Wir sind Tommy und das High-School-Football-Ass im kleinen Städchen East Bend. Wir wollen zum Spiel der Purchase County Turbines und Suzy, unsere hübsche Freundin, wartet dort schon auf uns. Dumm nur, dass Mum an unserem Atem feststellt, dass wir Alkohol tranken. Sie verbietet uns, das Haus zu verlassen, geschweigedenn mit dem Auto zu fahren. Wir geloben zwar, keinen Alkohol mehr zu trinken, aber Mums Urteil ist unumstößlich.
In bekannter Point-and-Click-Manier starten wir mit diesem Setting in unserem Zimmer, bewegen mit dem linken oder rechten Analogstick den Cursor über den Screen und sobald wir ein interaktionsfähiges Objekt damit berühren, erscheint eine Erklärung, wie "Leere Flaschen", "Foto" oder "Trophäen". Beispielsweise können wir die leeren Flaschen nehmen und sollten sie in den Mülleimer stecken. Tun wir das nicht, können wir unser Zimmer nicht verlassen. Dies fand ich aber eher zufällig und auch erst nach einigen Minuten des Herumprobierens heraus. Sonst wäre ich nach bereits 4-5 Minuten Spielzeit in einer Gameplaysackgasse gewesen, weil keinerlei Hinweis darauf gegeben wurde, was zu tun wäre.
Zumal es nicht unbedingt naheliegend ist, einen Raum erst verlassen zu können (das heißt, die Tür zum Flur erscheint), bevor nicht die leeren Flaschen im Mülleimer lägen. Solche "Einfach alles mal mit allem ausprobieren"-Augenblicke gibt es im Spielverlauf leider hin und wieder. Das ist dann ziemlich frustrierend, vor allem dann, wenn man hinterher nicht denkt, "Man, da hätte ich aber auch selbst drauf kommen können!", sondern man sich wundert "Häh, was hat das eine denn mit dem anderen zu tun!?".
Ansonsten ist und bleibt Football Game ein typisches Point-And-Click-Adventure: Mit dem Cursor Objekte oder Personen anwählen. Objekte können betrachtet, irgendwie aktiviert oder eingesteckt werden und mit Personen kann gesprochen werden, häufig sogar mit einer Auswahl an Antworten oder Fragen von Tommys Seite, sodass wir ein Gespräch in bestimmte Bahnen lenken können. Schade nur, dass ein Gespräch ohnehin fast immer auf einen bestimmten Punkt hinausläuft, denn die übrigen Satzalternativen bleiben nach einer vom Gameplay als eher irrelevant eingestuften Auswahl erhalten und das Gespräch ist erst wirklich durch, wenn das Gameplay nicht den von ihm aus gewünschten Satz von uns ausgewählt bekam, damit die Story weiterlaufen kann.
Das, gepaart mit der nicht immer offensichtlichen Objektinteraktionssituation, sorgt dafür, dass man eigentlich nur das macht, was die Story erwartet, ohne, dass zumindest ein bisschen Spielraum für zweite Lösungswege oder wenigstens ein "Ahh, Moment mal, ich könnte doch dasunddas probieren!" vorhanden wären. Man geht bald dazu über, wenn es einmal nicht mehr weitergehen will, einfach mal alles mit allem zu kombinieren, oder alle Räume nach vielleicht bislang übersehenen Objekten zu durchforsten. Auch hier gibt es also keinen bis wenig Spielraum, sich mal abseits der abgesteckten Storytriggerpunkte umzusehen, oder eigene Entdeckungen zu machen.
Grafisch gefällt Football Game sehr gut. Der retrohafte Charme sehr früher Amiga-, oder besserer C64-Titel, kommt toll rüber, dafür sorgt auch der sanft eingestellte Unschärfefilter, der über allem liegt, was den Retrolook noch weiter verstärkt. Allerdings ist der gesamte Titel deutlich zu dunkel vorkonfiguriert. Umso besser, dass es in den Spieleeinstellungen einen Helligskeitsregler gibt. Wurde dieser ein klitzebisschen nach rechts justiert, passt es wunderbar. Akustisch ist eigentlich alles in Ordnung, die Soundeffekte belaufen sich auf einige wenige Standardgeräusche, wie Herumlaufen, Dinge abstellen oder das Klackern eines Schalters. Sprachausgabe gibt es leider keine, aber dafür ist unter anderem Deutsch als Sprache wählbar, sodass es auf dieser Ebene keine Verständnisprobleme geben wird. Musik gibt es selten zu hören. Das kann man gut oder schlecht finden, mir persönlich kam es gelegen, weil so die Story selbst im Vordergrund bleibt und man die Settings der Umgebungen auf sich wirken lassen kann.
Und das ist gut so, denn die Story ist die große Stärke von Football Game. Es beginnt sehr harmlos und es entspinnt sich eine durchaus spannende und ein mit paar Wendungen gespickte Geschichte mit leichem Gruseltouch, bei der man unter anderem auch deshalb dranbleibt, weil man nicht weiß, was eigentlich los ist. Auf der anderen Seite ist Football Game aber auch nur ein bis zwei Stunden lang - abhängig davon, wie schnell man herausfindet, welches Objekt wie oder wo zu verwenden ist.
FAZITFootball Game ist ein kurzes, manchmal unnötig kryptisch lösbares, aber dafür spannendes und stimmingsvolles Point and Click. Wer 4,99€ locker machen kann, macht hier nicht viel falsch.