Just Shapes & Beats ist ein Bullet Hell-Spiel, in dem die Musik die Hauptrolle spielt. Man steuert ein kleines, blaues Quadrat und muss den Hindernissen ausweichen, die im Rhythmus der Musik auf dem Bildschirm erscheinen. Der Soundtrack besteht aus ausgewählten elektronischen Klängen, von denen viele dem Chiptune-Genre zuzuordnen sind. Tempo und Intensität der verschiedenen Level sind allesamt genau auf das jeweilige Musikstück angepasst.
Ein kleines Quadrat auf musikalischer ReiseDie Level sind jeweils ungefähr eine bis drei Minuten lang und funktionieren stets nach demselben Prinzip: Mit dem Analogstick steuert man das blaue Quadrat über den Bildschirm und darf dabei nichts berühren, was pink ist. Die pinkfarbenen Hindernisse sehen in jedem Level anders aus und können alle möglichen Formen annehmen - darunter kleine Geschosse, lange Geraden, Stacheln, Sägeblätter oder Kreisel. Jedes Level hat meist ein bestimmtes Thema, auf dem das Design der Hindernisse aufgebaut ist.
Der Clou an der ganzen Sache ist natürlich, dass die Hindernisse nicht einfach irgendwie auftauchen, sondern synchron mit dem Musikstück, auf dem das jeweilige Level basiert. Diese Synchronität zwischen Audio und Video gelingt dem Spiel wirklich absolut hervorragend und sorgt für ein tolles Spielgefühl. Teilweise könnte man vermuten, bestimmte Hindernisse lösen Soundeffekte aus, dabei sind sie einfach nur exakt auf den Soundtrack abgestimmt. Die Dynamik aus dem Zusammenspiel zwischen Musik und Gameplay wird auf Screenshots übrigens nicht richtig deutlich und kommt erst dann richtig zur Geltung, wenn man selbst durch die Level manövriert.
Kommt man mit einem pinken Objekt in Berührung, verliert man einen Lebenspunkt und ein Stück des Quadrats bricht heraus. Lässt man sich dreimal erwischen, ist vom Viereck nichts mehr übrig und man muss das Level vom letzten Checkpoint aus erneut starten. Die Checkpoints sind fair eingestreut, sodass man nach den meisten schwierigen Passagen eine Absicherung bekommt. Wird man allerdings in einem Level dreimal zerstört, ist man Game Over und muss das gesamte Level von vorn beginnen, unabhängig von bereits erreichten Checkpoints. Dies sorgt für einen herausfordernden, aber motivierenden Schwierigkeitsgrad, bei dem man für möglichst wenige Treffer belohnt wird. Schönerweise ist die Hitbox des Quadrats eher klein, was den Spielern entgegenkommt und Frustmomente à la "Ich hab' das doch gar nicht berührt!" vermeidet.
Neben den üblichen Herausforderungen gibt es auch spezielle Bosslevel, hier gibt es keine Checkpoints, dafür hat man sechs statt nur drei Hitpoints. Die Bosse bieten eine gelungene Abwechslung und sind meist besonders kreativ gestaltet.
Story und MultiplayerJust Shapes & Beats bietet eine Singleplayer-Story, in das die meisten der ca. 35 Level bzw. Musikstücke eingebunden sind. Diese sind dabei nicht nur aneinandergereiht, stattdessen bewegt man sich mit dem Quadrat durch eine 2D-Oberwelt, auf der Geschichte erzählt wird. Worum es geht? Das ist eine gute Frage, denn die Story wird stumm erzählt und bleibt eher kryptisch. Zu Beginn wird jedenfalls ein pinkfarbenes Monster erweckt, im Anschluss jagt das blaue Quadrat durch verschiedene Gebiete, um ihm den Garaus zu machen. Neben den normalen Musik-Abschnitten gibt es dabei gibt es auch spezielle Gameplay-Passagen, in denen man zum Beispiel per Boot oder Helikopter die Welt erkundet. Die Story wird in schönen Bildern erzählt und ist nett, aber eher kurz, und bleibt nur Beiwerk zum eigentlichen Gameplay.
