Nuclien ist ein Spiel, indem auftauchende Zahlen weggedrückt werden - allerdings so, dass der Hand-Augen-Koordination, den Reflexen und dem Zahlenverständnis einiges abverlangt wird.
Dabei sind die ersten Level wie üblich lachhaft: Eine Zahl taucht auf, man tippt sie an. Die nächste Zahl erscheint, antippen... und so weiter... Ein paar Level später ist das Prinzip noch dasselbe, aber man hat immer weniger Zeit zu reagieren, oft ist schon eine Sekunde zu lang - und man muss den gesamten Level neustarten.
Doch das ist noch längst nicht alles, was Nuclien zu bieten hat! Denn jetzt geht es erst richtig los. Die Zahlenantipperei wird komplexer. So erscheinen in einigen Leveln mehrere Zahlen gleichzeitig, und man muss sie von groß nach klein wegtippen. Fies ist das dann, wenn einige Zahlen mehrfach erscheinen. Oder in anderen Leveln erscheinen einiger Zahlen um das Doppelte an Größe dargestellt. Tippt man diese an, werden sie zu vier normal großen Zahlen. Hier gilt dann die Regel, dass erst die groß dargestellten Zahlen angetippt werden müssen, wenn es auch kleine Zahlen mit demselben Nennwert gibt. Wieder andere Level haben nicht den bisher gewohnen runden Rahmen, sondern einen eckigen. Hier kommt es dann darauf an, nur die runden, oder nur die eckigen Zahlen in einer bestimmten Reihenfolge wegzudrücken.
Da geht im Kopf ganz schön die Post ab! Und immer öfter ertappt man sich dabei, dass man nicht einfach auf die nächstbeste Zahl tatscht, sondern dass man sich einen winzigen Augenblick lang vergewissert, dass man auch die korrekte Zahl anvisiert. Denn wenn nicht, wird Zeit abgezogen - und die ist eh schon knapp genug. Da kann schon die Zögerlichkeit von einer Sekunde oder ein einziger Fehler das Aus bedeuten.
Nuclien ist sich seiner Komplexität sogar bewusst und weisst vor diversen Leveln darauf hin, dass dieser jetzt wirklich richtig schwer sei, und ob man nicht lieber doch erst noch einige der nicht geschafften und nicht so schweren absolvieren möchte. Andererseits ist Nuclien mit fortschreitender Spielzeit doch eher etwas einfacher, als es vermutet. Zwar sind Finger und Hirnrinde mächtig am dampfen, aber es ist durch gewisse Mechanismen möglich, sich doch einen Moment zur Orientierung zu gönnen, oder sich zwei, drei Fehler zu erlauben.
Gelingt es beispielsweise, eine gesamte Sequenz von Zahlen in einem Level wegzudrücken, gibt es Bonuszeit, die für die nächsten Sequenzen zur Verfügung steht. Auch gibt es einen spielinternen Shop, in welchem für die Punkte, die erspielt werden, ein größeres Zeitlimit gekauft werden kann, dass fortan für jeden Level vorhanden ist. Bereits nach den ersten circa 20 Welten hat man soviele Punkte beisammen, dass man sich im Shop ein durchaus ansehnliches Zeitpölsterchen erkaufen kann. Natürlich handelt es sich dabei nicht um viele, viele Sekunden oder gar Minuten, aber bedenkt man, wie flott das Gameplay von Nuclien ist, sind selbst 3-4 Sekunden obendrauf eine enorme Hilfe.
Das Problem: Entschließt man sich, diese Boni hinzuzukaufen, ist das nicht mehr umzukehren, da diese Extrazeit von nun an für jeden Level separat vorhanden ist. Und stellt man fest, dass man sich das Spiel nun eigentlich eine Spur zu leicht gemacht hat, muss man damit leben; eine "Zeit zurückgeben"-Funktion existiert nicht - man könnte höchstens seinen Spielstand löschen. Hat man sich also während der ersten Level an das flotten Gameplay gewöhnt akzeptierte auch bereits ebenfalls, dass man immer mal wieder einen Level neustarten muss - empfindet man das Spiel trotz später wesentlich komplexerer Level simpler; da mehr Zeit vorhanden ist, durch die sogar der eine oder andere Fehler kompensiert wird.
Das heißt nicht, dass Nuclien nun ein ruhiger Spaziergang an einem warmen Sommertag wäre, das Tempo ist nämlich immer noch hoch genug, doch dieser Adrenalienkick der ersten 30 Minuten ist nicht mehr da. Mir wäre statt des Zeitbonus-Kauf-Systems lieber gewesen, Nuclien böte einfach drei Schwierigkeitsstufen, bei denen festgelegt wird, ob man eher mehr, normal viel oder eher weniger Zeit für einen Level hat.
Es gibt zwar noch den Time-Trial-Modus, bei dem man ohne jedes Zeitlimit spielt und wo es natürlich darauf ankommt, alle Zahlen in der schnellstmöglichen Zeit wegzutippen - und das macht auch richtig Bock! -, doch leider gibt es keinerlei Online-Listen, über welche man seine Leistungen mit anderen vergleichen könnte, sodass kaum Notwendigkeit besteht, es hier nach 10 Versuchen noch länger zu probieren. Sehr schade! Hoffentlich wird das noch nachgepatcht.
TECHNIKInsgesamt werden 77 Level geboten, das ist für den Preis von 3,49€ sehr fair; bedenkt man, dass ein Level, sofern man ihn in einem Rutsch absolviert, in etwa 30 bis 60 Sekunden andauert.
Grafisch ist Nuclien für das eigentlich sehr spartanische Drumherum erstaunlich ansprechend: Ein paar Formen, die im Hintergrund pulsieren oder sich hin- und herbewegen. Dennoch wirkt genau das sehr gut und passt perfekt zum Gameplay, weil alles andere nur ablenken würde. Auch die eher unaufwendige Musik macht viel aus ihren paar Takten und Rhythmen. Die Melodien fräsen sich in den Gehörgang und klingen richtig super durch den Switch-Lautsprecher...
Was mich zum nächsten Punkt bringt: Nuclien kann
ausschließlich im Handheld-Modus gespielt werden. Mit dem Dock verbunden dunkelt sich das TV-Bild ab und bittet darum, die Switch in die Hände zu nehmen. Selbst Joy-Cons werden
nicht unterstützt, denn Nuclien reagiert allein auf Touchgesten auf dem Switch-Bildschirm. Und das tut es sogar vorbildlich: Wie schnell es gerade auch hergehen und in welchem Tempo auch immer man hierhin und dorthin tippen mag - die Software gibt sich keinerlei Blöße!
FAZITNuclien ist ein raffiniertes Game, bei dem unbedingt ein DLC oder zweiter Teil her muss! Schade nur, dass es mit der Zeit trotz immer anspruchsvolleren Leveln nicht schwerer wird, und dass das Time Trialing nicht mittels Onlinefunktion betrieben werden kann. Darum ist meine Empehlung: Kauft Nuclien unbedingt, aber spielt es ohne die aktivierbaren Zeitboni!