Cover: Panzer PaladinDie technisch hoch entwickelte Erde steht vor einer neuen Bedrohung. Mit der erschreckenden Erkenntnis, dass das Okulte existiert, fallen magische Geisterwaffen vom Himmel. Sie fungieren als Leuchtfeuer für gefährliche Monster. In der Rolle des Duos Grit und Flame reist du um die Welt, um die Waffen einzusacken und die Invasion zurückzuschlagen.

Grit ist ein gepanzerter Mech der Paladin-Klasse, in dessen Innerem seine Co-Pilotin Flame - ihres Zeichens Rettungsandroid - Platz nimmt. Während der mächtige Roboter mit einem Schild ausgestattet ist und jede aufgenommene Waffe verwenden kann, ist es gelegentlich notwendig, auf die weitaus fragilere Flame zurückzugreifen, die sich mit einer Elektropeitsche über Abgründe schwingt oder enge Passagen passieren kann.

Bei Gameplay und Aufbau darf man sich getrost die klassischen Mega-Man-Teile für das NES vorstellen. Auf der Weltkarte suchst du dir den Level aus und beißt dich hindurch, um am Ende dem Waffenwächter gegenüber zu treten. Sprungabschnitte, versteckte Goodies, allerlei Gegner - alles vorhanden. Nur wird in Panzer Paladin nicht geballert. Die Aktionen mit Schwert und Schild erinnern eher an die Sidescroller-Level aus Zelda II: The Adventure of Link.
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So blockt Grit automatisch anfliegende Geschosse oder Schwerthiebe mit dem Schild ab, sofern der Angriff auf der richtigen Höhe erfolgt, und sticht das Schwert in der Luft nach oben und unten. Der Stich nach oben fungiert in dem Fall sogar als ein rettender Doppelsprung. Seiner Natur - oder eher seines Bauplans - entsprechend ist jedoch Grit eher gemächlich unterwegs. Das kommt besonders bei Geschicklichkeitsmomenten zum Tragen. Sein Backstep ist bei fordernden Gegnern und besonders bei Bossen äußerst hilfreich.
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Viele Feinde lassen Waffen fallen oder sie liegen in den Level herum. Grit kann bis zu vier von ihnen tragen und per Schultertaste wechseln, der Rest landet im Menü. Dort kannst du jederzeit deine Ausrüstung anpassen, sofern dir die Waffen verloren gehen. Eine weitere und wichtige Komponente ist die Zerstörbarkeit. Jede Waffe, egal ob Klinge, Keule, Speer, Kettensäge, Bratpfanne, etc., hat einen bestimmten Haltbarkeitswert, ehe sie zerbricht. Ist der Balken leer, lohnt es sich vielleicht, die Waffe auf den Gegner zu werfen, um somit mehr Schaden anzurichten. Oder du zerbrichst die Waffe freiwillig mit gedrückt gehaltenen Schultertasten, um den daran gekoppelten Zauber zu aktivieren. Somit lassen sich Lebenspunkte auffüllen, Werte steigern oder andere Boni für einen kurzen Zeitraum freischalten.
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Waffen werden allerdings auch benötigt, um Speicherpunkte innerhalb der Level zu aktivieren oder im Labor Grits LP-Maximum bis zu fünfmal zu erhöhen. Auch wenn dieses Konzept durchdacht ist, im Spielverlauf findet es kaum Einsatz. Hier wird einfach eine Waffe so lange benutzt, bis sie zu zerbrechen droht und dann vielleicht geopfert wird. Selten bis gar nicht habe ich aktiv zwischen Waffen gewechselt, auch wenn sie sich in ihren Werten deutlich unterscheiden können.
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Nach der Hauptkampagne werden Remix-Level und der Boss-Rush freigeschaltet. Es lassen sich auch Speedruns für Level abspeichern und in Bestenlisten ansehen. Zudem gibt es neben der beachtlichen Anzahl von Hieb- und Stichwaffen die Möglichkeit, seine eigenen Pixelkreationen zu erstellen. Ein Zwischenboss im Spiel tendiert sogar dazu, die Waffen anderer Spieler fallen zu lassen. So fielen mir mitunter ein Schlüsselschwert und Clouds Buster Sword in die Hände - und ich selbst habe die Welt von Panzer Paladin um das Monado aus Xenoblade Chronicles bereichert.
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Die Präsentation schneidet sich eine ordentliche Menge Nostalgie ab. Von der NES-Pixeloptik über das 80er-Anime-Charakterdesign bis zum treibenden Soundtrack auf Chiptune-Basis. Retrofeeling ist garantiert. Optisch fiel mir lediglich ein wenig Flackern in der Hintergrundgrafik auf, was aber nicht weiter ins Gewicht fällt. Und einmal einziges schaffte ich es irgendwie, einen Boss aus der Arena zu glitchen, was in einem Neustart des Levels resultierte.
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FAZIT
Ich hörte schon von einigen, dass Panzer Paladin das nächste Shovel Knight sei. Diese Messlatte scheint mir allerdings zu hoch. Dafür hätten die frischen Ideen - welche hier durchaus ordentlich vertreten sind - ausgereifter werden müssen. Dies ist jedoch Meckern auf hohem Niveau und ändert nichts daran, dass Panzer Paladin ein grandioses Stück Mega-Man-like-Software ist!
Simon Singleplayer: 88%

Verfasst von Simon am 25.07.2020,
bemustert durch Tribute Games
für bis zu 1 Person/en
Release am 21.07.2020