Dass die Final Fantasy-Hauptreihe, nach Teil VI, endlich wieder auf einer Nintendo Konsole erscheint, ist eine sehr schöne Sache. Final Fantasy IX ist dabei zwar nicht mehr der jüngste Teil, aber immer noch mehr als bloß spielenswert. Doch von Anfang an:
Vernebelte Mächte wollen mit Arglist und Zerstörung die Macht an sich reißen, viele kleine Ereignisse, wie die kriegshungrige Königin von Alexandria, die mit ihrem Land expandieren möchte, künden diese unruhigen Zeiten an. Als die Diebesbande Tantalus, zu der auch Protagonist Zidane gehört, ins Schloss eindringt, um die Prinzessin zu entführen, nimmt Garnet unverhofft selbst an der Entführung teil. Aufgrund der Schäden am Luftschiff durch die Angriffe der Königin von Alexandria, beginnt die Reise nach Lindblum im Verwunschenen Wald, in dem die Gruppe abgestürzt ist.
Das Spiel nimmt sich im Fortlauf der Handlung erfreulicherweise die Zeit und widmet sich jedem Charakter, der im Laufe der Zeit hinzukommt. Denn Zidane steht nicht allein im Mittelpunkt. Jeder hat seinen eigenen Kopf und das Spiel lässt sie agieren. Durch sogenannte ATE - Active Time Events - bekommt der Spieler mit, was andere Figuren gerade erleben, selbst, wenn Zidane nicht dabei ist. Eine schöne Lösung, damit die Begleiter nicht nur dazu da sind, in Kampfsituationen mehrere Züge machen zu können.
Ist es im späteren Verlauf nicht unbedingt der Weltenretter-Plot, so sind es mindestens die Begleiter die dieses Abenteuer interessant machen. Zidane, der mit jedem Mädchen kokettiert. Steiner, der versucht seiner Pflicht nachzukommen, die Befehle der königlichen Mitglieder von Alexandria auszuführen, die von Königin und Garnet sehr entgegensätzlich ausfallen. Oder auch Vivis teils kindlicher Tatendrang, der von sehr nett inszenierten Naivität begleitet wird. Das macht diese Figur so liebenswert. Die umso mehr im Kontrast zu dem Fakt steht, dass er einer der vielen Schwarzmagier ist die von der Königin Alexandrias produziert werden, um als Werkzeug dienen das Land zu erobern. Vivi jedoch konnte ein eigenes Bewusstsein entwickeln. Die Handlung beschäftigt sich mit den Figuren, die dem Spieler übergeben werden.
Die Gruppe - bestehend aus bis zu 4 Personen - kann mit verschiedenen Ausrüstungsteilen bestückt werden. Jedes Ausrüstungsteil ermöglicht eine Fähigkeit, genannt Ability. Die Figur erlernt diese Fähigkeiten nach mehrfachen Gebrauch und kann diese dann auch ohne diese Objekt einsetzen. Dann kann der Spieler die Aufstellung in Kampfsituationen bestimmen, im Gruppenmenü vor dem Kampf. Steiner (Ritter) und Zidane (Dieb) in die vordere Reihe. Diese können schon auf niedrigerem Level Schaden wegstecken. Weißzauberer und den Schwarzmagier fühlen sich in der zweiten Reihe wohler. In erster Reihe verteilen die Figuren mehr Schaden, können aber auch mehr Schaden abbekommen. In der zweiten Reihe richten die Figuren etwas weniger Schaden, sind aber dafür auch etwas geschützter.
Das ATB - Active Time Battle - füllt sich in Kampfsituationen. Ist der Balken voll, darf die Figur eine Aktion durchführen. Angreifen, Verteidigen (der zu erleidende Schaden wird verringert), ein Item verwenden, für Heilung, Wiederbelebung und dergleichen, oder andere Aktivitäten durchführen - abhängig von der Figur. Als Dieb kann Zidane zum Beispiel einem Gegner etwas klauen - doch sollte der Spieler sich vorsehen, da auch Gegner etwas klauen dürfen. Außerdem gibt es noch die Trance-Mechanik. Ist der Balken voll, gelingt es der Figur mächtigere Angriffe, oder im Fall vom Schwarzmagier, einen Angriff zweimal im selben Zug einzusetzen. Besondere Techniken wie Angriffs- oder Heilzauber verbrauchen Machtpunkte und müssen gerade zu Beginn taktisch verwendet werden, da der Vorrat an MP begrenzt ist. Aber wie in vielen anderen RPGs gibt es natürlich Items, um Trefferpunkte (TP) und MP wieder aufzufüllen.
