Cover: Harvest Moon: Licht der Hoffnung - Special EditionBESTELLUNG
Ein Sturm erfasst unser Schiff, und wir treiben daraufhin ziellos im Meer. Glücklicherweise stranden wir in Leuchtdorf, wo die Ärztin Holly uns entdeckt und erstmal wieder zu Kräften bringt. Nachdem die ersten freundlichen Worte gefallen sind, erfahren wir, dass die Stadt verlassen ist. Holly wünscht sich, dass sich das ändert - und wir schlagen ihr diesen Wunsch nicht ab. Das oberste Ziel ist, den Leuchtturm wieder funktionstüchtig zu machen und die Stadt wieder zu beleben - das Eine kann ohne das Andere nicht passieren...

Um diese Vorhaben zu erreichen, wird erst einmal geharkt, umgegraben, gejätet, gepflanzt, gegossen, sich um Tiere gekümmert und wiederaufgebaut, was das Zeug hält. Wie bei Harvest Moon üblich handelt es sich auch im aktuellsten Ableger der beliebten Serie vornehmlich um eine Farm-Simulation, mit Schwerpunkt auf den Aspekt des Feldbestellens und der abschließenden Ernte. Diese Ernte verkaufen wir dann, um für das Geld Dinge kaufen zu können. Das können Werkzeuge sein, aber auch Samen für Obst, Gemüse und Blumen, Holz und diverses anderes Zeugs.