Das Herzstück des Spiels ist der Challenge-Modus, den man nicht nur allein, sondern auch mit bis zu drei Mitspielern bestreiten kann. Hierbei werden wirklich alle Spielmöglichkeiten geboten - lokal auf einer Switch, lokal auf mehreren Switches, online gegen Freunde, online gegen Fremde. Im Multiplayer schließen sich dem blauen Quadrat noch ein Dreieck, ein Fünfeck und ein Kreis an und man bestreitet die Abschnitte gemeinsam. Verliert einer der Spieler alle Lebenspunkte, kann er für kurze Zeit von den anderen Mitstreitern durch Berührung reanimiert werden und dann mit einem Lebenspunkt weiterspielen. Sind alle Spieler gleichzeitig k.o., wird man zum letzten Checkpoint zurückgesetzt.
Eine "Challenge" besteht stets aus drei aneinandergereihten Leveln, der letzte davon ist immer ein Bosskampf. Für das erfolgreiche Abschließen von Challenges wird man mit sogenannten Beatpoints belohnt. Diese haben gegenwärtig leider keinen Nutzen, bis auf das freischalten einiger Extras, dennoch macht das Spielen im Online-Modus großen Spaß und erhält durch das Reanimieren der Mitspieler eine kooperative Note.
Zu guter Letzt gibt es noch den "Playlist"-Modus, hier kann man jeden Abschnitt einzeln anwählen und spielen, sobald man ihn freigeschaltet hat. Dies geht bei den meisten Leveln durch den Storymodus, einige Abschnitte lassen sich allerdings nur durch bestimmte Aufgaben freischalten, die man im Challenge-Modus erfüllen muss. Grundsätzlich eine gute Idee, einige der Bedingungen sind jedoch etwas hoch gegriffen, z. B. "Erreiche 25000 Beatpoints" - dafür muss man eine ganze Weile ackern. Die Level sind glücklicherweise aber alle von Beginn an im Challenge-Modus spielbar. Übrigens: sollte das Spiel mal zu schwer werden, kann man den "Party Mode" aktivieren - hier gibt es zwar keine Beatpoints zu sammeln, dafür werden Fehler aber auch nicht bestraft, sodass man die Abschnitte in aller Ruhe spielen kann, wenn man möchte.
Technik und MusikJust Shapes & Beats ist technisch einwandfrei - das Grafikdesign ist simpel, aber sehr schick, die Steuerung ist präzise und intuitiv und das Spiel läuft sowohl docked als auch im Handheld-Modus butterweich. Der Online-Multiplayer bietet viele Möglichkeiten und funktionierte während meiner Testzeit sehr zufriedenstellend und beinahe lag-frei, außerdem ist positiv hervorzuheben, dass viele Steuerungsmöglichkeiten geboten werden.
Einer der wichtigsten Punkte in einem musikbasierten Spiel ist natürlich der Soundtrack. Die Songliste ist mit Tracks von Genre-Größen gespickt, und wer sich ein wenig im Chiptune- und Electro-Bereich auskennt, wird den ein oder anderen Namen wiedererkennen. Unter anderem gibt es Musikbeiträge von Chipzel, Shirobon, Big Giant Circles, Noisestorm, Bossfight, Nitro Fun, Pegboard Nerds, Sabrepulse und vielen weiteren Künstlern. Ich mag viele dieser Musiker und verfolge einige schon länger, daher ist die Songauswahl für mich natürlich absolut perfekt. Wer auch nur ansatzweise etwas mit dem Genre anfangen kann, wird sich in Just Shapes & Beats sofort heimisch fühlen.
FazitJust Shapes & Beats ist ein tolles Musikspiel mit brillantem Leveldesign und intuitivem Gameplay. Die Songauswahl ist hervorragend und die Level sind einzigartig und anspruchsvoll, aber dennoch nicht unfair gestaltet. Der Online-Modus ist sowohl technisch als auch spielerisch gelungen, sodass die gemeinsame Punktejagd großen Spaß macht, und auch für Solo-Spieler wird mit dem netten Story-Modus etwas geboten. Wer auf Rhythmus- oder Bullet Hell-Spiele steht oder Chiptune-Musik mag, dem sei Just Shapes & Beats wärmstens empfohlen.