Cover: Lego BricktalesLego Bricktales hat ein interessantes Konzept. Vor allem eines, das endlich einmal von den sonst gängigen LEGO-Videospielen abweicht. In Form einer LEGO-Minifigur erforschen wir die Umgebung und müssen regelmäßig Dinge wiederherstellen, genauer: zusammenbauen. Hier ist es eine Brücke, dort ein Hubschrauber, die Aufhängung einer Seilbahn und und und...

Die Story handelt von uns, wie wir unseren Großvater besuchen, dessen Vergnügungspark durch den Bürgermeister geschlossen werden soll. Das wollen wir natürlich verhindern. Großvater ist ein Tüftler und hat schon die irrsten Sachen gebaut. Und damit wir ihm eine Hilfe werden können, erklärt er uns zunächst die Grundlagen der Spielmechaniken. Wir bewegen uns beinahe frei in der gesamen Welt herum - allerdings können wir nur laufen und die eine oder andere Sonderaktion ausführen -, können mit anderen Minifiguren sprechen, mit Objekten interagieren (Schalter, Türen...), oder an bestimmten Orten fehlende Objekte errichten.

Und gerade der letzte Punkt ist, was Lego Bricktales ausmacht. Die Umgebung selbst ist toll und detailreich gestaltet, aber immer mal wieder fehlen Objekte, wie beispielsweise eine Brücke. Die sollen wir jetzt errichten, damit es weitergehen kann. Hierzu wechselt das Spiel in einen gesonderten Modus, der optisch weit weniger ansprechend ist, nur das für uns Allernötigste darstellt, aber dafür schön übersichtlich ist und uns von nichts ablenkt. Wir bekommen eine vorgegebene Anzahl LEGO-Steine und ein Grundgebilde mit einem Anfangs- und einem Endpunkt. Diese beiden Punkte sollen wir mit den gegebenen Steinen verbinden. Wie komplex und prunkvoll dies aussehen wird, bleibt uns überlassen. Im Kern ist nur wichtig, dass die Brücke ihren Zweck erfüllt, also von A nach B führt und sie hält, also nicht in sich zusammenfällt, wenn man sie überquert. Um das zu testen, gibt es einen kleinen Testroboter. Sind wir der Meinung, die Brücke sei fertig, schicken wir den Roboter los. Kommt er ins Ziel, haben wir unsere Aufgabe erledigt. Wenn nicht, müssen wir uns überlegen, wo der Fehler liegt.
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Nachdem die Brücke steht, geht es zurück in die normale Ansicht, die von uns eben gebaute Brücke ist nun Teil dieser Welt und wir können diese nun überqueren und die Welt weitererkunden. Leider ist Lego Bricktales deshalb linear, sodass wir nicht mal hierhin und mal dorthin können, sondern erst wenn X abgearbeitet ist, können wir zu Y und weitermachen.
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Die Linearität ist dabei weniger ein Problem, denn eigentlich ist Lego Bricktales im Grunde ein Logik-/-Puzzle-Spiel, dessen einzelne Puzzles (also das Errichten von Objekten, die dann auch entsprechend funktionieren müssen) durch eine Story verbunden werden. Ärgerlich wird es, wenn man hin und wieder keinen Schimmer hat, was den Fortgang hemmt. Man sucht alles ein paar Mal ab, geht zu anderen Orten zurück... Bis man irgendwann zufällig an etwas näher als sonst vorbeiläuft und die Info aufploppt, dass man hier z.B. einen Schalter hat, den man durch Tastendruck aktivieren kann.
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Auch die Tutorials sollte man lieber immer durchlaufen, weil auch diese sonst verhindern können, dass wir vorankommen. Ärgerlich, wenn man mit allem klarkommt und auch keinerlei Verständnisschwiergkeiten hat und deshalb ein Tutorial auslässt, das aber nicht nur das Gameplay erklärt, sondern auch Trigger in der Spielwelt auslöst.