Viele Dinge erhalten wir aber nicht nur beim Händler, sondern auch durch die Erkundung der Umgebung. Anfangs haben wir auf einen kleinen Bereich der Spielewelt Zugang, weil die übrigen Areale blockiert sind. Mit fortschreitender Spielzeit werden diese dann aber nach und nach erschließbar. Alle Areale bieten Bäume, Blumen, Steine, Felsen, Gewässer mit Fischen und so weiter. Das meiste davon können wir hacken, zertrümmern, pflücken, angeln - und dann mitnehmen. Ebenfalls, um es zu verkaufen, aber auch, um davon die Stadt neu zu errichten. Die erste Hütte ich beispielsweise die des Händlers, und sobald wir die Axt erhielten, können wir Holz hacken und für 5 Einheiten Holz die Händlerhütte restaurieren. Die meisten anderen Gebäude verlangen allerdings mehrere, verschiedene Materialien, wie etwa auch einige Einheiten Steine. ...so wird die Stadt peu a peu wiederbelebt...
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Etwa in der zweiten Hälfte der Story kommt das Element der Liebe hinzu. Wir erspähen die unserer Meinung nach tollste Person in ganz Harvest Moon, fangen an, sie zu umwerben und später heiraten wir sogar. Am grundlegenden Gameplay selbst ändert das allerdings nur wenig: Immer noch wird gefarmt und Rohstoffe gesammelt, was das Zeug hält.
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VARIATION
Was gerade zu Beginn viel Geduld erfordert, sind vielen Dialoge mit Holly, die in Zwischensequenzen stattfinden. In den ersten paar Minuten ist das völlig in Ordnung, um die Prämisse des Spiels, die Hintergrundgeschichte, zu erklären. Aber danach wird jeder noch so kleine Schritt haarklein erläutert. Wie man ein Feld umgräbt, wie man es mit Samen bestückt, dann begießt und dann irgendwann erntet. Das wäre grundsätzlich in Ordnung, wenn es hier etwas zu lernen gäbe. Doch ist jeder einzelne Handlungsschritt unsererseits sowieso nur simples A-Drücken. Wir stellen uns vor ein Feld, drücken A und die jeweils nun passende Aktion wird automatisch ausgeführt. Das noch extra - und unüberspringbar! - erklärt zu bekommen, ist nervtötend: Man erhält die Aufgabe, darf ca. 5 Sekunden handeln, anschließend gibt es 20-30 Sekunden lang ein Lob und der nächste Schritt wird erläutert. Und das geht die erste halbe Stunde so! Da braucht man starke Nerven. Vor allem, weil es oftmals nichts zu verstehen gibt, da ohnehin klar ist, was man zu tun hat: Gehe an ein Feld und drücke A. Irgendwann lassen die Zwischensequenzen mehr und mehr nach, doch bis dahin dauert es eine Weile. Aber auch, weil allein schon der Wechsel zwischen Sequenz und Gameplay immer auch 4-5 Sekunden dauert.
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Es gibt keine echte Variation, nur das jederzeit gleiche Tun und Handeln, ohne jedes befriedigende Gefühl von Fortschritt oder der Vollbringung von notwendigen Taten. Gerade in Höhlen fällt das auf: Man sucht mit der Spitzhacke den Ausgang. Deshalb haut man damit auf jedes einzelne Feld auf dem Boden, bis man irgendwann zufällig den Ausgang findet. Jetzt landet man auf der nächsten Etage, die sich lediglich in der Größe unterscheidet - und auch hier sucht man wieder den Ausgang, indem man jedes einzelne Feld mit der Spitzhacke abklappert, um auf die nächste Etage zu gelangen... Das fühlt sich unnötig und langwierig an, denn das Ablaufen und jeweilige Abwarten der Spitzhackenanimation hat beinahe etwas hypnotisches und schindet nichts als Zeit - und das über viele, zu viele, Etagen. Es gibt, außer deutlich sichtbare Rohstoffe, wie Erz oder Gold, die man bloß noch "ernten" muss, gibt es nichts zu tun, als den Boden abzuklappern - Feld für Feld!
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Dem gegenüber stehen erstaunliche Effizienzsteigerungen - bei denen ich nicht sicher bin, ob die während der Entwicklung tatsächlich so beabsichtigt waren. Früh im Spiel erhalten wir die Fähigkeit, Fische zu angeln - oder Felsen zu zerschlagen. Und das ist die schnellste Methode, um an Geld zu kommen. Wozu umständlich ein Feld bestellen, wenn Angeln so viel schneller ist? Wozu zig Blumen züchten, wenn ein, zwei zertrümmerte Felsen, die irgendwelche Ressourcen, wie etwa Erz, hinterlassen, ein Vielfaches in äußerst kurzer Zeit einbringt? Man anderen Worten: Man kann ewig seine Felder begießen, bis man endlich irgendwann ernten und verkaufen kann, und etwas Geld dafür bekommt. Oder man angelt einige Fische oder sammelt etwas Erz in 10 Minuten und erhält dafür viel Geld. Als ich das herausfand, habe ich nur noch dann meine Felder beackert, wenn das Spiel es von mir explizit verlangte, da die Story es für irgendein bestimmtes Ereignis vorsah.
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Nun mag man argumentieren, dass Harvest Moon nunmal ein Farming Game sei - was soll man sonst tun in so einem Spiel, als gemütlich ein bisschen zu sähen, bewässern und ernten? Natürlich, aber wenn alles, was man tut, so simpel in der Ausführung ist, dass man schlicht nur noch A drückt und keinerlei Gefühl von Befriedigung aufkommt, diverse Aufgaben unnötige zu nichts führende Fleißarbeiten sind, macht das eben wenig Spaß. Frühere Harvest Moons, und auch Stardew Valley, bekamen das gut hin. Wieso nicht auch dieser aktuellste Ableger?
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Auch ist dieser Ableger der Reihe Harvest Moon in puncto Grafik etwas auffällig. Ich dachte zuerst, ich würde einen bis dato unveröffentlichtes Spin-Off von Secret of Mana spielen, so sehr ähnelt sich die Grafik in vielen Dingen. Überhaupt wirkt die Grafik wie ein Super-Nintendo-Spiel, das lediglich in HD aufgelöst ist. Das kreide ich dem Titel keineswegs an, doch gepaart mit der immer gleichen Darstellung aller Bäume - es gibt ganze zwei Baumsorten! -, sowie aller Pflanzen - es gibt zwar viele Sorten zu sammeln, aber was einfach nur Teil der Umgebung ist, sieht auch jedes Mal gleich aus. Allerdings muss bei den Pflanzen ebenfalls angemerkt werden, dass diese fast immer lediglich Farbvariationen sind, also letztlich doch wieder gleich aussehen. Und das kreide ich dem Titel dann doch an. Retrooptik hin oder her, bei einem Titel, bei dem es um's Erkunden geht, um das Finden, Sammeln und Ernten von Dingen, sollte es mehr Unterscheidung für alles geben, mit dem man interagieren kann. Denn, ob Retrolook oder nicht, auch damals schon gab es unterschiedliche Formen und nicht bloß unterschiedliche Farben...
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Ein Zwei-Spieler-Modus ist ebenfalls integriert. Dieser spielt sich aber unverändert zum eigentlichen Abenteuer. Spieler/in 2 kann ein Helferlein der Hauptfigur steuern und beim Ernten, Sähen, Wässern und so weiter helfen, sich aber immer nur im Dunstkreis der Hauptfigur aufhalten, also nicht selbst die Welt erkunden, oder die Story vorantreiben.
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FAZIT
Der Titel geht in Ordnung. Kenner/innen von Harvest Moon wissen, was sie erwartet: In aller Ruhe wird ein angenehmes Farmer/innenleben geführt, das jedoch ohne viele Überraschungen auskommt. Außerdem hält die mangelnde Item- und Interaktionsvielfalt das Potenzial zurück und es wird hier nichts geboten, was Harvest Moon nicht schon immer geboten hat - inklusive der recht unterhaltsamen, entspannenden Erfahrung.
Jörg Singleplayer: 65%

Verfasst von Jörg am 07.07.2018,
bemustert durch Koch Media
für bis zu 2 Person/en
Release am 28.06.2018