Cover: Octopath TravelerHAUPTSTORIES UND NEBENQUESTS
Es beginnt damit, dass wir uns einen der 8 Charaktere aussuchen müssen, wobei wir für jeden Charakter immer einen kurzen Abriss seiner Lebensumstände zu Lesen bekommen. Denn unsere Wahl legt dann den Hauptcharakter für das gesamte Abenteuer fest. Allerdings werden wir die anderen 7 im Laufe der Zeit trotzdem antreffen, in unsere Truppe aufnehmen und mit ihnen reisen - wenn wir es möchten. Wohingegen aber diese anderen 7 beliebig ruhen oder Teil der Party sein können, kann der Hauptcharakter die Party niemals verlassen, ist also zu jeder Zeit aktiv. Aber wie auch immer wir uns entscheiden, mehr als maximal 4 können nicht gleichzeitig in der Truppe reisen.

Dieses System ermöglicht einen großen Freiraum bei der persönlichen Gestaltung. Was man in welcher Reihenfolge erlebt und erledigt ist unsere Entscheidung, und man überlässt uns sogar, ob wir alle oder nur einige der anderen Charaktere überhaupt antreffen möchten. Das hat aber andererseits auch den Nebeneffekt, dass die Storylines der 8 nicht wirklich miteinander verwoben werden, sondern eher parallel, nebeneinander ablaufen - allerdings erst, sobald der entsprechende Charakter angetroffen wurde.

Abseits der acht - überigens sehr interessanten und mit Wendungen gespickten - Hauptstories, gibt es außerdem noch die vielen, vielen Nebenquests, welche von den Bewohnern und Bewohnerinnen in den Städten und Dörfern auf Auflösung warten. Zwar können wir unendlich viele davon gleichzeitig in der Warteschleife haben, aber damit wir nicht den Überblick verlieren, sind diese fein säuberlich im (Reise-)Journal aufgelistet und somit jederzeit einzeln einsehbar. Auch die einzelnen Stationen der Haupt-Acht sind der Reihe nach im Journal zu finden und können nicht nur nochmal nachgelesen, sondern es können auf Wunsch sogar auch nochmal die zugehörigen Sequenzen abgespielt und angesehen werden, falls wir unsere Erinnerung daran, was, wann, wo geschah oder zu erledigen sei, auffrischen wollen.
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LEVEL-UP
Wie sich das gehört, darf natürlich auch das Level-up der Charaktere mitsamt Skill-Tree nicht fehlen. Hier hält sich Octopath Traveler weitestgehend an die gängigen Standards. Jeder besiegte Gegner hinterlässt jedes Mal Erfahrungspunkte. Diese erhalten alle am Kampf beteiligten Charaktere - und sind genug Erfahrungspunkte angehäuft, steigt der Level mitsamt seiner entsprechenden Basiswerte, wie Lebensenergie, Stärke und so weiter. Ferner gibt es Punkte, mit denen ein Charakter neue Fähigkeiten erlernt. Die Fähigkeiten sind stets vorgegeben, aber die Reihenfolge, mit der wir den Charakter diese Fähigkeiten lernen lassen, bleibt uns überlassen. Dabei kostet die erste Fähigkeit 30 Punkte, die zweite 100, die dritte 500, die vierte 1000, und so weiter... Es wird also immer teurer und teurer, bereits die dritte kostet etwas Überwindung, und je besser wir einen Charakter kennenlernen, desto eher überlegen wir uns, was jetzt wohl die nächstbeste Fähigkeit sein sollte.
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Ab einem gewissen Punkt, und wenn während des Abenteuers die Voraussetzungen dafür geschaffen worden sind, sind sogar Charakterklassen-Erweiterungen möglich. Die zugrundeliegende Klasse eines Charakters, mitsamt dessen bereits erlernten Fähigkeiten, bleibt immer erhalten. Aber wenn etwa Klerikerin Ophilia zur Dieb-Klasse erweitert, kann sie auch Fähigkeiten der Diebe erlernen, wodurch abermals Punkte vergeben werden müssen. Hier sind aber zwei Kniffe zu bedenken: Jede Zweit-Klasse kann nur einmal vergeben werden, das bedeutet, nur ein einziger Nicht-Dieb-Charakter kann als zweite Klasse "Dieb" lernen. Doch ist es möglich, die Dieb-Klasse auch wieder abzulegen, wodurch sie gleichzeitig wieder frei für jemand anderen wird.
