Cover: Ghost 1.0Ihr seid Ghost, eine No-Bullshit-Lady, die sich anheuern lässt. In ihrem neuesten Auftrag dringt sie in die Nakamura Corporation ein. Über das Warum muss ich mich an dieser Stelle ausschweigen, denn die Story entfaltet sich erst nach und nach, und selbst Ghosts Auftraggeber sind nicht die, die sie zu sein scheinen...

Doch worum handelt es sich bei Ghost 1.0? Um ein Metroidvania-Abenteuer. Und ein gutes noch dazu! Die Kernmechaniken des Gameplays drehen sich um das Erkunden der Umgebeung und Feuergefechte mit den Gegnern. Dabei wird Ghost später immer besser und besser, denn es verstecken sich Power-ups und Items in Hülle und Fülle, die nur entdeckt und eingesammelt werden wollen. So erhält Ghost beispielsweise mehr und mehr Lebensenergie, zusätzliche Waffen und so weiter.

Und das hat sie auch zwingend nötig, denn der Schwierigkeitsgrad ist gesalzen. Die ersten paar Minuten ist alles noch gut zu managen. Man schaut sich um, springt und schießt ein bisschen, bekommt schrittweise die Elemente des Gameplays und der Anzeigen auf dem Screen erklärt... Doch dann geht es richtig los und sowohl die Zahl als auch die Feuerkraft der Gegner nimmt zu. Richtig stressig wird es, wenn jene Passagen kommen, in denen Ghost sich einem Bereich nähert, wodurch ein Alarm ausgelöst wird, dann die Fluchtwege verriegelt werden und sich ein bis zwei Dutzend Gegner auf dem Screen hin- und herbewegen. Einige verfolgen Euch, andere locken Euch in Sackgassen, wieder andere folgen einfach stumpf einem bestimmten Bewegungsmuster. Entweder Ihr erledigt alle Gegner oder Eure Auftraggeber haben es endlich geschafft, den Alarm zu stoppen und die Wege wieder freizugeben. Oder, naja, Ihr seid halt draufgegangen!
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Praktisch ist zwar, dass Ghost in die Körper ihrer Feinde schlüpfen und sie so kontrollieren kann, doch wenn Ghost ihren eigenen Korpus verlässt, ist dieser vollkommen schutzlos den Feinden ausgeliefert. Deshalb ist das Wechseln von einem Körper zum anderen gut zu planen und schnell durchzuführen, weil die Gegner dann ihre Aufmerksamkeit meistens auf den nun fremdgesteuerten Kollegen richten. Allerdings hält auch ein übernommener Korpus nicht ewig, sondern ist nach einigen Treffern zerstört - und dann ist sofort Ghost selbst wieder das Ziel!
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Jetzt ist das Übernehmen können von feindlichen Körpern keine bloße Spielerei, sondern sie ermöglicht zwei Dinge: Zum Einen kann Ghost einen Gegner übernehmen, der irgendwo im gerade erkundbaren Areal auf dem Screen steht, und so dann beispielsweise Schalter umlegen, Und zum Anderen kann sie sich die Eigenschaften dieser Gegner aneignen. Wieso nicht in den großen Mech schlüpfen, der eine fette Rüstung und Raketen hat? Wieso sich selbst aufreiben, soll doch der Mech ran...!? Wichtig ist nur, dass Ghost den eigenen Körper an einer Stelle im Areal verlässt, wo sie nicht erreicht werden kann, damit sie selbst geschützt ist, während sie in andere Körper schlüpft. Denn in ihrer Geistform ist sie unverwundbar, und im Korpus eines Gegners nimmt dieser ja jeden Schaden an, nicht Ghost selbst.
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TECHNIK
Das Setting des Spiels befasst sich beinahe ausschließlich mit dem Inneren des Nakamura-Konzerns: Blaues Neonlicht, Flure, Korridore, Lifts, Schiebetüren. Es gibt auch Bereiche mit Flora und Fauna, aber selbst in diesen ist immer deutlich, dass es sich eigentlich um ein riesiges Gebäude handelt. So kommt es, dass ihr hin wieder ein wenig herumsucht, ohne zu wissen, wohin ihr nun laufen sollt - weil ihr irgendetwas übersehen habt, da sich innerhalb der Bereiche vieles ähnelt. Ohne die Karte, die auf "+" liegt, würde man sich glatt verlaufen. Und so praktisch die Karte ist, es ist manchmal ärgerlich, dass keine permanente Minikarte auf dem Screen zu sehen ist, sondern man muss immer zur Kartenansicht wechseln, was sich manchmal umständlich ungelenkt anfühlt.
