Forever EvilVor gut fünf Jahren erschien eine Crossover-Reihe im Mainline-Comic-Universum rund um Superman, Batman und Co., welche deren Gegenspieler in den Fokus rückte. Das Crime Syndicate, also das böse Gegenstück der Justice League aus Universum 3, übernahm die Kontrolle über Erde-Prime und ließ so gut wie alle Helden kurzzeitig von der Bildfläche verschwinden. Doch ein bunt zusammengewürfelter Haufen Schurken unter der Führung von Supermans Gegenspieler Nummer eins - Lex Luthor - wollte diese feindliche Übernahme nicht ohne weiteres hinnehmen und ging in die Offensive.
Genau dieses Ereignis haben sich die Leute von Tt Games als Vorbild für ihr neues LEGO DC Spiel genommen. Während im Original viele Bat-Bösewichte, allen voran der Joker, nicht im Rampenlicht standen, haben sich die Entwickler hier die Freiheit erlaubt, fast alles, was jemals mit einem Superhelden die Klinge kreuzte, unterzubringen. Somit besteht das beachtliche Roster von über 160 Minifiguren überwiegend aus Gaunern, Ganoven und Großkriminellen - doch selbstverständlich bleiben auch die Helden nicht allzulange diesem Spektakel fern. Einen besonderen Platz in dieser Riege haben jedoch wir bzw. unser eigener Charakter!
Es ist gut, böse zu seinEine eigene Figur aus den vorgegebenen Bauteilen zusammenzustellen ist in LEGO Games nichts neues. Doch dass dies ein integraler Bestandteil der Geschichte ist, schon. Gleich unsere erste spielerische Handlung wirft uns in den umfangreichen Editor, in dem wir unseren eigenen - leider ziemlich wortkargen - LEGO DC Schurken entwerfen, ihm oder ihr einen Namen geben und entsprechend bewaffnen. Kaum damit fertig schließen wir uns dem Gefängnisausbruch Lex Luthors an und beginnen unsere kriminelle Karriere.
Die Grenzen von Gut und Böse werden dabei reichlich durcheinander gewürfelt. Da wir es in LEGO-Spielen dieser Art sowieso gewohnt sind, alle Klötzchenwerke zu zerlegen und daraus Profit zu schlagen, macht es aber überhaupt nichts, wenn der moralische Kompass unserer Truppe mal in die andere Richtung tendiert. Denn fast die gesamte Thematik des Spiels setzt auf dieses Schurkendasein an. In der Oberwelt vandalieren wir, knacken Safes und klauen sogar kleinen Kindern den Lutscher.
GameplayOkay, Hand hoch. Wer von den hier Anwesenden hat noch nie ein LEGO-Game gespielt? Ich wage zwar stark am Vorkommen dieser Gattung zu zweifeln, aber hier nochmal eine Zusammenfassung: Ein vorgegebener und ständig wechselnder Trupp aus Minifiguren prügelt und rätselt sich durch Level mit mehreren Abschnitten, zerlegt dabei LEGO-Konstruktionen, um an die wertvolle Stud-Währung zu kommen und sammelt Objekte ein.
Während die Fähigkeiten der Figuren in der Geschichte immer auf das Vorankommen der Handlung angepasst sind, können wir im erneuten Besuch auch andere Charaktere benutzen. Mit deren Talenten ist es uns dann wiederum möglich, in den Leveln versteckte Sammelobjekte zu bergen. In LEGO DC Super-Villains sind das jeweils fünf Minikit-Container, ein roter Stein für das Freischalten von Cheatcodes und ein verstecktes Heldenporträt, welches wir mit Graffiti beschmieren und anschließend ein Selfie machen.
Verbunden werden die Level durch eine Oberwelt. Nebenmissionen und dutzende Sammelobjekte inklusive. Gerade in diesen Bereichen sollten Comic-Nerds die Augen offen halten. Es sind zahllose Anspielungen in jeder Ecke und vielen Gesprächen zu finden. Selbst Johnny DC wurde aus dem Ruhestand geholt um als Navigationstool zu fungieren. Doch auch, wenn ich alle das lobe, ist die Oberwelt an sich reichlich grausig. Vollgestopft und unübersichtlich. Der Radar auf dem eingeblendeten Handy ist nur selten hilfreich. Die sogenannten GPS-Studs weisen uns zwar zuverlässig den Weg, geben aber permanent ein nerviges Geräusch beim Einsammeln von sich. Da hilft nur neben der Spur zu bleiben.
Wie aus den Vorgängern bekannt, dürfen wir das Abenteuer zu zweit bestreiten. Der Splitscreen ist dabei immer gegeben. Das führt zwar zur Möglichkeit, unabhängig voneinander zu erkunden, die Übersicht leidet allerdings etwas und hat ein Spieler eine Mission angenommen oder ein Event ausgelöst, schadet dies dem Spielfluss des anderen Mitspielers beträchtlich.
Auch ist es schon fast Trend, dass die Games rund um die LEGO-Welten so unsauber auf den Markt kommen. Die KI ist struntzdoof, Spielfiguren hängen gerne mal fest, die Kamera ist scheinbar mit jeder dritten Einstellung überfordert und die Ladezeiten sind gelegentlich eine Zumutung. Auch hat bei mir die Kontrolle meiner Figur in einem Abschnitt einmal total ausgesetzt und das Spiel hat sich zweimal aufgehängt. Zu Gute halten muss ich aber die Autosave-Funktion. Selbst wenn ich die Software unfreiwillig beenden musste, verlor ich dadurch fast keinen Fortschritt, sondern durfte am letzten Checkpoint weitermachen.
Auch beim Gameplay bleibt alles beim Alten. Gut 90% aller Fähigkeiten und Talente gab es schon in vorherigen Teilen und die wenigen Neuerungen, wie zum Beispiel der Foto-Modus, bringen kaum Innovation mit sich. Für jüngere Spieler wäre das durchaus geeignet und der wählbare Schwierigkeitsgrad für Anfänger spricht da auch für sich, doch leider wurde das Spiel hierzulande von der USK ab 12 Jahren eingestuft. Und da kann man meines Erachtens etwas mehr spielerische Herausforderung erwarten, die nicht allein aufgrund der mangelnden Technik frustriert.
FAZITGanz trocken betrachtet ist LEGO DC Super-Villains aufgrund der unsauberen Technik und Designschnitzer wirklich nur gesundes Mittelmaß. Doch LEGO-Charme und Detailgrad des DC-Universums, mitsamt den vielen kleinen Anspielungen, erhöhen die Wertung um ein ganzes Stück.