Dr. Wily ist mal wieder dabei, alles ins Chaos zu stürzen - und Mega Man zögert nicht lange, sondern macht sich sogleich auf den Weg, zuerst den 8 amoklaufenden Roboter-Bossen und anschließend Dr. Wily selbst das Handwerk zu legen.
Mega-Man-Fans werden sich natürlich gleich zurecht finden. Die 8 Robot-Meister dürfen wie immer in beliebiger Reihenfolge auf's Korn genommen, wobei es natürlich auch eine "goldene Reihenfolge" gibt, da natürlich jeder erledigte Boss seine Waffe dem guten Mega Man überlässt, und jeder Boss ist gegen eine der 7 anderen Waffen sehr anfällig, also leichter zu besiegen. Und anschließend geht es natürlich in Dr. Wilys Schloss, wo abermals eine Handvoll Stages darauf warten, gemeistert zu werden.
Das allerwichtigste bei einem Old-School-Plattformer ist gewiss die Steuerung, und die ist wie aus dem Bilderbuch umgesetzt worden und der Blue Bomber lässt sich wie eine 1 durch alle Stages leiten. Und das ist nicht nur sehr erfreulich, sondern auch absolut notwendig, denn Mega Man 11 ist kein Zuckerschlecken. Im Gegenteil. Es gibt vier Schwierigkeitsgrade und schon der zweite ist nicht ohne. Die Unterschiede aller Schwierigkeitsgrade zueinander liegen vor allem im Austeilen von Schaden und dem Nehmen von Schaden, außerdem gibt es je nach Höhe des Schwierigkeitsgrades weniger oder mehr Rücksetzpunkte (für den Fall, dass man ein Leben lässt) und die im Dr.-Light-Shop gegen überall zu findende Schrauben kaufbaren Items, darunter Energietanks, sind günstiger oder teurer.
Somit ist eigentlich für alle etwas dabei, egal ob Neulinge oder Profis. Dennoch gibt es eine Handvoll Passagen, die es selbst auf einfachster Stufe in sich haben, da sie nichts mit Schadensmodellen zu tun haben. Wie zum Beispiel die bildschirmfüllende Feuerbrunst, die unerbittlich und durchaus flott von links nach rechts voranschreitet. Hier allen Hindernissen auszuweichen oder diese aus dem Weg zu ballern, um stets vor erwähnter Brunst zu bleiben, ist immer schwierig. Da können schon mal ein paar Leben drauf gehen, denn die minimalste Berührung damit und schon ist es aus. Selbiges gilt, old-school halt, für Stacheln oder das Fallen ins Nichts, wenn unter uns keine Plattform und kein Boden mehr war.
Neu und allen Schwierigkeitsgraden gegeben ist das neue Double Gear System, das sind zwei Ergänzungen zu Mega Mans bisherigen Fähigkeiten, darunter der Groundslide, der Mega Buster, sowie Rush Jet und Rush Coil. Jedenfalls: Mit dem Speed Gear bewegt sich alles außer Mega Man nur noch halb so schnell, und dem Power Gear richtet man mehr Schaden an. Das kann man sich wie bei der Mega-Man-X-Serie vorstellen, wo alle Waffen eine zweite Stufe haben und dabei etwas anders funktionieren. Damit man nun aber nicht wie wild die beiden Features nutzt, sind sie an eine Energieleiste gebunden. Wie bei allen anderen Spezialwaffen, die man so verwenden kann, nimmt die Leiste bei Nutzung eines Gears ab, und zwar rapide.
Ich für meinen Teil muss aber zugeben, dass ich beide Gear-Systeme nur selten nutzte, obwohl sie sich wunderbar bedienen lassen und nach ein-, zweimaligem Ausprobieren direkt in Fleisch und Blut übergehen. Vielleicht war es mein Ehrgeiz, aber bis auf ganz wenige Ausnahmen, kann man das gesamte Spiel auch prima ohne durchspielen. Sicher, dann wird's an manchen Stellen teils brutal knapp, wie die Feuersbrunstpassagen in Torch Mans Stage, aber dafür fühlt es sich umso befriedigender an, wenn man's auf die herkömmliche Weise geschafft hat.
