Cover: Lethis - Path of ProgressLethis - Path of Progress ist eine Städtebau-Simulation, ganz in der Tradition der Genre-Urvater-Serie SimCity. Wir bauen bewohnbare Gebäude, die ersten Bewohner kommen in die Stadt. Sie wollen arbeiten können, also errichten wir Landwirdschaftsfelder zum Sähen und Ernten von zum Beispiel Getreide, dazu vielleicht eine Bäckerei, die aus dem Getreide Brot macht und so dann auch gleich für die Verköstigung der Bevölkerung sorgt.

Mit der Zeit werden es mehr und mehr Bewohner und Pagoden, sowie mehr und mehr Betriebe. Darunter Metallherstellung und -verarbeitung, Höfe, Boten, die Wasser aus dem Brunnen an die Häuschen verteilen und so weiter. Nicht zu vergessen diverse Dinge, auf die wir nebenbei achten. Das Straßennetz zum Beispiel, das immer ausufernder wird und keineswegs optional ist. Denn ohne Straßen kommen die Bewohner nicht zu Punkt X. Ein Wohngebäube etwa ist nutzlos, wenn es nicht an eine Straße grenzt - dann zieht dort nie jemand ein.

Und hier beginnt auch gleich das Problem mit Lethis. Es ist bisweilen sehr kryptisch mit dem, was es mitteilt. In Form einer Dialogbox sagt uns die Gameplayberaterin, worauf wir gerade achten sollten. Statt allerdings zu erklären, dass wir vergaßen, ein bewohnbares Gebäude an eine Straße zu setzen, erzählt etwas von Umständen, die verhindern, dass sich in der Stadt Migranten niederlassen könnten. Hmm, haben wir etwa ein Problem mit Ausländerfeindlichkeit?
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Derlei ungenaue Aussagen tätigt unsere Beraterin in einer Tour. Sie lässt zwar die eine oder andere Anekdote aus ihrem Leben vom Stapel und ist dabei sogar unterhaltsam, doch sobald es um spielerische Inhalte geht, wie das Userinterface, oder wie man auf plötzlich eintretende oder bald bevorstehende Events reagiert (beispielsweise könnte ein Blaublüter aus dem Umland bis Tag X 1000 Einheiten Seide von uns haben wollen). Wenn wir nun also hoffen, sie erklärt uns gleich, wie wir so viel Seide produzieren und lagern könnten, ohne, dass diese munter innerhalb der eigenen Bevölkerung verkauft wird, sagt sie oft nur etwas in der Art wie "Na, das lasse ich dich am besten einfach selbst herausfinden!" oder "Ach, du wirst das schon hinkriegen!". Aber wie sehe ich, wo meine zu erwirtschaftende Seide lagert? Und habe ich schon genug Einheiten produziert? Was passiert denn, wenn ich liefern oder nicht liefern kann?
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Mit der Zeit kommen aber weitere Fragen auf. Wie rotiere ich die Map um jeweils 90 Grad nach links oder rechts? Und geht das überhaupt? Wie räume ich Felsformationen oder Wäldchen von der Karte, um an dieser Stelle bauen zu können? Bis in welches Jahrhundert oder welche Epoche wird das Gameplay mich letzten Endes bringen? Kann ich nur auf der aktuell sichtbaren Map bauen, oder wird das Gebiet mit der Zeit grtößer, beziehungsweise, kommen weitere Gebiete hinzu? Kann ich später auch Eisenbahnschienen statt Straßen bauen? Wie kriege ich Geld in die Kasse? Gibt es Steuern? Kann ich sie erhöhen oder senken?
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So ist es ratsam, die Kampagnen-/Tutorialsketion zu absolvieren, doch selbst hier wird nicht flott alles Wesentliche erklärt und eine Möglichkeit, etwas mal eben auf die Schnelle irgendwo nachlesen zu können, oder die Beraterin darauf anzusprechen, ohne ewig im Tutorial herumzueiern, gibt es nicht. Es kommt der Punkt, an dem man mit dem Gameplay soweit vertraut ist und es im Grunde nur noch auf Feinheiten ankäme, die man gern schnell präsentiert bekäme. Man will jetzt endlich richtig loslegen, sich austoben, nicht ständig warten, dass endlich der nächste Schritt erläutert wird. Lethis - Path of Progress fordert also erst einmal einiges an Geduld.
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Selbst, wenn man herausgefunden und verstanden hat, wie etwas in Lethis - Path of Progress funktioniert, ist es manchmal umständlich oder unzureichend. So gibt es durchaus Steuern, die man von seinen Bürgern erheben kann, und man kann sie auch erhöhen oder senken. Aber dies nur in einem äußert geringen Rahmen und man kann nicht einsehen, und sei es auch nur grob, wie sich die Steuereinnahmebilanz, auswirken würde, wenn wir rauf oder runter gingen. Es gibt genau drei Einstellungsmöglichkeiten für die Höhe der Steuererhebungen (quasi niedrig, normal und hoch)- doch was sie im Einzelnen bedeuten...
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Grafisch ist Lethis - Path of Progress wirklich hervorragend, detaillierte Grafik, schicke Animationen, dazu eine angenehmene, meist tragenden Soundkullisse. Kurz: Man fühlt sich wohl im Look and Feel, denn die Welt von Lethis - Path of Progress selbst, ist durchaus immersiv und je mehr man versteht, desto mehr fühlt man sich herausgefordert.
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Die Steuerung selbst ist intuitiv und bequem bedienbar, wenn mit Controller gespielt wird. Touchcontrols für den Handheldbetrieb sind zwar auch vorhanden, fühlen sich aber nicht effizient an, da sie mal reagieren und mal nicht, beziehungsweise man tippt daneben und öffnet ein Menü oder eine Funktion, die man nicht beabsichtigte. Dass man allgemein etwas viel Gebäudebeschaffenheiten kontrollieren oder in Menüs herumwuseln muss, lässt sich verschmerzen. Ankeiden muss man Lethis - Path of Progress allerdings, dass es all seine Möglichkeiten so zögerlich preisgibt. Gerade zum Anfang hin ist man ein ums andere Mal versucht, lieber was anderes zu spielen. So steht sich der an sich wirklich sehr unterhaltsame Titel ein wenig selbst im Weg.
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FAZIT
Lethis - Path of Progress setzt einige Einarbeitungszeit und Geduld voraus, deshalb ist der Einstieg holprig, verleitet vielleicht sogar dazu, nicht weiterspielen zu wollen. Doch Durchhaltevermögen lohnt sich: Wenn das Gameplay sitzt und keine Fragen mehr offen sind, fühlen sich die Kampagnen nicht mehr so unfair an und es macht Spaß, sich um seine Stadt zu kümmern und zu sehen, wie sie sich peu à peu entwickelt.
Jörg Singleplayer: 72%

Verfasst von Jörg am 24.10.2019,
bemustert durch Plug In Digital
für bis zu 1 Person/en
Release am 24.10.2019