Ohne Erinnerung, scheinbar tot, in der Hölle und zu allem Überfluss nicht mal mehr im alleinigen Besitz eines Körpers. So ergeht es dem jungen Mann bzw. der jungen Dame, welche ich fortan in Poison Control verkörpere. Die ebenfalls unter Amnesie leidende Poisonette teilt sich neuerdings mit mir Geist und Körper. Nimmt sie zu viel, so liege ich skelettiert in der Gegend herum. Doch immerhin bringt diese ungewollte Partnerschaft etwas mit sich. Neben einem coolen Waffenarm, zeigt sie uns eine Perspektive - um aus der Hölle zu entkommen.
Dazu brauchen wir besondere Sticker, die wir uns erst verdienen müssen. Zu unserem Glück sind in der Hölle genug gebeutelte Seelen zu finden, welche an ihrem vorherigen Leben zu knabbern haben, und welches es zu bereinigen gilt. In ihrem persönlichen Purgatorium erfahren wir den Grund für ihr Benehmen und erhalten Gegenstände, welcher Auslöser für ihren Wahn darstellen. Gier, Obszession, Trauer - die individuellen Schicksale der einzelnen Mädchen sind in der Regel sehr gut dargestellt. Dasselbe gilt für die anfängliche Instruktion via den beiden Radiomoderatorinnen, die mit einer Art Fanbrief die ersten Indizien bringen. Der Cast schafft es, die Geschichte mit sowohl Leichtherzigkeit, als auch dem nötigen Ernst, und den schwereren Themen zu kombinieren.
Ist ein Level gestartet, steuere ich meine Hauptfigur durch oft gleich aussehende Gebilde aus Plattformen. Während ich die Feinde in Third-Person-Shooter-Manier aus dem Weg räume, übernehme ich per Knopfdruck die Rolle von Poisonette. Sie kann sich zwar nicht erwehren, beseitigt dafür allerdings giftige Substanzen auf dem Boden, bei deren Durchquerung ich sonst Schaden erleiden würde. Richtig eingesetzt kann diese Technik auch verwendet werden, um Feinde zu besiegen. Dieses Gameplay fühlt sich zu Beginn recht erfrischend an, geht jedoch schnell in Monotonie über. Abgesehen von ein paar mehr Gegnertypen und neuer Munition kommt nämlich leider nichts mehr. Gepaart damit, dass sich die Shooter-Sequenzen äußert träge anfühlen, war die Spannung schnell raus.
Wobei "träge" sich ebenfalls auf andere Bereiche übertragen lässt. Den Ladebildschirm sehe ich gefühlt zu oft und zu lange, dafür, was danach über den Bildschirm läuft. Die Musik ist stimmig, jedoch schnell wieder aus dem Gedächtnis. Der Sympathieaufbau mit Poisonette ist mir etwas zu mechanisch. Da habe ich zwar drei Antwortmöglichkeiten, aber natürlich entscheide ich mich eher für die Antwort, welche genau den Wert erhöht, um den angepriesenen Bonus in der oberen Bildschirmecke zu bekommen. Ich muss jedoch zugeben, Poison Control ist im direkten Vergleich mit anderen Dungeon-Crawlern einsteiger- und casualfreundlich. Habe ich bei anderen Spielen dieser Art das Gefühl, bereits die Hälfte aller Mechaniken vergessen zu haben, sollte ich es mal eine Woche nicht anrühren, lässt sich dieses Spiel dank der kurzen Level problemlos in kleineren Schüben genießen.
FAZITAlle guten Ansätze sind vorhanden, doch leider fehlt Spieltiefe und Abwechslung, damit Poison Control wirklich überzeugen kann. Das Gameplay wird schnell zu repetativ und konnte mich trotz der unterhaltsamen Geschichte nicht bei der Stange halten. Poison Control ist ein Spiel, bei dem ich einen verbesserten Nachfolger ersehne.