Wir wählen aus vier männlichen und vier weiblichen Charakteren einen aus. Je nach Charakter starten wir an einem anderem Punkt. Zudem legen wir einen Star-Punkt fest, gewissermaßen der von uns gewünschte Endpunkt des Charakters. Der Star-Punkt aber steht noch für mehr, er bedingt diverse Boni, zum Beispiel für unsere Fähigkeiten. Dann wählen wir noch unsere Hauptwaffe aus, wie etwa Axt, Pfeil und Bogen oder Schwert.
Da es sich bei Romancing SaGa 3 um einen Square-Enix-Titel handelt, sollte es nicht verwundern, dass es bisweilen stark an Games wie Final Fantasy 6 erinnert, vor allem grafisch sind die Ähnlichkeiten kaum von der Hand zu weisen. Selbst, wenn der Port auf die Switch in schönem HD daherkommt, sind seine 16-Bit-Wurzeln unverkennbar. Ähnliches gilt für das Klanggewand. Man hört echte Instrumente, aber es fällt nicht schwer, auch eine gewisse Super-Nintendo-Attitüde herauszuhören. Dieser Mix aus alten und neuen akustischen wie visuellen Dingen ist es auch, der Romancing SaGa 3 auf der Switch auch heute noch so verlockend macht.
Beim Gameplay ist es so, dass es, anders im Vergleich zu vielen anderen RPGs, keine Erfahrungspunkte gibt, über welche man seine Party auflevelt. Und auch Skilltrees gibt es keine. Es passiert einfach eher zufällig, dass man im Kampf eine Aktion auswählt, wie etwa "Kick" und wenn der Charakter dann an der Reihe ist, führt er seinen Kick aus. Doch manchmal ploppt auch stattdessen über ihm eine kleine Glühbirne auf und er macht eine Aktion, die er gerade in diesem Augenblick gelernt hat, um so zeigen, dass sich sein Arsenal gerade eben erweiterte. Dieser Art Überraschungen ist einerseits immer wieder positiv überraschend, andererseits stört es unheimlich, dass man keinerlei Anhaltspunkt hat, welche Fähigkeiten/Aktionen ein Charakter lernen kann, oder wann er sie lernen wird. Ähnlich ist es Level-ups und dem damit verbundenem Erhöhen von Werten, wie beispielsweise HP (Health Points). Es scheint auch hier eher zufällig zu passieren, wenn am Ende eines Kampfes die Info erscheint, Charakter X habe nun mehr HP. Möglicherweise aber achtet die Gameengine darauf, dass das Gameplay möglichst ausgeglichen bleibt und man nie zu stark für die gerade aktuellen Gegner wird. Mir jedenfalls kommt es so vor.
Andererseits achtet die Engine offenbar nicht darauf, ob man für Gegner vielleicht zu schwach ist, denn insbesondere der Anfang ist knüppelhart. Sicherlich, es gibt ein paar Städte, in die man reisen kann und entsprechend gibt es etwa eine Höhle, in welche man geht und die dann heimtückisch von außen verrammelt wird - man kommt also nicht mehr heraus und MUSS diesen Dungeon spielen. Die ersten paar Gegner besiegt man auch noch. Aber bald schon wird es haarig, die HP nähern sich der 0 rapide und vor allem dann, wenn man beim Boss dieser Höhle angelangt ist, einem großen Rudel Ratten, gegen die man natürlich keine Chance hat, erhält man nur den Tipp, dass man sich wohl einen Kniff einfallen lassen muss, um hier heil herauszukommen. Nur: Welcher Kniff könnte das sein?
Ähnlich verhält es sich mit einem Tournament, an dem ir gleich von Anfang an teilnehmen können. Den ersten, und mit etwas Dusel auch den zweiten Gegner, besiegen wir noch, aber dann ist's das gewesen. Woran liegt es, dass wir so gar keine Chance haben? Sollten wir einfach noch eine Weile spielen und leveln, bevor wir uns hierher wagen? Hmm, guter Rat ist teuer...