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Die Klassen bringen aber auch andere Eigenarten mit sich. Der Dieb Therion kann zum Beispiel Bewohner und Bewohnerinnen bestehlen - oft allerdings mit dem Risiko verbunden, dabei erwischt zu werden. Der Gelehrte Cyrus ist in der Lage, Bewohner und Bewohnerinnen genau zu beobachten und ihnen durch geschickte Gesprächsführung Informationen, sogar Geheimnisse, zu entlocken. Aber auch hier besteht die Gefahr, dass man es bemerkt. Und dann droht das Ansehen in einem Ort zu sinken, und niemand will mit uns noch etwas zu tun haben, und die Preise bei den Händlern werden ordentlich gesalzen.
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Auch können alle Charaktere selbstverständlich ausgerüstet werden. Mit verschiedenen Waffen, Schilden, Rüstungen. Dabei können nicht alle Charaktere wahllos alle Waffengattungen bedienen. Ophilia, die Klerikerin, kann zum Beispiel nur mit Zauberstäben agieren, H'aanit, die Kriegerin des Waldes, kann zwar meisterhaft mit Äxten sowie Pfeilen und Bögen hantieren, aber dafür sind alle anderen Waffenklassen für sie tabu.
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KÄMPFE: BREAKS UND BOOSTS
Das mag auf den ersten Blick eigentlich egal sein, warum sollte eine Magierin mit auch Schwertern rumfuchteln, wenn sie wohl eh nur Zauber wirkt, nicht wahr? Doch auf den zweiten Blick ist das ganz ungemein entscheidend, denn Octopath Traveler bringt eine Neuerung ins RPG-Genre: Das Break-System! Das Break-System fußt auf dem Prinzip, dass jeder Gegner 2 bis 5 Schwächen hat. So könnte ein Gegner anfällig sein für Schwerter, Dolche und Feuerzauber. Somit kann er nur gebrochen werden, wenn er eine bestimmte Menge mit einer seiner Schwächen angegriffen wird.
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Dabei ist die Stärke des Angriffs irrelevant. Selbst bei nur einem einzigen Schadenspunkt wird der Bruch-Zähler des Gegners reduziert. Ist der Zähler auf null, kann der Gegner in der aktuellen und der folgenden Runde nicht agieren und ist schutzlos jeder Attacke ausgeliefert. Auch Nicht-Bruch-Angriffe fügen natürlich etwas Schaden zu, vielleicht sogar mehr als Bruch-Angriffe, aber nur bei Bruch-Angriffen - also bei der Wahl eines "Schwäche des Gegners"-Angriffs -, kann er gebrochen und handlungsunfähig gemacht werden. Somit lassen vor allem Kämpfe mit mehreren unterschiedlichen Gegnertypen so manch interessante Taktiererei zu. Ganz besonders in Bosskämpfen, bei denen die Bosse nie ganz allein auftreten, sondern immer etwas "Fußvolk" mit sich führen, und bei einem Angriff nicht selten verheerenden Schaden anrichten können, zugleich aber einen sehr hohen Bruch-Zähler haben.
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Zudem gibt es das Boost-System. Anstatt Zauber und Fähigkeiten selbst zu leveln, also mit der Zeit stärker werden zu lassen, können alle Zauber und Fähigkeiten auf eine höhere Stufe weitergelernt werden. Doch wenn ein Charakter in einer Runde eine Aktion tut, steigt sein Boostlevel um eins. Jetzt kann er in der nächsten Runde seine Angriffsaktion um eine Stufe boosten. Bei einem normalen, physischen Angriff mit seiner Waffe greift er dann nicht einmal, sondern zweimal damit an. Doch bei einem Zauber oder einer Fähigkeit wird die Aktion grob verdoppelt. Ein Feuerzauber macht dann also beispielsweise nicht 100 Schaden, sondern vielleicht 180.