Kampfsituationen sind vielleicht zu Beginn des Spiels und gar auf Normal schwierig zu meistern, aber sollte der Spieler ein wenig seine Gruppe taktisch aufstellen funktioniert das. Das Spiel wird ansonsten etwas schwieriger, wenn nicht auf die unterschiedlichen Werten der Figuren, sowie auf ein gut gefülltes Inventar geachtet wird. Die Taktik "Immer feste drauf" wird allerdings bei einer stärkeren Gruppe schnell zu einer universellen Lösung von gewalthaltigen Konflikten. Vor allem auf der Weltkarte sind zufällige Feindbegegnungen teil der Spielmechanik und eine Gelegenheit seine Leute zu fördern. Wenn man aber von Punkt A nach Punkt B möchte, sind es unliebsame Unterbrechungen.
TECHNIKFinal Fantasy IX profitiert sehr von seinem Design, weswegen die Charaktermodelle auch heute noch sehr ansehnlich sind und auch die vorgerenderten Filme sehen trotz ihres Alters immer noch beeindruckend aus. Das ist dem Vergnügen sehr zuträglich. Auffallend jedoch sind die Hintergründe in verschiedenen Gebieten: Zwar hübsch, aber altbacken. Im Handheld-Modus der Switch fällt das weniger auf, am Fernseher aber wird es ersichtlich. Das ist allerdings kein wirklicher Kritikpunkt und nimmt diesem Titel nichts von seinem Spielspaß - es fällt eben auf. Am Sound gibt es nichts auszusetzen. Sehr schöne Melodien, für jede Kulisse und Handlungssituation die passende. So bleibt das Spiel jederzeit interessant. Die komplette Handlung und Gespräche werden durch Textboxen erzählt - eine nachträgliche Sprachausgabe bekam Final Fantasy IX für die Switch also nicht spendiert.
Wie bereits erwähnt, lässt sich Final Fantasy IX auf der Switch im Handheld-Modus spielen und es nutzt damit die Möglichkeit, es auch unterwegs spielen zu können. Das Buttonlayout der Switch sich wenig vom PlayStation-Controller unterscheidet, daher funktioniert die Steuerung neben dem Pro Controller auch mit Joy-Cons. Allerdings ist die Steuerung der Figur hier unschön. Einfaches Hoch- und Runterlaufen in einem Gebiet ist an sich kein Problem, aber oft gibt es Übergänge in andere Bereiche, die diagonal verlaufen und das klappt nicht so sauber wie erhofft. Man bleibt manchmal an verwinkelten Pfaden hängen, die durch Gerümpel oder ähnlichem eingeschränkt werden. Hier helfen zwar Steuerkreuz, bzw. Richtungsknöpfe, aber optimal ist ebenfalls das nicht.
FAZITMotivation weiterzuspielen, ist jederzeit vorhanden, schon weil man wissen will, wie sich Story und Figuren entwickeln. Auch wenn die vordergründige Weltenretterhandlung mich persönlich eher weniger abholt, umso schöner sind persönlichen Belange der Begleiter in Verbindung mit dem Handlungsverlauf. Dennoch: Die Abwechslung der Erzählstränge finden Schritt für Schritt statt und überschneiden sich geflissentlich mit den aktuellen Geschehnissen der Rahmenhandlung. Sehr gut! Die Kämpfe können herausfordernd sein, gerade für jemanden, der noch nie ein Final Fantasy gespielt hat. Andererseits können eben jene Serien-Neulinge ohne Weiteres in das Final-Fantasy-Universum einsteigen, weil nicht vorausgesetzt wird, einen der Vorgänger zu kennen.