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Manchmal gibt es auch Situationen, wie noch sehr zu Anfang, im Dschungel, als eine Statue mit Linanen verhangen ist. Drücken wir dort die Interaktions-Taste, erscheint nur unser kleines Helferlein und erklärt, er könne die Lianen wohl beseitigen, wenn er stärker wäre. Gibt es irgendwo ein Upgrade? Etwas, das die Stärke erhöht? Nein, das Rätsels Lösung ist, an Ort und Stelle via Y-Taste auf den Boden schlagen und die Lianen lösen sich in Luft auf. Warum sagt unser Helferlein nicht etwas mehr in diese Richtung, statt von sich und seiner Kraft zu orakeln? Das sind Augenblicke, in denen klar wird, dass man die letzten 30 Minuten nur seine Zeit vergeudete, weil man vergeblich nach Dingen suchte, die man unmöglich finden konnte.
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Darum versteift man sich umso mehr darauf, wirklich überall möglichst nah vorbeizulaufen, überall mal hinzuschlagen, jedes Tutorial zu absolvieren und so weiter. Hier kommt dann wieder die Lineratität zum Tragen. Denn das Austüfteln der physikalischen Puzzles, also das "Wie muss ich was zusammenbauen, damit es seine Aufgabe erfüllen kann?", macht Spaß, wird aber regelmäßig durch bisweilen monotone und eigentlich unnötige Absucherei unterbrochen.
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Nebenher sammeln wir in der Welt Gegenstände ein, wie Bananen oder Tiere, was uns später ermöglicht, diese gegen Dinge in Shops einzutauschen. 15 Bananen für einen bestimmten Baustein einer bestimmten Farbe, zum Beispiel.
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Technisch läuft Lego Bricktales absolut sauber. Alles hat den typischen LEGO-Charme - weil alles aus LEGO-Steinen besteht und toll animiert ist -, die Dialoge sind gut und angenehm humorvoll geschrieben, die Soundeffekte passen optimal, und die Musik tut dies ebenfalls. Das Bewegen durch die Welt funktioniert tadellos, das Bauen eigentlich auch...
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...nur fühlt es sich umständlich und langwierig an, weil der Cursor mit dem Analaog-Stick des Controllers ständig hin- und hernavigiert werden muss, denn jeder Stein muss einzeln aufgenommen und platziert werden. Im Besonderen das Platzieren an der exakt gewünschen Stelle kann enervierend sein und wird hin und wieder gar zum Geduldsspiel, weil man dann doch schon wieder um 1-2 Noppen verrutschte, und... ach, schon wieder... aber jetzt! Nein, erneut daneben... Und ich fand eigentlich nie eine Kameraperspektive, die ich einmal einstellte und dann so bis zum Schluss verwendete. Ich zoomte, drehte und rotierte andauernd. Wie ein Einkaufswagen mit Linksdrall: Es nervt, man muss dauernd gegensteuern und extra aufpassen, nirgends reinzurasseln, und irgendwie arrangiert man sich damit. Der Einkauf klappt schlussendlich, ist aber gleichsam froh, wenn man das Ding nach dem Einkauf wieder wegstellen kann.
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FAZIT
Lego Bricktales hat eine coole Idee: vollkommen zeitdruckbefreite Aufbaupuzzles lösen, mit LEGO-Steinen, drumherum eine angenehme Geschichte, welche die einzelnen Puzzles verquickt. Super! Allerdings stehen die Linearität und die damit verbundene, aufgezwungene Entdeckungs"freiheit" dem Spaß im Wege. Schade auch, dass die Navigation der Steuerung und der Kameraperspektive so flimmsig sind. Somit empfehle ich Lego Bricktales für alle, die sich des Abends gern mal die eine oder andere nette Stunde machen möchten und sich von kleinen Unwillen nicht den Spaß verderben lassen - unabhängig davon, ob sie ansonsten viele Berührungspunkte mit LEGO haben, oder nicht.
Jörg Singleplayer: 65%

Verfasst von Jörg am 12.10.2022,
bemustert durch Plan of Attack
für bis zu 1 Person/en
Release am 12.10.2022