Seit 2012 beschäftigt sich der Entwickler Milestone Partner mit der MotoGP-Reihe und deswegen darf auch MotoGP 22 nicht fehlen - und sogar die Switch erhält eine Version.
Spendiert bekommt ihr über 120 Rennfahrer/innen und über 20 offizielle Strecken inklusive jede Menge Motorräder - natürlich. Wie es sich für eine ordentliche Rennsimulation gehört, bekommt ihr einiges an Modi geboten. So habt ihr zum Einen die vollständige Saison 2022, was nicht nur die MotoGP-Lizenz beinhaltet, sondern auch Moto2 und Moto3. Hier könnt ihr eure Managerfähigkeiten unter Beweis stellen, euren Fahrer basteln, Sponsoren, Klamotten, alles einstellen.
In der MotoGP Academy, könnt ihr auf Medaillenjagd gehen, was so viel heißt wie Stecken-Herausforderungen und -Zeiten knacken. Der imposanteste Modus ist jedoch der NINE Season 2009-Modus. Das hat mich wirklich beeindruckt und an den Bildschirm gefesselt, als ich das Spiel vor Frust schon wieder ausschalten wollte. Ihr schlüpft hier in 17 Kapiteln in die Rollen von Rossi, Lorenzo, Stoner und Pedrosa. Dabei werden euch unterschiedliche Szenarien aus der Saison zur Aufgabe gestellt, die ihr nachspielt und meistern müsst.
Das macht theoretisch nicht nur Laune, sondern ist auch ordentlich knackig. Der Saisonverlauf bis 2009, wer da an der Spitze war und auch wieder verdrängt wurde, wird phenomenal von Original-Doku-Filmmaterial des Dokumentarfilmers Mark Neale zusammengesetzt.
ZU VIEL REALISMUS?Nun kommt aber allerdings der Knackpunkt. Man hat sich hier wohl total in Zeug gelegt, Realismus einzubauen, mit Handling und Fahrverhalten, Reifenabnutzung, Bremstemperatur und was weiß ich nicht alles. Nur macht dies es beinahe unmöglich, das Motorrad sinnvoll zu lenken.
Das Tutorial hilft nur mehr oder weniger bei ein paar Sachen, denn Ideallinie, Bremsverhalten-Anzeigen und sogar Fahrerhilfen können aktiviert werden. Leider sind die im Menü sehr versteckt, teilweise nur halb nutzbar und sogar ich, der schon einige Simulationen gefahren ist, hatte extrem Schwierigkeiten in das Spiel reinzufinden.
Ständig fliege ich über das Motorrad, rutsche in der Kurve aus, fahre aus der Kurve heraus, das macht absolut keinen Spaß. MotoGP 22 ist ganz klar eine knallharte Simulation. Ihr müsstet Stunden mit dem Spiel verbringen, um überhaupt mal das Motorrad immerhin ein wenig unter Kontrolle zu haben - und dafür fehlte mir einfach die Muse.
Es ist zwar toll, dass es eine RewindCam gibt, mit der ich die Zeit nach einem Sturz zurückdrehen kann, um eventuell die Kurve besser zu nehmen, die Bremse intelligenter einzusetzen oder mehr, aber effektiv ist das nicht immer. Nette Funktion, aber oftmals ist der Sturz unausweichlich und man ist nur mit Zeit-zurück-drehen beschäftigt, statt weiterzufahren.
Falls euch Story-Modus, Karrieremodus, Zeitfahrten und Grand-Prix nicht ausreichen, könnt ihr den Splitscreen-Multiplayer ausprobieren. Während das mit zwei Leuten funktioniert, könnt ihr online insgesamt zu acht um die Punkte fahren. Es gibt also einiges in MotoGP 22 zu entdecken.
GRAFIK & SOUNDIch muss sagen, ich bin sehr beeindruckt von der Grafik. Mit konstanten 60 FPS bekommt man ein sehr gutes Geschwindigkeitsgefühl. Selbst die Details auf den Strecken, auf dem Motorrad und selbst dem Fahrer sind größtenteils scharf und gut dargestellt. Ab und an bekommt man verwaschene Texturen und das übliche Distanzaufbauaufploppen oder Clipping im Hintergrund. Aber nichts wildes. Die Menüs wirken gut aufgeräumt und übersichtlich, auch wenn ich 'ne Weile gebraucht habe, um die Fahrerhilfen zu finden.
Soundtechnisch bin ich nur teilweise zufrieden, denn die Kommentatoren und die Musikuntermalung in den Menüs sind super, aber die Motorensounds der Motorräder klingen furchtbar. Das hört sich so an, als würde jemand mit seinem Moped im Nachbardorf durch die Straßen fahren, zumal man auch nur die Motorgeräusche im Verhältnis zurückstellen, aber nicht ausstellen kann. Somit musste ich die Gesamtlautstärke reduzieren, damit mir der "määäääääääääh"-Sound nicht den letzten Nerv raubt.
FAZITMotoGP 22 ist ganz klar eine waschechte Rennsimulation. Somit habt ihr zwei Möglichkeiten: Entweder ihr habt nach wenige Stunden die Nase so voll, dass ihr das Spiel erstmal wieder auf Eis legt, oder ihr beißt euch lange durch, bis ihr des Motorrads würdig seid und könnt dann eine Menge langanhaltenden Spaß haben.