Romancing SaGa 2 ist ein RPG von Square Enix, das ursprünglich 1993 für das SNES erschien - allerdings nur in Japan. Ziemlich genau 24 Jahre später bringt Square Enix das Spiel nun erstmals in den Westen. Das Remake ist dabei als "Enhanced Port" zu bezeichnen, denn das Grundspiel wurde nicht verändert, erhielt aber einige Features, die in modernen Spielen zum Standard geworden sind, wie zum Beispiel eine Autosave-Funktion. Auch Umgebungen und Kampf-Hintergründe wurden grafisch an die heutige Zeit angepasst, sämtliche Sprites wurden allerdings vom SNES-Original übernommen.
Mal schauen, wie Romancing SaGa 2 sich heute auf der Switch schlägt...
Vor langer Zeit retteten die "Seven Heroes", sieben mächtige Krieger, das Königreich Avalon vor großem Unheil und verschwanden daraufhin spurlos. Lange erzählte man sich die Geschichte der legendären Helden, doch mit der Zeit kehrte Frieden ein und sie gerieten in Vergessenheit. Als Rache für das Vergessen ihrer Taten kehren die sieben Helden nun als Dämonen zurück und stürzen das Königreich mithilfe von Monsterhorden ins Chaos. Die Königsfamilie von Avalon muss die übermächtige Bedrohung bekämpfen, um den Frieden der Welt wiederherzustellen.
Die Story beschränkt sich hierbei nicht auf einen bestimmten Hauptcharakter, sondern erstreckt sich über Jahrhunderte und damit auch über verschiedene Generationen von Thronfolgern. Zu Beginn spielt man als König Leon, welcher das Zepter nach einer Weile an seinen Sohn Gerard weitergibt. Ist Gerards Ära vorbei, hat man für die nachfolgenden Generationen die Möglichkeit, den nächsten Thronfolger auszusuchen und ihm die Fähigkeiten seines Vorgängers zu vererben. Diese interessante Mechanik sorgt dafür, dass die Story trotz einiger JRPG-Klischees einzigartig ist.
Befreiung von AvalonAuch beim Gameplay vermischt das Spiel klassische RPG-Elemente mit originellen Features. Mit einer Truppe von fünf Kämpfern erkundet man Dungeons und Städte und besiegt verschiedene Gegner in rundenbasierten Kämpfen. Im Gegensatz zu vielen anderen JPRGs von Square Enix, kann man in Romancing SaGa 2 aber keine Oberwelt erkunden. Stattdessen gibt es eine Weltkarte, auf der man sein Reiseziel auswählen kann und anschließend dorthin teleportiert wird.
Befindet man sich in feindlichem Gebiet, muss man sich durch regelrechte Monsterhorden kämpfen. Die Monster bewegen sich in Echtzeit auf dem Bildschirm, und ein Kampf startet, wenn man beim Laufen mit einem dieser Gegner zusammenstößt. Die Monster-Sprites auf dem Bildschirm geben dabei nur bedingt Aufschluss darüber, was für ein Kampf euch erwartet - hinter einem einfach aussehenden Gegner können sich nämlich bis zu sechs Monster verschiedener Klassen verbergen. Prallt man zum Beispiel mit einem Goblin-Sprite zusammen, können im Kampf zwei einfache Goblins auf euch warten, oder aber ein Goblin und drei starke Höllenraben - eine wesentlich schwierigere Herausforderung. Die Unberechenbarkeit der Kämpfe sorgt somit für einen stark schwankenden Schwierigkeitsgrad.
In Romancing SaGa 2 gibt es keine Level-Ups im klassischen Sinne, stattdessen verbessert man durch gewonnene Kämpfe einzelne Stats der Charaktere. Die Stat-Verbesserungen richten sich nach den Aktionen der Charaktere. Benutzt ein Kämpfer beispielsweise oft den Bogen, steigt sein Bogen-Skill schneller als sein Schwert-Skill. Passend zu diesen Spezialisierungen gibt es verschiedene Formationen, die das Team einnehmen kann. So ist es sinnvoll, Fernkämpfer in die hintere Reihe zu stellen, während vorn die Charaktere mit hohen Defensivwerten positioniert sind. Auch schaltet man nach und nach verschiedene Formationen frei, mit denen man seine Spielweise verändern und sich Vorteile verschaffen kann. Wird man allerdings von hinten angegriffen oder startet einen Kampf während eines Sprints, zerbricht die Formation und alle Teammitglieder sind gleichermaßen verwundbar.
Eine weitere Besonderheit von Romancing SaGa 2 ist, dass die Gruppe nach jedem einzelnen Kampf vollständig geheilt wird und gestorbene Kämpfer wiederbelebt werden. Dies ist einerseits nötig, da die einzelnen Kämpfe es ganz schön in sich haben können, andererseits aber auch sehr praktisch, da man so nicht ständig mit Heiltränken hantieren muss. Einen Haken hat die Sache aber dennoch: Jeder Charakter hat sogenannte "Life Points", und mit jedem Tod verliert er einen davon. Selbst, wenn er wiederbelebt wird. Sinkt die Anzahl der Life Points auf null, wandert der Charakter tatsächlich unwiederbringlich ins Jenseits. So hat man einen Anreiz, immer auf der Hut zu sein und unnötiges Ableben zu verhindern.
Originalgetreues RemakeDie Grafik von Romancing SaGa 2 wurde wirklich sehr gut modernisiert, und auch der Soundtrack passt gut zum mittelalterlichen Setting. Beim Gameplay aber merkt man dem Spiel durchaus an, dass es aus den 90ern stammt. Das Interface ist zweckmäßig gehalten und eher unintuitiv, zudem gibt es nur wenige Erklärungen und als neuer Spieler braucht man eine Weile, um sich zurechtzufinden.
Hinzu kommt, dass das Voranschreiten in einem Dungeon mitunter sehr lästig sein kann, da stets sehr viele Monster auf dem Bildschirm sind, die sich schnell in Richtung des Spielers bewegen, sobald man einigermaßen in deren Nähe kommt. Gerade in kleinen Räumen ist es so praktisch unmöglich, Kämpfen aus dem Weg zu gehen - vor allem aufgrund der großen Anzahl von Gegnern. Dadurch werden die Gefechte schnell zur Routine. Im Großen und Ganzen ist das Gameplay aber recht gut gealtert und auch heute noch vorzeigbar.
Das Remake ergänzt zudem einige Dungeons und Inhalte, die im SNES-Original noch nicht vorhanden waren. Wenn man einen neuen Spielstand beginnt, hat man jedoch die Möglichkeit, das Spiel ohne die zusätzlichen Inhalte zu starten, sodass man das Spiel auch exakt so erleben kann, wie es 1993 erschien. Anzumerken ist noch, dass Romancing SaGa 2 ausschließlich in Englisch vorliegt, weshalb zumindest Grundkenntnisse der englischen Sprache benötigt werden, um den Dialogen folgen zu können.
FazitRomancing SaGa 2 ist ein interessantes Rollenspiel der alten Schule, das an den richtigen Stellen modernisiert wurde, ohne seinen ursprünglichen Geist zu verlieren. Die vielen einzigartigen Elemente heben das Spiel von ähnlichen Genre-Vertretern ab und der Wechsel zwischen den Generationen bringt Leben in die Story. Auch wenn manche Aspekte des Gameplays nicht mehr zeitgemäß sind, ist Romancing SaGa 2 auch heute noch einen Blick wert und sollte vor allem die Herzen von JRPG-Fans höher schlagen lassen.