Cover: Shining Resonance RefrainGUT UND BÖSE
In 2014 erschien Shining Resonance japanexklusiv für die PlayStation 3. Jetzt, Juli 2018, erscheint es als Shining Resonance Refrain erneut, mitsamt Übersetzung auf Englisch, aller damals veröffentlichten DLCs und dem nagelneuen "Refrain Mode" inklusive als Multiplattformtitel - darunter auch für die Switch.

Die ersten Schritte in Gestalt von Sonia dienen zugleich als Tutorial: Das Herumlaufen und Kämpfen mit dem Schwert wird erklärt, nebst einigen Hinweisen, wann Gegner wie agieren und wann man am besten abwarten oder angreifen sollte. A vollzieht den Standardangriff, X aktiviert eine Breakaktion, die den Gegner bei gutem Timing für einige Zeit bewegungsunfähig macht und zudem weniger resistent gegenüber unseren Angriffen. Mit L rufen wir ein kleines Fähigkeitenmenü auf, das uns bis zu vier Fähigkeiten präsentiert. Drücken wir jetzt zusätzlich noch A, B, X oder Y, wird die zugehörige Fähigkeit ausgeführt.

Auch wird die Minimap in oberen, linken Ecke verständlich: Sie zeigt im Umkreis von einigen Metern unseren aktuellen Standort, weist mit Symbolen auf diverse Hotspot hin und verdeutlicht anhand von roten Pfeilen, wohin wir als nächstes müssen...
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Nachdem auch Kikira und Yuma vorgestellt wurden, beginnt die Story. Diese handelt von Gut und Böse, Drachen, Magie, Freundschaft, Vertrauen und Missverständnissen. Darum ist wichtig, das B.A.N.D.-System zu nutzen, mit dem Charaktere, und wir lernen im Laufe der Zeit mehr und mehr kennen, von denen einige sich uns anschließen, sich besser kennenlernen und so vor allem im Kampf effektiver zusammen vorgehen, weil sie einander mehr vertrauen.
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DAS SANFTE WEHEN
Offenbar, damit wir als Spieler/in nicht den Überblick verlieren, ist Shining Resonance Refrain sehr story- und dialoglastig. Allerdings nicht in Form von Cutscenes, sondern in Form von Standbildern und Textboxen, während denen das sanfte Wehen von Haaren im Wind und das immer gleiche Öffnen und Schließen der Münder beim Sprechen zu sehen ist. Alles andere ist starr, wodurch die Cutscenes nicht nur unlebendig, sondern auch trotz der sehr guten Synchronisation monoton wirken. Dadurch wird das Verfolgen der Story nicht nur langatmig, denn es sind tatsächlich sehr viele Dialogmomente, sodass selbst eigentlich interessante und spannende Momente eher nebenbei wahrgenommen, wenn nicht sogar übersprungen werden (Plus-Taste und dann A drücken).
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Wer also nicht allzu viel Wert auf die Story legt, hat so jederzeit die Wahl, eine Cutscene auszulassen. Wird danach aber direkt an den nächsten Ort des Geschehens versetzt, ohne zu wissen, warum man hier gelandet ist. Allerdings ist das nicht sonderlich problematisch, denn auch so genügt es eigentlich, die Hotspots auf der Karte abzuchecken, hin und wieder ein paar Einkäufe zu tätigen, um die Party gelegentlich neu auszurüsten und Items in Reserve zu haben, und danach zum roten Pfeil am Minimap-Rand zu laufen. Die paar Gegner auf dem Weg dorthin, mäht man dabei meistens locker weg. Lediglich bei Bosskämpfen ist Vorsicht geboten, weil diese mit ihren starken, schnellen Attacken bei Unachtsamkeit sonst kurzen Prozess machen.
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Zwar kann man die übrigen Charaktere beliebig einstellen, sodass sie zum Beispiel eher defensiv oder offensiv handeln, aber eine große Hilfe sind sie an und für sich nicht, denn man hat fortwährend den Eindruck, dass man selbst das Gros der Arbeit macht. Gerade auch deshalb ist mir etwas unverständlich, warum nicht kooperativer Multiplayer möglich ist. Es mag sein, dass das mit der Kamera schwierig werden könnte, aber eventuell per Splitscreen und reduzierten Details, oder notfalls via lokaler Direkt- oder Online-Verbindung, wäre das eine tolles Feature gewesen.
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Neben dem obligatorischen Durchleben der Story, ob nun mit oder ohne Cutscenes, gibt es in der Stadt Marga regelmäßig auch Quests und Nebenquests, die häufig aber vom Kaliber "Besiege Gegner X" oder "Rette Y aus den Fängen von Z" sind.
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SPIELGEFÜHL
