Cover: Sling MingDas Königreich der jungen Prinzessin Ming wird von verheerenden Erdbeben heimgesucht, die die Bewohner jenes Landes davon abhalten, ein normales Leben zu führen. Anstatt irgendwelche Untergebenen loszuschicken, begibt sich die Adelige auf eine intergalaktische Reise, um den Ursachen der Naturkatastrophen auf den Grund zu gehen. Die karge Handlung dieses Physik-basierten Puzzlespiels, wird durch charmante Zwischensequenzen mit viel Witz erzählt, aber diese können bei Bedarf auch mit der Betätigung der R-Taste vor gespult werden, falls einem die simple Natur nicht zusagen sollte.

Gameplay und Steuerung
Nachdem man auf dem überschaubaren Levelauswahlbildschirm eines der entsprechenden Areale ausgewählt hat, erkennt man, was Sling Ming von anderen Vertretern des Genres unterscheidet. Die blaublütige Dame läuft nicht selbst durch die Welt, sondern wird von der sogenannten "Oxybahn" getragen; einem Transportmittel, welches ihr erlaubt, sich von bestimmten Befestigungspunkten, hier Knoten genannt, umher zu bewegen. Um dies zu veranlassen, muss man einen speziellen Knoten mithilfe des linken Analog-Sticks auswählen und die Auswahl mit Drücken des A-Knopfes bestätigen, sodass Ming sich auch tatsächlich zum nächsten Knoten bewegt.

Was anfangs komplett unkompliziert klingt und erfahrene Spieler auch weniger reizt, entpuppt sich schnell als eine Aufgabe, welche gutes Timing und eine Menge Denkvermögen fordert. Trotz der logischen Tastenlegung, die selten mehr als zwei Tasten beansprucht, wird man früher oder später auf Rätsel stoßen, an denen man eine ganze Weile hängen wird. Es werden sich unter anderem Stacheln und Gegner in den Weg stellen, welche nicht in Berührung mit der Protagonistin kommen dürfen, da sie sonst zum Anfang eines Levels zurückgesetzt wird und es auch innerhalb selbiger keine Checkpoints gibt. Oftmals sind die Hindernisse so aufgestellt, dass man sie nur überwinden kann, indem man Gegenstände, welche im Abschnitt verteilt sind, aufhebt und den Schwung der Oxybahn manipuliert. Während die es die primäre Zielsetzung ist, das Ende eines jeden Levels zu erreichen, gibt es noch optionale Ziele, wie das einsammeln von Gegenständen und die Beendigung eines Abschnitts in einem gegebenen Zeitraum.
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Im Laufe des kurz ausgefallenen Abenteuers wird das Spielkonzept durch die Einführung von neuen Spielelementen, wie Nüssen, die man auf Schaltern werfen muss, erweitert, um eine angemessene Abwechslung bieten. Den besten Aspekt des gesamten Werkes stellen aber die kreativen Bosskämpfe dar, da sie wie ein größeres Rätsel aufgebaut sind, welches dazu noch taktisches Geschick erfordert. Den Anfang macht Audrey JR, eine Pflanze, die gegen ihr eigenes Gift allergisch ist und den Spieler mit einer toxischen Ranke angreifen möchte, die einen verfolgt. Wenn man sich gut genug anstellt und die gegebene Bahn nutzt, kann man seine Ranke auf ihn zurück lenken, was im Gegenzug seine Schale öffnet und man ihn mit dem Wurf einer Nuss Schaden hinzufügen kann. Während all dies passiert, muss man noch giftigen Pollen ausweichen, die einem bei einer Berührung zurück zum Anfang des Kampfes werfen. Dieser Abschnitt demonstriert äußerst anschaulich, was die Entwickler aus dem Grundprinzip herauskitzeln konnten.
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Ästhetik und Technik
Rein äußerlich pflegt Sling Ming einen cartoonhaften Stil, welcher zwar nicht besonders viele Details in den Charakterdesigns oder den Hintergründen birgt, aber dem Gesamtpaket einen angenehmen Charme verleiht und zu der etwas abgedrehten Grundprämisse passt. Die Gestaltung von bestimmten Figuren wirken, ähnlich wie die Texte, welche sie spendiert bekommen haben, sehr amüsant. Letztere werden nicht vorgelesen, sind aber angemessen ins Deutsche übersetzt worden, ohne dass einem irgendwelche Patzer auffallen würden.
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Viel beeindruckender ist es, dass dem kleinen Entwicklerteam die Physik in diesem Werk tadellos, ohne bemerkenswerte Spielfehler gelungen ist und man stets das Gefühl hat, sie sei konsistent, als würde sie sich nach den Regeln dieser fiktiven Welt richten.
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FAZIT
Als ein Puzzlespiel, welches seinen Fokus auf die Physik der Hauptfigur legt, macht Sling Ming eigentlich alles richtig. Es bietet eine simple Prämisse, die Schritt für Schritt erweitert und verschiedene Fertigkeiten des Spielers fordert. Der große Haken bei der Sache ist nur, dass die Reise, ehe man sich versieht, auch schon wieder vorbei ist.
Sven Singleplayer: 71%

Verfasst von Sven am 18.04.2018,
bemustert durch Good Night Brave Warrior
für bis zu 1 Person/en
Release am 05.04.2018