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Noch ungelenker fühlt sich hingegen ein Element der Steuerung an. Diese - die Steuerung! - ist an und für sich hervorragend und sogar völlig frei belegbar, dennoch bietet sie eben ein wichtiges Element nicht: Das Zielen funktioniert in praktisch jede Richtung - es muss lediglich das Steuerkreuz oder der linke Analogstick in die entsprechende Richtung gehalten werden, wenn gefeuert wird. Blöd ist nur, dass Ghost nicht in jede Richtung schießen kann, ohne dabei zu laufen. Soll Ghost also zum Beispiel nach schräg oben oder schräg unten schießen, geht das nicht, ohne, dass sie sich bewegt - und es gibt keinen Button, den man drücken oder halten kann, um ihre Position zu fixieren, während man die Schußrichtung vorgibt. Das führt häufig zu richtig bockschweren Sekunden, denn so wird das Zielen natürlich immens erschwert.
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Die Musik ist gelungen: Die ersten paar Tracks sind einfach nur großartig, später sind sie nur noch "ziemlich gut". Die Soundeffekte passen ebenfalls sehr gut, obgleich ich einen großen Kritikpunkt habe: Alle Explosionen sind übertrieben laut gemischt. Es lassen sich zwar Musiken, Soundeffekte und so weiter unterschiedlich laut einstellen, aber dies scheint keinen Effekt auf die Explosionslaute zu haben. Es wummert und scheppert doch arg gewaltig und unnötig laut. Und wenn man die Gerätelautstärke runterdreht, damit die Explosionen nicht so knallen, hört man den Rest des Spiels nicht mehr.
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Und das wäre schade, denn die Synchronarbeit von Ghost 1.0 ist absolut gelungen. Vor allem Ghost selbst klingt genauso, wie man sie sich vorstellen würde: Cool, etwas abgebrüht, aber zugleich auch sympathisch und menschlich. Jedoch sollte man des Englischen mächtig sein, denn während die lesbaren Texte eingedeutscht wurden, ist die Synchro komplett auf Englisch. Das macht ist vor allem in Bezug auf die vielen humoristischen Einlagen schade, da vieles in den Untertiteln zwar galant übersetzt wurde, aber wie das bei Wortwitzen nunmal so ist: Manches geht eben einfach unter, oder zündet nicht so, wie in der Originalsprache. Und was für Anspielungen es sind. Da ist von Videogames bis hin zu Actionfilmen der 80er und 90er alles dabei: Nerdalarm, also!
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Der Umfang kann sich sehen lassen. Mit etwa 12 bis 15 Stunden ist man bei einem Preis von 9,99€ fair bedient - zumal das allein das normale Durchspielen betrifft, denn es gibt ziiig Geheimnisse, wie das bei Metroidvania-Games nunmal üblich ist. Da heißt es, alles genau abzusuchen, um in den Wänden irgendwas freizulegen, um geheime Wege, Power-ups und Items zu finden. Und dies erweitert die Durchspielzeit um einige zusätzliche Stunden.
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Nochmals sei an dieser Stelle auch auf den Schwierigkeitsgrad hingewiesen, denn dieser ist für hartgesottene Naturen ausgelegt. Alle anderen riskieren, dass sie ihre Controller Bekanntschaft mit der nächstbesten Wand machen lassen, auch auf der "Leicht"-Stufe geht es schon zur Sache, bei "Normal" hat man richtig zu knabbern, aber auf "Schwer", Du meine Güte! Da wird man viele, viele Male seinen Savestate neuladen!
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FAZIT
Ghost 1.0 ist sehr geil: Das Gameplay bleibt stets flüssig, die Steuerung kann man nach Belieben anpassen, und Ghost reagiert auf jede Eingabe butterweich - lediglich das Schießen, ohne dabei zu laufen, also das sollte man nochmal reinpatchen. Trotz allen Lobes: Ghost 1.0 ist schwer! NES-schwer!
Jörg Singleplayer: 84%

Verfasst von Jörg am 09.07.2018,
bemustert durch unepic fran
für bis zu 1 Person/en
Release am 12.07.2018