Gerade am Ende jeder Stage ist dieses Gefühl besonders ausgeprägt, dann die Level sind nicht nur wunderschön anzusehen, sondern auch clever strukturiert, sodass man permanent auf der Hut ist. "Cheap Deaths" gibt es eigentlich keine, da jede Gefahr bei wachem Auge zu erkennen ist. Nur sind einige Hindernisse gut getarnt, oder sie bewegen sich sehr schnell. Das gilt im Besondern für die 8 Robot-Meister. Diese haben stets zwei Phasen, wobei die zweite ab 50% verbleibender Lebensenergie eintritt. Als wären sie also nicht sowieso schon sehr schnell unterwegs, geht es dann erst richtig los und sie flitzen kreuz und quer über den Screen, werden riesengroß oder was auch immer es sonst sei. Das ohne selbst einen einzigen Treffer zu kassieren zu überstehen, halte ich für absolut unmöglich.
Hat man das Spiel nach etwa 5 bis 7 Stunden absolviert, gibt es allerdings immer noch genug zu tun. Das mittlerweile ja schon etablierte Achievement-System verlangt allerlei Leistungen, wie alle Stage-Zwischenbosse besiegt zu haben, oder innerhalb einer einzigen Speed-Gear-Ladung mindestens X Gegner zu plätten. Und vier Dutzend gesonderter Herausforderungen gibt es außerdem; etwas, das mit
Mega Man 9 Einzug in die Serie erhielt. An jede Herausforderung sind meistens eine oder mehrere Konditionen gebunden, wie etwa, nicht mehr als x-mal in einer Stage zu springen. Nach Abschluss wird die benötigte Zeit festgehalten, bei ausreichender Leistung diese mit bronze, silber oder gold ausgezeichnet und dann wird ein Replay online übertragen.
Streng genommen könnte man natürlich sagen, dass diese Herausforderungen eigentlich nichts anderes sind, als das Spiel unter bestimmten Voraussetzungen zwei, drei weitere Mal durchzuspielen, und das stimmt sogar, aber diese Voraussetzungen sind so unterhaltsam und herausfordernd, dass ich Capcom zu dieser tollen Idee nur gratulieren und alle anderen zum Angehen der Herausforderungen nur ermutigen kann.
TECHNIKMega Man 11 wirkt weitaus näher an die NES-Abenteuer angelehnt, als es
Mega Man 7 und Mega Man 8 waren. Denn der Grafikstil, so modern, hochaufgelöst und mit schönen Hintergründen und vielen Details angereichert er auch ist, hat er trotz seiner 60 FPS diesen gewissen NES-Touch. Man sieht das gerade bei den normalen Stagegegnern, die wirken, als hätte man 30 Jahre alte Konzeptzeichungen aus der Schublade geholt und diese etwas überarbeitet. Grandios! Auch toll in diesem Zusammenhang ist, einige alte Bekannte wiederzusehen, darunter zum Beispiel die Fledermaus aus
Mega Man 2...
Akustisch ist Mega Man 11 ebenfalls weit vorne mit dabei. Explosionen, Schüsse, das Surren von Maschinen... alles klingt wunderbar! Und die Musiken wissen ebenfalls zu gefallen. Einige typische Fanfaren erkennt man natürlich wieder, doch größtenteils handelt es sich um neue Kompositionen, die zwar nicht überragend sind oder zu Hitwundern wie
Mega Man 3 aufschließen könnten, aber dennoch muss man Mega Man 11 ein hohes Musik-Niveau bescheinigen.
FAZITWas soll ich noch schwafeln!? Das Gameplay ist wunderbar, der Schwierigkeitsgrad wählbar, die Steuerung tadellos, das Leveldesign klasse, Ladezeiten praktisch nicht vorhanden, die Achievements und Herausforderungen halten bei Laune... Kaufen, aber zackig!