Die Idee hinter Piczle Lines DX ist schnell verstanden und süchtigmachend. Es ist Eure Aufgabe, Puzzle zu lösen, damit daraus am Ende 8-Bit-Pixel-Bilder werden. Und das geht so: Auf einer Art Leinwand sind viele einzelne Felder zu finden. Einige sind leer, auf einigen liegen runde Chips mit Zahlen darauf. Ist auf einem Chip etwa eine 6, heisst dies, dass von diesem Chip zu einem anderem 6er-Chip eine Linie gezogen werden muss. Allerdings so, dass die Reichweite dieser Linie sich über insgesamt 6 Felder erstreckt, und es muss der richtige 6er-Chip sein, nicht irgendeiner!
Wie ihr die Linie zieht, wäre theoretisch egal, solange dabei nur die Anzahl Felder dazwischen stimmt. "Theoretisch" egal ist das deshalb, weil immer nur eine einzige Lösung pro Puzzle gegeben ist, und wenn ihr irgendwo einen Denkfehler habt, kommt ihr nicht voran und müsst möglicherweise bereits gezogene Linien rückgängig machen. Das ist allerdings kein Problem, da es nicht auf die Reihenfolge der von Euch gezogenen Linien ankommt, Ihr könnt also jederzeit, ganz wie ihr lustig seid, beliebige Linien ziehen oder entfernen. Wichtig ist nur, dass am Ende alles passt.
Damit das nicht langweilig wird, steigen Größe und somit Komplexität mit jedem weiteren Puzzle an, sodass man bereits im zweiten Kapitel immer wieder mal schon gezogene Linien auflöst, weil irgendwo irgendwas einfach nicht passen will, und man sich darum alles nochmal in Ruhe anguckt. Trial and Error kann natürlich ebenso zum Ziel führen, dauert oft aber sicherlich länger, als sich ein Puzzle gut durch den Kopf gehen zu lassen. Kurz: Piczle Lines DX ist die Art von Spielen, denen es gut tut, dass nicht mehr und mehr Elemente das Gameplay verkomplizieren, sondern die davon profitieren, "lediglich" die Puzzleleinwand zu vergrößern, da sie dadurch ohneschon schwer genug werden.
Aufgeteilt sind die über 200 Puzzle in zwei Modi. Zwar unterscheiden sich Story-Modus und Puzzle-Modus nicht wirklich, denn das Gameplay ist exakt dasselbe, doch ist der Story-Modus noch in eine mehr oder weniger lose Geschichte eingebettet, der in gewisser Weise das dortige Lösen der Puzzle-Bilder rechtfertigt.
Als wäre der Preis von 14,99€ nicht durchaus angemessen für diesen wirklich massigen Umfang, bittet der Publisher dennoch darum, darauf hinzuweisen, dass für Piczle Lines DX auf der Switch zukünftig mehrere kostenlose DLC-Packs erscheinen. Somit ist Piczle Lines DX auf Smartdevices zwar erstmal etwas günstiger, doch werden die dortigen DLC-Packs jedes Mal Geld kosten, sodass der Preis für Switch und Smartdevices am Ende doch derselbe sein wird.
Grafisch ist Piczle Lines DX, wie bei solcher Art Spiel verständlicherweise üblich, nichts, das Maßstäbe setzt. Aber es ist etwas, das man gern anschaut und bei dem alle Elemente gut voneinander zu unterscheiden sind. Ferner lassen sich alle Puzzle stufenlos weg- und heranzoomen, sodass man entweder das große Ganze oder ein bestimmtes Detail im Blick hat.
Was mich zur Steuerung bringt. Mit dem Fernseher verbunden lässt sich Piczle Lines DX hier natürlich nicht mit dem Touchscreen bedienen, weshalb man zu Steuerkreuz oder Analog-Stick mitsamt Buttons greift. Da außer einem kreisrunden Cursorsymbol (Steuerkreuz/Analog-Stick bewegt, A wählt aus) und der Zoomfunktion (X und Y) nichts zu beachten ist, gibt es auch keinerlei Probleme. Obwohl! Etwas ist doch sehr ärgerlich, denn auf dem B-Button liegt die "Puzzle verlassen"-Funktion, das heißt, wenn man mal versehentlich B drückt, wird ohne Nachfrage sofort ins Auswahlmenü gewechselt. Zwar wird der jeweilige Zustand eines Puzzles dabei abgespeichert, man kann deshalb an der letzten Stelle direkt wieder ansetzen, aber doof ist trotzdem, dass nicht wenigstens erstmal nachgefragt wird, ob man wirklich das Puzzle verlassen möchte.
Im Mobile-Modus hat man die Wahl, entweder Pro Controller, Joy-Con oder aber die Touchscreensteuerung zu nutzen. Letztere funktioniert wie zu erwarten reibungslos. Was man auswählen möchte, tippt man an, die Linien werden direkt auf dem Screen "gezogen" und das Zooming aktiviert sich via Zwei-Finger-Zueinander/Auseinander-Bewegung. Als Randnotiz: Auch hier ist es möglich, ein Puzzle versehentlich zu verlassen, nur ist die Wahrscheinlichkeit hierzu ungleich geringer, weil die dazu notwendige Schaltfläche unten links im Bild ist und explizit angetippt werden muss - nachgefragt, ob man wirklich verlassen möchte, wird allerdings ebenfalls nicht.
Musikalisch gefällt mir Piczle Lines DX sehr gut. Die Tracks sind im Mid-Tempo angesiedelt und dabei angenehm peppig, ohne zu lebendig zu sein, was zu unterschwelliger Hektik beim Puzzlen drängen würde. Schade aber, dass man über weite Strecken stets dieselben 3-4 Stücke zu hören bekommt. Und so toll ich die Musiken auch finde, im Laufe der Zeit nudeln sie sich etwas ab - wenigstens lassen sich die Musiken aber auch deaktivieren; immerhin.
Achievements werden geboten! Allerdings sind es welche, die man ohnehin erlangt, wenn man dabei ist, alle Puzzles zu lösen. Denn die Anforderungen lauten stets etwa so: "Sieh dir das Tutorial an!", "Löse alle Puzzles in Kapitel 1!" oder "Löse 10/50/100/250 Puzzles!". Da ist also nichts dabei, was abseits des sichtbaren Pfades wirklich fordern würde - zum Beispiel eine zeitliche Herausforderung, oder nur eine vorgegebene Menge gezogener Linien verwenden zu dürfen.
Multiplayer oder irgendwie geartete Onlinefeatures gibt es nicht. Man spielt also strikt allein und es nicht möglich, sein Schaffen mit dem von anderen zu vergleichen. OK, Zeit hat man bei jedem Puzzle ohnehin unendlich, aber so spaßig es ist, sich der Puzzles anzunehmen, eine Multiplayerabwandlung ("Wer ist schneller fertig?", "Wer braucht am wenigsten gezogene Linien?", oder sowas) habe ich mir desöfteren gewünscht.
FAZITPiczle Lines DX ist sehr gelungen. Wer Puzzler wie Picross oder Pullblox mag, wird Piczle Lines DX ebenfalls mögen! Und die Aussicht auf weitere kostenlose Puzzles in der Zukunft sorgen für zusätzlichen Langzeitspielspaß. Meine Empfehlung an Rätsel- und Puzzlefreunde!