In diesem atmosphärischen Puzzlespiel schlüpft man in die Rolle eines namenlosen Mannes, der aus seiner Heimat im Süden flüchtete, um nun in einer nördlich gelegenen Stadt Asyl zu beantragen. Also heißt es, sich auf der Arbeit in den Minen zu beweisen, einige moralische Tests durchzuführen und einen Arzt aufzusuchen, damit die Einwanderungsbehörde den Asylantrag akzeptiert, was auch gleichzeitig das Endziel der Reise darstellt.
Gameplay und SteuerungNoch bevor der Titelbildschirm eingeblendet wird, erscheint eine Nachricht der Entwickler, in der erklärt wird, dass man in North nicht speichern kann und in etwa einer Stunde bereits das Ende erreichen wird. Zudem gibt es keinerlei Menüführung, weshalb man nach einer kurzen Exposition in Form eines Briefes direkt in das Spielgeschehen eintaucht. Völlig orientierungslos bewegt man sich in der Egoperspektive durch besagte Stadt, interagiert dort mit Gegenständen und löst kleine, oft simple Rätsel. Darunter fällt zum Beispiel bei der Arbeit in den Minen, die Betätigung von 3 Schaltern in einem bestimmten Zeitraum, was keinerlei Herausforderung darstellt und eher so wirkt, als wollte man die bereits geringe Spielzeit strecken. Ist dies vollbracht, wird ein neues Areal zugänglich, in dem man ähnliche Tests erfüllen muss, um letztlich Asyl gewährt zu bekommen.
Bewegen lässt sich der Protagonist dabei durch den linken Joystick, während er sich mit dem rechten Stick umschaut und durch ein Druck des A-Knopfes mit Gegenständen interagieren kann. Durch die logische Tastenbelegung fühlt es sich natürlich an, sich durch die Welt zu bewegen und es ist nicht einmal eine Einführung von Nöten, um die intuitive Steuerung zu verstehen.
Die größte Herausforderung wird es hier sein, sich in dieser düsteren Spielwelt zurechtzufinden, da man, völlig absichtlich, keine Karte oder derartiges zur Verfügung gestellt bekommt. Die einzige Hilfe stellen Briefe dar, die der Protagonist an seine Schwester verschickt, sobald man spezielle Orte betritt oder mit einigen Hotspots interagiert hat.
Ästhetik und TechnikEs ist gleich von Beginn an offenkundig, dass es nicht die Intention der Entwickler war, neue Standards mit ihrem eher zweckmäßigen, aber funktionellem Gameplay zu setzen. Ein viel größerer Fokus lag auf der Atmosphäre, die die Leute von Outlands mit North schaffen wollten - und erfreulicherweise ist ihnen dieser Aspekt auch formidabel gelungen. Man hat stets das Gefühl, dass jede artistische Entscheidung eine gewisse Gewichtung trägt. Wie unter anderem, dass die Mitmenschen in dieser cyberpunkhaften Welt eine nicht zu verstehende Sprache sprechen, um der Orientierungslosigkeit in diesem fremden Land eine weitere Ebene zu verleihen.
Rein technisch gesehen ist dieser Port eines Steam-Titels von 2016 aber nicht sonderlich eindrucksvoll. Viele Texturen wirken bei genauerer Betrachtung unscharf, die nahezu komplette Dunkelheit macht es stellenweise schwierig, zu sehen, wo man überhaupt hinläuft und gelegentlich kommt es zu störenden Einbrüchen der Framerate.
Dafür wird allerdings eine atmosphärisch gelungene Klangkulisse geboten, welche weniger durch gut durchdachte Kompositionen glänzt, als viel mehr durch bizarre, fremdartige Hintergrundgeräusche. Zudem wurden keine der wenigen englischen Texte vertont, was ich hier aber durchaus nachvollziehen kann, da sich dafür alleinig die Briefe angeboten hätten. Auch wenn es für selbige keine deutsche Übersetzung gibt, wird durchschnittliches Schulenglisch reichen, um zu verstehen, was jeweils gefordert wird.
FazitNorth ist eines dieser Werke, welches sich weniger als ein tatsächliches Spiel, sonders als kurzweiliges Erlebnis versteht und bestimmte Werte vermitteln will. Dieses Erlebnis hat definitiv eine starke Atmosphäre und eine interessante Inszenierung, aber sie macht durch das bestenfalls zweckmäßige Gameplay wenig Spaß.