Immerhin: Nach einem Kampf sind die HP immer wieder vollständig regeneriert - im Gegensatz zu den SP, die sich nicht einfach so wieder auffüllen. Gerade die SP (Spell Points) aber sind notwendig, um die wirklich starken Angriffe oder um hilfreiche Buff- und Debuff-Aktionen durchzuführen. Um also seine SP, aber auch LP (Lifepoints) oder HP aufzufüllen, gibt es zum Beispiel Items, die vor, während oder nach einem Kampf verwendet werden können, aber auch die beliebten Inns, in denen man gegen Bares übernachten kann.
Wenn wir nicht gerade kämpfen oder mit Leuten sprechen, reisen wir. Doch wir Reisen nicht von Stadt zu Stadt, indem wir über eine Landkarte laufen, sondern wir wählen auf einer Landkarte einfach einen Zielort an und sind direkt angekommen. Allerdings können wir nur an Orte reisen, die uns bekannt sind, oder an denen wir schon einmal waren. Darum gibt es in einigen Städten Schiffe, die in den zugehörigen Häfen ankern. Wir sprechen mit dem Kapitän, er nennt uns mögliche Zielorte, wir wählen einen aus und reisen dorthin. Dies ist zuerst noch kostenlos, bald schon aber sind die Preise - je nach Zielort - ordentlich gesalzen. Auf diese Weise müssen wir also Geld verdienen, zum Beispiel durch Kämpfe (was auf diese Weise nur schwerlich vorangeht) oder durch das Öffnen von Schatztruhen (was recht einträglich ist), um uns die Landkarte mehr und mehr zu erschließen, ohne einfach von Anfang an überall problemlos hinreisen zu können. Romancing SaGa 3 gelingt auf diese Weise einer interessanter Spagat zwischen Linearität und Nichtlinearität.
Ähnliches gilt für unsere Party, die aus bis zu 6 Charakteren bestehen kann. Wir können selbst entscheiden, ob ein Charakter, mit dem wir gerade sprechen und der eventuell unserer Party beitreten kann, mit uns reist oder nicht. Ebenso können wir in den Städten bestimmen, ob ein Charakter unsere Party wieder verlassen soll. So lernen wir mehrere NPCs und potenzielle Partymitglieder/innen kennen, welche uns fast immer auch Nebenquests einbringen, welche zugleich den jeweiligen Charakter sozusagen weitererzählen.
Insgesamt setzt Romancing SaGa 3 voraus, dass man sich mit ihm auseinandersetzt, bevor sich sein Spielspaß wirklich entfalten kann. Dieser Spielspaß kann sehr groß sein, der Weg dahin aber ebenso frustrierend, ja, gar ärgerlich sein. Welche der momentanen alternativen Routen soll man zuerst bereisen? Wie lange muss man noch grinden, also aufleveln, bis man ausreichend gestärkt für welchen Zielort ist? Man erhält auf diese Fragen keine bis sehr wenige Hinweise, sodass man häufig nur die Wahl hat, einfach mal diese oder jene Strategie bei einem Kampf anzuwenden, oder es einfach sein zu lassen, woanders sein Glück zu versuchen, oder schlichtweg: Man grinded eine Weile, auch, wenn man nicht so recht weiß, wie lange es nötig wäre. Dass man den gesamten Spielverlauf über zudem mit Englisch Vorlieb nehmen muss, stellt sich vor einige gewiss als zusätzliche Hürde heraus.
FAZITHat man den Bogen raus und arrangiert sich mit den Eigenarten von Romancing SaGa 3, dreht es mächtig auf. Die Freiheit, beinahe überall hinreisen und beinahe alles zu jeder Zeit tun zu können, gepaart mit dem etwas undurchsichtigen Level-up-Konzept, sorgt dafür, dass man sich seinen Spielverlauf selbst gestalten kann, nebst den Nebenquests. Welche von ihnen man erledigt, welche Charaktere man in seine Party holt und all das, nicht zu vergessen, dass man aus 8 Protagonisten wählen kann, sorgen für viel Flexibilität und auch immer etwas andere Vorkommnisse. Nur, naja, es kann vor allem zu Beginn auch als sehr frustrierend empfunden werden, wenn man nicht weiß, warum man immer wieder scheitert oder wohin man jetzt am besten gehen sollte.