Eine kleine portugisische Handelsgesellschaft bricht unter deiner Leitung auf, die Welt des 15. Jahrhunderts zu entdecken. Unter direkter Anweisung des Königs sollst du erst den Seeweg nach China darlegen und später den Rest der Landkarte der Menschheit offenlegen. Keine leichte Aufgabe; mit ein paar Segelschiffen und begrenztem Budget. Doch bevor du überhaupt eine dieser Aufgaben erfüllen kannst, fehlt dir etwas ganz Entscheidendes - ein Admiral.
Diese Personen deines Vertrauens, denen du immerhin das Kommando über deine Flotten überlässt, sind allesamt authentisch dargestellt. Ihre Namen beziehen sich auf Persönlichkeiten aus Portugal, bzw. Spanien, und jeder bringt eine eigene Questreihe, Fachgebiete und Musikstücke mit. Ist nach einem umfänglichen Tutorial die erste Handelsroute etabliert, eine Flotte zusammengestellt und wurde mit dem neuen Admiral in das unbekannte Wolkenmeer aufgebrochen, nimmt die Geschichte rasant ihren Lauf. Hast du bis dahin nur das bekannte Europa erkundet, geht es nun an der Westküste Afrikas entlang zum nächsten Etappe deiner Reise - oder glaubst du an diese neuartige Theorie über einen runden Planeten und versuchst China über den anderen Weg zu erreichen!? Egal wofür du dich entscheidest, dein ausgesandter Admiral wird strikt dem von dir vorgegebenen Pfad entlangsegeln und dir nach seiner Rückkehr Bericht erstatten. Dabei entscheidest du, seinen Erlebnissen Glauben zu schenken und es somit als gegeben in die Weltkarte zu übernehmen, oder ihn die Reise erneut mit einem anderen Ergebnis antreten zu lassen.
Händler und ErkunderBeide Mechaniken arbeiten hierbei sehr gut Hand in Hand. Die Routen sind schnell eingerichtet und laufen größtenteils selbstständig. Du wählst einfach zwei Städte und deren Güter aus, setzt ein Schiff ein und die Ware wird bis zur Erschöpfung der Quelle beliefert. Kombinierst du die richtigen Waren miteinander, kommt es meist zu einem neuen Handelsgut, das erneut mehr Ertrag beim Handel mit sich bringt - sofern du die Belieferung aufrecht erhälst. Dazu gesellen sich noch gelegentliche Handelsposten, deren Waren du bestimmen und somit Wegstrecken abkürzen kannst. Diese Routen bilden die Haupteinnahmequelle deines Unternehmens und deine Lebensenergie, da ein Bankrott der Firma zum sofortigen Spielende führt. Nur gelegentlich muss später etwas aktualisiert oder ein Piratenangriff abgewehrt werden.
Mit dem erarbeiteten Kapital bereitest du Flotten für deine Admiräle vor und schickst sie auf Weltreise. Neue Ländereien bieten dabei eine Vielzahl an Sammelobjekten. Und neben weiteren Städten mit entsprechend neuen Handelsgütern, findest du diverse Schatztruhen, die Sehenswürdigkeiten, Erkundungsorte und Schätze, aber auch Hintergrundmusiken oder weitere Schiffskonstruktionen beinhalten können. An gewissen Stellen wirst du außerdem Schlüsselereignisse freilegen, welche ihren Teil zur Geschichte leisten.
In diesen Episoden gilt es, daraufhin bestimmte Erkundungen durchzuführen, um die Handlung voranzutreiben. Abgeschlossene Aufgaben werden dann mit einem grün leuchtenden Historien-Punkt markiert. Dass wirklich jede Errungenschaft auf der Weltkarte selbst dargestellt wird, zeigt dir deinen Fortschritt auf eine ganz eigene Weise. Und wer seine Weltkarte fließig erweitert, wird vom König mit immer mehr Geld und Lizenzen für die Handels- oder Erkundungsflotten belohnt.
