont zu sehen. Leider ruht sich Noodles Abenteuer etwas zu sehr auf der besonderen Spielmechanik aus. Dadurch entsteht ein Mangel an Abwechslung.