Somit ergibt sich für mich ein nicht immer leicht einzuordnendes Spielgefühl. Teilweise ist es mir zu exzessiv mit seinen Cutscenes, sodass ich manchmal 2-3 Stunden am Stück nichts anderes mache, als Kämpfe zu absolvieren und ein wenig umherzulaufen, weil ich rigoros alle überspringbaren Dialoge überspringe. Und dann ist es auch durchaus in Maßen vergnüglich, einige fiese Gestalten umzunieten. Aber irgendwann wird mir auch das zu eintönig, weil man in den Kämpfen allzu oft auf A und X herumdrückt und Strategie nur bei Bossen notwendig ist.
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Gäbe es Puzzleelemente, Items, die man geschickt hier und dort auf diese und jene Weise einsetzen müsste, oder wenn Gegner nur durch bestimmtes Vorgehen besiegt werden könnten, sähe das gewiss anders aus. Doch außer in den Bosskämpfen, genügt es fast vollauf draufzuhalten und gelegentlich mal eine Heilung per Zauber oder Item vorzunehmen.
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Anders gesagt, für meinen Geschmack fehlt es Shining Resonance Refrain etwas an Abwechslung, denn keines der Gameplay-Elemente sticht gegenüber den anderen nennenswert hervor. Es gibt nichts, was eine überraschende Wende brächte, oder die Kämpfe irgendwie erweitert oder variiert.
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TECHNIK
Bei Grafik und Sound ist es dasselbe. Ganz hübsch anzusehen, aber das Look and Feel ist nichts, das man nicht bereits von irgendwo her kennt. Die Texturen sind nicht sehr detailliert, und auch, wenn Dorf- und Stadtumgebungen schick modelliert sind, wirkt die Welt von Shining Resonance Refrain nicht besonders oder macht neugierig auf das, was da kommen mag. Die Musiken verhalten sich ähnlich. Keineswegs schlecht, aber sie ergreifen nicht, oder erzeugen Spannung oder Intensität. Die Musik an sich ist völlig in Ordnung, aber an mehr erinnere ich mich leider nicht.
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Die bereits genannte sehr gute Sprachausgabe ist übrigens ausschließlich auf Englisch verfügbar - ebenso wie der gesamte lesbare Text innerhalb des Spiels. Auf Wunsch kann im eShop aber kostenlos das japanische Sprachpaket heruntergeladen werden - sodass man Shining Resonance Refrain zumindest "im Original" genießen kann. Nichtsdestotrotz ist Japanisch zwar optional und toll für die, die es verstehen, aber ansonsten ist ein zumindest halbwegs solides Englischverständnis Voraussetzung, wenn man der Story folgen können will. Für die kleinen Plaudereien mit Händlern oder das Navigieren durch die Menüstruktur genügt Standardvokabular, wie "Buy", "Use Item" oder "Raise Attack" vollauf.
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Die Spielzeit für das normale Durchspielen, bei dem man auch schon mal die eine oder andere Sidequest erledigt, beläuft sich auf etwa 30-35 Stunden. Jedoch muss bedacht werden, dass ich nicht wenige der Cutscenes übersprang, sodass dabei gut 4-5 Stunden unter den Tisch fielen. Allerdings gibt es auch noch den "Refrain Mode", bei dem man das Abenteuer noch einmal erlebt, mit diversen minimalen Plotänderungen, bei denen sich einige der Charaktere auf Seiten der Bösen spielen lassen. Diese Idee ist löblich, jedoch nur unter dem Aspekt der Story - denn rein vom Gameplay macht das keinen Unterschied. Und wenn man die Story nicht verfolgt, sondern überspringt, beziehungsweise bislang übersprungen hat, ist der Mehrwert hier relativ gering.
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Ohne Zweifel ist ein großes Plus die direkte Integration aller verfügbaren DLCs; immerhin gibt es davon jeeeeede Menge. Darunter sind einige teils sehr fragliche Outfits, wie Badeanzüge und Bikinis, aber auch mehrere Extraevents, -areale, -persönlichkeiten und dergleichen, die die Story erweitern, beziehungsweise die Spieldauer ergänzen.
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FAZIT
Shining Resonance Refrain geht zu sehr auf Nummer sicher, ändert nicht einen im Genre etablierten Baustein und fokussiert sich viel zu sehr auf seine Story. Was in Ordnung wäre, wäre dessen Präsentation nicht so gleichförmig. Somit verbleibt ein durchaus spielbarer Titel, der aber durch seine teils übermächtige Konkurrenz nur für absolute RPG-Liebhaber/innen oder Shining-Fans von Interesse ist.
Jörg Singleplayer: 66%

Verfasst von Jörg am 28.07.2018,
bemustert durch Koch Media
für bis zu 1 Person/en
Release am 10.07.2018