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Da jeder Charakter aber bis zu 5 Boostpunkte aufsparen kann, haben wir entsprechend großen Entscheidungsspielraum - mit zwei Einschränkung 1) Mehr als 3 Boostpunkte pro Angriff können nicht eingesetzt werden, sodass der Schaden eines Angriffs maximal (ungefähr) vervierfacht werden kann. So können wir entscheiden, ob wir in diesem Zug bis zu viermal mit der Standardwaffe angreifen, oder einen Zauber, beziehungsweise eine Fähigkeit auf Stufe 4 wirken wollen. Gerade bei Heilzaubern oder Fähigkeiten, die mehrere Gegner mit einer Aktion angreifen, kann das von entscheidendem Vorteil für uns sein. 2) Wird eine geboostete Aktion ausgeführt, erhält der Charakter in dieser Runde keinen Boostpunkt auf sein Boostkonto.
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TECHNIK
Octopath Traveler wirkt in fast allen Punkten wie eine Weiterfühung von Titeln wie Secret of Mana oder Final Fantasy VI. Das Gameplay ist ähnlich, die Grafik ist ähnlich, die Musik ist ähnlich... Aber eben nur ähnlich: Alles ist eine Spur ausgefeilter, runder, umfangreicher...
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Das grundsätzliche Look and Feel ist immer noch da - nur die Perspektive ist aus einem leicht anderen Winkel. Und in einer 3D-Umgebung, obwohl wir uns "nur" zweidimensional darin bewegen können. Dazu ist alles in HD, gespickt mit Lens-Flare-Effekten und und und, und wahnsinnig schön anzusehen - doch trotzdem hat man stets den Eindruck, ein Super-Nintendo-Spiel zu spielen, bei dem auf merkwürdige Weise Fähigkeiten aus Nintendos 16-Bitter gekitzelt wurden, die eigentlich unmöglich sind. Dieser Spagat ist meiner Meinung nach brilliant und mal was anderes als der "Modernes Spiel im Retro-Look"-Einheitsbrei, den wir heute so häufig zu sehen bekommen!
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Und erst die Musik! Oh mein Gott, diese Musik! Diese Melodien und Harmonien. Ganz, ganz groß! Alles ist orchestral mit vielen, verschiedenen Schichten. Mal ruhig und tragend, mal elegisch, mal hektisch, mal pompös, mal treibend... Je nach Situation und Umgebung immer passend - und jedes verdammte Mal hervorragend!
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Das Gameplay habe ich ja eigentlich schon ausreichend geschildert, aber erwähnen möchte ich noch, dass alles zu jeder Zeit butterweich abläuft, die Steuerung einfacher nicht sein könnte - Steuerkreuz oder linker Analogstick zum Laufen, X ruft das Menü auf, A bestätigt, B macht rückgängig - und immer genau das tut, was sie soll.
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Der Umfang ist mehr als angemessen. Mit etwa 60-65 Stunden für das normale Durchspielen ist man gut bedient, doch wer alle Storylines abgeschlossen und alle Nebenquests erledigt haben möchte, kann nochmal grob das Doppelte draufschlagen.
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FAZIT
Durch die Gameplayflexibilität ist kein Spielverlauf dem anderen gleich, Grafik und Sound spielen ganz oben mit, das Kampfsystem lässt viel Raum für Taktierereien und es gibt jede Menge Aufgaben zu erledigen und Dinge zu entdecken!
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Für mich ist Octopath Traveler schon jetzt in meinen persönlichen Top 5 der besten Videospiele 2018. Und um es nochmal ganz unmissverständlich auszudrücken: Jede Switch hat die Pflicht, dieses grandiose Stück Software zu erleben.
Jörg Singleplayer: 93%

Verfasst von Jörg am 26.07.2018,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 1 Person/en
Release am 13.07.2018