AUF GROSSVATERS SPURENDie Welt von Monster Hunter ist einigen sicher vertraut. Während die titelgebenden Monster Jäger sich eher darauf verstehen Monster zu jagen und zu erlegen, wählen andere den Pfad der Kooperation. Diese werden als Monster Rider bezeichnet und ihre Partner nennen sie Monsties.
Der Großvater meines selbsterstellten Protagonisten war zu seinen Lebzeiten ein legendärer Monster Rider, welcher mit seinem Wächter-Rathalos meine Heimat beschützte. Doch nach seinem Tod ereignen sich mysteriöse Ereignisse, die Rathalos fliehen von der Insel und zurück bleibt nur ein einsames Ei.
Dass sich nun eben jenes Ei in unserem Besitz befindet, macht uns zu einer Zielscheibe, bringt jedoch zugleich eine unvergessliche Reise und viele neue Freunde mit sich. Ist es wirklich die Präsenz unseres kleinen Monsters, welche andere Kreaturen in Rage versetzt? Und was hat das alles mit diesem unnatürlichen Leuchten zu tun?
Wer bereits mit der Welt von Capcoms Monster-Metzel-Orgie vertraut ist, wird sich sofort zurecht finden. Symbole, Gegenstände, Begriffe, selbst das Schmieden und Verbessern der Ausrüstung, alles wurde in einer sinnvollen Art und Weise übernommen, leicht angepasst und bietet genug Wiedererkennungswert. Lediglich die Spielweise ist mit ihren rundenbasierten Kämpfen eine ganz andere.
TAKTISCHE VIELFALTVon dem Begriff des Monster Riders ist ja bereits abzuleiten, wie sie sich durch die Welt bewegen. Dabei haben die Monster-Kumpanen eigene Stärken, Schwächen und sogar Spezialfähigkeiten im Feld. Einige spüren nahe Ressourcen auf, während andere Abkürzungen oder geheime Bereiche öffnen können. Schwimmende oder später gar fliegende Begleiter zu haben, ist durchaus auch von Vorteil. Neue Monsties erhaltet ihr durch das Finden von Monsternestern und das Entwenden eines Eis. Bringt dies zur nächstgelegenen Stallung und ihr habt einen neuen Gefährten an eurer Seite. Die Gene geben dabei Auskunft über ihre erlernbaren Fähigkeiten. Zu Beginn ist es noch Glück, doch die Möglichkeiten diese anzupassen, auszutauschen und zu verbessern wird bereits nach wenigen Spielstunden eingeführt. Monsterzucht nimmt gegen Ende und besonders im Mehrspielermodus demnach bald Priorität ein.
Das Kampfsystem wirkt zu Beginn sehr komplex. Da wäre in erster Linie das Schere-Stein-Papier Prinzip von Kraft, Geschwindigkeit und Technik zu beachten. Monster sind meist einer Kategorie unterteilt und bevorzugen entsprechende Angriffe. Ferner hat jedes Monster eine Schwäche gegen Schnitt-, Stich- oder stumpfen Schaden, von denen es je zwei verschiedene Waffenarten mit verschiedenen Schwerpunkten in den drei Kategorien gibt. Da sich bis zu drei Waffen aktiv mitführen lassen und einmal pro Runde ausgetauscht werden können, kommt Taktik ins Spiel. Kommen dann noch gelegentliche Zusammenstöße der Monster hinzu, die Tasteneingaben erfordern, ist klar, dass hier nicht mal so locker nebenbei gespielt werden kann. Denn selbst die stärksten Verbündeten können durch die falsche Herangehensweise schnell von den Gegnern überrannt werden und das bedeutet oft den Verlust eines der drei Leben.
VIELSEITIGE WELTENMonster Hunter Stories 2: Wings of Ruin bietet Inhalte bis zum beliebten Ableger Monster Hunter World. Darin eingeführte Monster, Rüstungen und Waffen sind hier mit von der Partie, aber auch solche Dinge wie Fährtenlesen und Spähfliegen oder Helferwesen - auch wenn letztere nur dekorative Zwecke in der Welt haben. Zum Launch gab es zudem einige Kooperationen mit dem ebenfalls auf der Switch erhältlichem Ableger Monster Hunter Rise. Durch ein kostenloses Update lassen sich sogar Palamutes als Monsties erhalten. Leider wurde auch Capcoms neuester Trend, kosmetische Extras gegen bare Münze zu erstehen, beibehalten.
In den großläufigen Gebieten macht es Spaß, durch die Gegend zu laufen. Wobei man allerdings sagen muss, dass manche Monsties eine eher unglückliche Gangart haben, die zu Kamerarucklern führt. Bei den meisten Gebieten merkt man die Zufallsgeneratorherkunft zudem extrem. Selbst in sogenannten Einstbauten, die immer dasselbe Layout aufweisen, kommt es zu merkwürdig wirkenden, abgeschnittenen Sackgassen ohne besonderen Sinn.
Grafisch und musikalisch habe ich nichts zu beanstanden. Der im Gegensatz zur Hauptreihe weitaus cartoonigere Stil passt sehr gut und lässt sogar einige Details in den Monstern erkennen, die vorher nicht möglich waren. Ferner sind frischgeschlüpfte Baby-Monster einfach zum Knuddeln! Einzig die Einschränkung der zu erstehenden Monsties verärgerte mich ein wenig. Nicht alle Monster lassen sich nämlich als Partner gewinnen und das ist schon etwas traurig, wenn man persönliche Lieblingsmonster trifft.
Der Mehrspieler-Modus kommt in zwei Varianten daher. Am Questbrett lassen sich gemeinsame Aufträge annehmen, die dann in abgesteckte Gebiete führen, Zielmonster X erjagt werden muss. In der Arena ist hingegen Schluss mit Verbündeten - hier wird mit harten Bandagen gegen die Rider und Monsties des Gegners angegangen. Dies erfordert mitunter ein noch höheres Maß an Konzentration und Planung, als es im Abenteuer erforderlich ist. Nicht nur, dass nur das Monstie des Gegners aktiv anvisiert werden kann, der Gegner kann es auch auswechseln oder ihm unerwartete per Zucht beigebrachte Fähigkeiten verpasst haben. Dasselbe gilt natürlich auch für uns selbst. Mehrspielerpartien erfordert aber mitunter etwas Geduld, da immer erst auf alle Eingaben der Spieler gewartet werden muss, ansonsten verläuft aber alles reibungslos.
FAZITWie gut sich die Monster-Hunter-Formel auf ein rundenbasiertes Sammel-RPG übertragen lässt, bewieß bereits der erste Teil. Monster Hunter Stories 2: Wings of Ruin übernimmt das Konzept und baut die Stärken weiter aus - kleinere Schwächen bleiben jedoch enthalten. Besonders Kampf- und Zuchtsystem sind mit ihrer ausufernden Vielfältigkeiten sehr viel anspruchsvoller als die Konkurrenz.
Und Serienveteranen wird der neue Ansatz sicher zusagen, da sie viele Elemente wiedererkennen werden. Doch auch Neulinge und solche, die den direkten Vorgänger nicht gespielt haben, sollten sich keineswegs von der Zwei im Titel abschrecken lassen. Monster Hunter Stories 2: Wings of Ruin ist ein großartiges Spiel, welches euch lange bei der Stange halten wird.