Viele kleine StellschraubenSo eine Seefahrt dauerte damals eine ganze Weile, das ist allgemein bekannt. NEO Atlas 1469 ist daher in drei unterschiedlichen Geschwindigkeiten spielbar, die sich auf einfachen Knopfdruck ändern lassen können. Auf der untersten Stufe tuckern deine Kähne ganz gemütlich über die See, dass einem schon beim Zusehen die Augen zufallen. Andererseits gibt dir das sehr viel Zeit, die Weltkarte mithilfe der Zoom-Funktion nach noch nicht entdeckten Markern abzusuchen. Die dritte Stufe hingegen macht Schluss mit Faulenzerei. Ein Schiff schießt am anderen vorbei und du hast kaum bis drei gezählt, ehe eine Flotte wieder im Heimathafen ist um dir Bericht zu erstatten. Die mittlere Geschwindigkeit ist daher die ideale Einstellung, um über das Spiel hinweg einen guten Überblick zu behalten. Während auf der Weltkarte alles flüssig vonstatten geht, werden viele Menüeinstellungen von nicht sehr langen, aber dennoch NEO Atlas 1469 spürbaren Ladezeiten beeinflusst, die aufhalten. Nicht doll, aber immerhin ohne große Einbußen.
Ich erwähnte bereits, die Admiräle halten sich bei ihrer Erkundung sehr strikt - gerade zu fanatisch - an den vorher festgelegten Kurs. Das hat bei mir oft dazu geführt, dass eine Flotte keine zehn Sekunden nach ihrem Aufbruch wieder im Hafen anlegte, nur um mir von einer Landzunge zu berichten, die bedauerlicherweise knapp hinter der Wolkendecke den von mir bestimmten Weg kreuzte und die Mannschaft somit keine Möglichkeit sah, diese etwa zu umschiffen. Wollt ihr mich veräppeln?! Das Spiel interpretiert diesen Teil einer Erkundung so kleinlich, dass jedes Fleckchen Land, größer als das eigene Schiff, den sofortigen Abbruch einer Reise nach sich zieht und du die Flotte gleich wieder hinausschicken kannst um ihren Bestimmungsort mit etwas Glück eventuell dieses Mal zu erreichen.
Wenn die gesammte Expedition nach ein paar Seemeilen aufgrund eines Inselchens abrupt endet, welches man mit bloßem Auge hätte erkennen können, dann schafft das keine gute Immersion. Ferner darf ich dem zurückgelegten Weg des Admirals in einer Rückblende beiwohnen und die Leute halten einfach nicht den Schnabel! Ich kann gar nicht mehr mitzählen auf wie viele Thunfischschwärme und Delfine sie mich alle paar Sekunden aufmerksam machen. Da nützt es auch herzlich wenig, dass jeder von ihnen eigene Sprüche und Begleitmusik besitzt - nerven tun sie über kurz oder lang alle.
NEO Atlas 1469 ist ein Spiel der Unterbrechungen. Anfänglich mit nützlichen Anleitungen und Erklärungen der Mechaniken, später ein Piratenangriff hier und ein Ereignis dort. Egal was du gerade tust, als nächstes ploppt eine Textbox auf, die dich bei irgendeiner Aktion stören wird. Da hat der Schwarzmarkt wieder ein skurriles Geschäft am Laufen, deine Angestellten wollen bezahlt werden, der König entlohnt dich, oder die Flotte ist wieder daheim. Immer gibt es etwas zu tun. Das ist für eine Wirtschaftssimulation natürlich nicht unüblich und durch die anpassbare Geschwindigkeit lässt sich das in gewisser Weise beeinflussen - dem reinen Spielspaß erschien es mir gegenüber aber eher hinderlich.
Was aber sehr schön präsentiert wird, ist der eigene Zeitstrahl deiner Entdeckungen. In diesem kannst du deinen Fortschritt im Zeitraffer begutachten und Historienpunkte verfolgen. Und in der Enzyklopädie erhälst du den Überblick über deine gemachten Entdeckungen. Zum Schluss möchte ich noch auf die Lokalisierung hinweisen - NEO Atlas 1469 ist nämlich nur mit englischem Bildschirmtext erhältlich.
FazitDie Balance zwischen Handelssimulation und Welterkundung ist sehr überzeugend. Auch fängt NEO Atlas 1469 in seiner Präsentation den betitelten Zeitgeist größtenteils ein. Leider wird der Spielfuss durch ständig wiederkehrende und sich teilweise wiederholende Texte immer wieder unterbrochen und so zieht sich alles mögliche stark in die Länge. Besonders die Probleme beim Erkunden können stellenweise in Frust ausarten.