Cover: League of EvilMan mag es beim ersten Anblick vermuten, doch League of Evil stammt nicht aus den späten 80er-Jahren. Der brettharte 8-Bit-Plattformer erschien erstmals 2011 auf Apple-Geräten mit iOS. Nun dürfen auch Switch-Besitzer in den blitzschnellen Missionen ihre Reflexe und vor allem die eigenen Frustrationstoleranz testen. Darum überzeugt der Überraschungshit von damals auch heute noch:

Mission (beinahe) Impossible
Der pixelige Held von League of Evil ist ein namenloser Cyborg-Soldat. Seine Mission ist es, die namensgebende Liga des Bösen auszuschalten, ein Zusammenschluss aus bösartigen Wissenschaftlern, die sich die Welt unter den Nagel reißen wollen. Und damit wäre die Story auch schon erklärt und es kann losgehen.

In 140 Levels, Missionen genannt, gilt es, je einen Wissenschaftler unschädlich zu machen. Das an sich stellt kein Problem dar, denn die Superhirne sind völlig wehrlos. Doch sie am Ende der kurzen Levels überhaupt erst zu erreichen, erfordert oft Geschick am Rande der menschlichen Vorstellungskraft.
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Euer Soldat verfügt über die wohl bekanntesten Moves des Genres: Er kann laufen, springen und schlagen. Außerdem ist es möglich, in der Luft einen weiteren Sprung auszuführen und beliebig oft von Wänden abzuspringen. Das Handling funktioniert absolut knackig und zielgenau. Das ist auch bitter von Nöten, denn League of Evil kennt keine Gnade!
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Was zunächst nett beginnt, mit ein paar Hüpfern und scheinbar vollkommen ohne Herausforderung, durchläuft nach dem ersten Dutzend der 10-30 sekündigen Levels einen herben Wandel. Mission für Mission schleichen sich immer neue Killer-Fallen und Gegner ins Gameplay hinein. Es gilt das Prinzip: "Don't touch anything!", denn jeder Fehler endet sofort tödlich. Allein das Level zu beenden, indem man das böse Supergenie am Ende umhaut, grenzt oft an ein Wunder und dutzende Bildschirmtode und Neuanläufe stehen auf der Tagesordnung. Der Schwierigkeitsgrad ist Badass!
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Für die echten Superagenten unter Euch, die den Drang verspüren, ein Spiel stets zu komplettieren, ist es sicher eine Selbstverständlichkeit, sich auch an den beiden Sekundärzielen jeden Levels die Zähne auszubeißen. Zum einen ist innerhalb jeder Mission ein Aktenkoffer zu finden. Sie sind meist offensichtlich zu erkennen, doch um die Koffer zu erreichen, sind Umwege in Kauf zu nehmen. Solche, die Euch ganz schnell ins virtuelle Grab schicken, selbstverständlich. Gerade diese Koffer sind es, die einen das eine oder andere Mal leise Kraftausdrücke flüstern lassen.
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Oft braucht man eine Vielzahl von Versuchen, um sie zu erreichen, dann gelingt es endlich und plötzlich pustet einem das nächste Hindernis das Lichtlein aus. Ärgerlich. Aber für Komplettisten unumgänglich. Genauso unumgänglich wie das grausam strenge Zeitlimit für die begehrte 3-Sterne-Wertung. Vergesst auf jeden Fall den Aktenkoffer, wenn Ihr das wirklich packen wollt. Rennt direkt zum Wissenschaftler und macht den Prozess so kurz wie möglich. Den nicht selten braucht ihr zum Beispiel 10 Sekunden bis zum Ziel, mit 9 Sekunden hätte es aber erst die drei Sterne gegeben. Hammerhart und böse! Und trotzdem: League of Evil lässt einen immer im Glauben, beim nächsten Versuch könnte es ja klappen. Es kommt nicht der Punkt, an dem man denkt, dass es absolut unmöglich und unfair wäre.
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Hau sie zu Pixelbrei!
Technisch erwartet den Spieler bei League of Evil ein für viele Indi-Titel üblicher Mix. 8-Bit-Retro-Optik, das ist zur Zeit wieder schwer im Kommen, lockt darum aber auch nicht wirklich jemanden hinter dem Kamin hervor. Auch die Animationen der Sprites erfüllen lediglich ihren Zweck. Der Chiptune-Soundtrack dagegen, geht echt ab. Leider sind es nicht viele verschiedene Titel und da man sich an einigen Stellen echt die Zähne wird ausbeißen müssen, wiederholt sich auch oft die Hintergrundmusik. Trotzdem hat der Sound das Zeug dazu, sich auch Stunden nach dem Spielen noch ins Unterbewusstsein zu graben, und dort in Dauerschleife zu laufen. Fast schon gruselig. Als Gesamtwerk betrachtet, ist der Stil des Titels sehr speziell und stimmig. Dazu gehören im Übrigen auch der derbe Humor und die (optionale) Gewaltdarstellung.
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Ein technisches Highlight sind, wie ich finde, die nicht vorhandenen Ladezeiten. Und das hat den Grund, dass es bei den vielen Tausend zu erwartenden Neuversuchen sonst extrem lästig wäre, immer wieder zu warten. Stattdessen kann es nahtlos weitergehen, mit einem neuen Fehlversuch und dann noch einer und dann noch einer...
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Es gibt immer eine Mission
Neben den 140 Missionen im Spielumfang bietet League of Evil noch einen Level-Editor, sowie einen Online-Dienst über den Ihr Eure Machwerke mit der Welt da draußen teilen könnt. Der Editor bietet dieselbe Bandbreite tödlicher Fallen und Gegner wie das Hauptspiel und ist recht komfortabel zu steuern. Eine Toucheingabe wird leider nicht unterstützt doch sinnvolle Shortcuts wurden mit den Buttons integriert. Geteilt werden kann ein Level nur dann, wenn Ihr es zuvor erfolgreich beendet habt. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass jedes Level, dass Ihr runterladet, auch wirklich schaffbar ist.
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Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass es keinen Multiplayer-Part gibt. Zum Beispiel einen Modus, in dem zwei Spieler um die Wette durch das Level sprinten, um als erster dem Bösen Kittelträger eins aufs Dach zu geben. Das wäre ein netter Bonus gewesen, der für einige spaßige Partien gesorgt hätte.
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Fazit
Für rund 7,99€ bietet League of Evil ein faires Paket, das Hardcore-Spieler mit Hang zur Selbstkasteiung sicher ein paar Lebensstunden und etliche Schweißtropfen kosten wird. Wer nach den 140 Höllen-Mission noch immer nicht genug hat, kann seine sadistische Ader im Level-Editor ausleben, damit auch der Rest der Welt seelische Qualen erleidet. Diejenigen allerdings, die wenig Geduld und eine niedrige Reizschwelle haben, gehen lieber raus auf die Wiese und pflücken ein paar Blumen.
«Jojo» Singleplayer: 77%

Verfasst von «Jojo» am 04.09.2017,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 1 Person/en
Release am 31.08.2017