Die StoryWährend eine kleine Fangemeinde das Genre der Musou-Spiele (aka. Spiele im Stile der "Dynasty Warrior"-Reihe) feiert, rümpfen hier viele die Nase. Mit Fate/extella: The Umbral Star steht nun ein solches Hack 'n Slay auf den Speiseplan, welches das Musou-Genre mit viel Anime würzt. Für den extrastarken Fernostgeschmack so zu sagen.
Wenn ihr die Fate/-Reihe noch nicht kennt, seid ihr damit sicherlich nicht alleine. Type-Moon hat 2004 die Fate/ als erotische Visuell-Novel gestartet (Fate/stay night). Im Laufe der Jahre hat Fate/ öfter das Genre gewechselt und Fate/extella: The Umbral Star ist somit nur der erste Ableger im Musou-Genre. Die Welt und dessen Geschichte bildet dabei den roten Faden der Serie. Zu behaupten, dass die Story direkt aus einem Anime stammen könnte, ist dabei eine maßlose Untertreibung. Aber was sollte man vor dem Spielen über die Story eigentlich wissen?
In Fate/Extra (für die PSP erschienen) ging es um den "Holy Grail War", ein großer Konflikt, welcher in einem digitalen Reich namens SE.RA.PH ausgefochten wurde. Während des Holy Grail War haben sogenannte "Servants", Inkarnation von historischen und mythologischen Figuren, gesteuert von ihren menschlichen "Masters" um die Kontrolle der "Moon Cell" gekämpft. Die Moon Cell ist eine lunare Lebensform, welche seinem Träger jeden Wunsch erfüllen kann.
Wenn ihr jetzt verwirrt seid, solltet ihr die Gelegenheit nutzen, euch daran zu gewöhnen. Denn die Geschichte von Fate/extella: The Umbral Star fängt jetzt erst an. Zu Beginn des Spiels ist der besagte Holy-Grail-Konflikt beendet und Nero Claudius (die Wiedergeburt des Römischen Kaisers in einem weiblichen Körper) und ihr Master (das sind wir) haben gewonnen. Als Preis erhielten wir die Regalia, ein Ring welcher von Nero getragen wird und uns beinhalten kann. Natürlich dauert es nicht lange bis ein neuer Feind auftaucht, welcher unser Reich bedroht und selbst auch einen Regalia besitzt...
Ihr seht, die Geschichte der Fate/-Games definiert ein umfangreiches Vokabular und ist stellenweise ganz schön verwinkelt, aber dafür umso unterhaltsamer. Und das ist auch wichtig, denn die Geschichte rund um die drei spielbaren Hauptcharaktere und deren Beziehung zu ihren Meistern macht gut die Hälfte des Spiels aus. Nur schade, dass es wie bereits erwähnt keine deutsche Sprachausgabe gibt. Lediglich japanische Sprachausgabe und/oder englische Schriftübersetzung wird geboten - die allerdings ist wirklich gut gelungen.
Die SpielmechanikDie Spielmechanik von Fate/extella: The Umbral Star ist wie bereits gesagt sehr ähnlich zu anderen Musou-Spielen. Ziel einer jeden Mission ist es, einen Bossgegner zu erledigen. Dieser erscheint jedoch erst, wenn wir genügend Key-Punkte haben, welche wir durch das Erobern von Räumen erhalten. Die Räume nehmen wir ein, indem wir mehrere "Aggressors" besiegen und die wiederum lassen sich erst blicken, wenn wir genügend Fußvolk im entsprechenden Raum weggeschnetzelt haben. Besonders ist jedoch, dass die Räume unterschiedlich viele Key-Punkte geben, wodurch manche Räume strategisch wichtiger sind als andere. Außerdem haben manche Räume kleinere Bossgegner, sind mit Fallen versehen oder bieten andere Gemeinheiten.
Und natürlich versucht unser Gegner immer wieder bereits eingenommene Räume durch Invasionen zurückzuerobern. Um zu gewinnen müssen wir uns also gut überlegen, wann wir welchen Raum erobern bzw. verteidigen wollen oder können. Die Räume sind dabei durch eine Art Sprungpunkt miteinander verbunden, durch die wir sofort in den nächstgelegenen Raum gelangen. Dadurch befinden wir uns fast immer mitten im Gefecht, was nebenbei die Aktion verglichen mit anderen Titeln wie Hyrule Warriors spürbar intensiviert.
Die KämpfeDie Kämpfe sind eine der großen Kernmechaniken des Spiels. Uns stehen verschiedene Kombination aus leichten und schweren Schlägen sowie Sprüngen zur Verfügung. Weiterhin können wir springen, um in der Luft weiterzukämpfen und sprinten per Tastendruck in Windeseile durch die Gegnermassen. Außerdem haben wir drei Spezialattacken, welche jedoch erst aufgeladen werden müssen. Etwa das "Extella Maneuver", bei dem wir flächendeckend massig Schaden verteilen. Bei der zweiten Variante, dem "Moon Drive", verwandeln wir uns (Sailor-Moon-Style) kurzzeitig in ein stärkeres Ich und verteilen dann mit jedem Schlag ordentlich Extraschaden. Die dritte und mächtigste Variantei ist das "Noble Phantasm". Das können wir nur einmal auslösen und auch erst dann, wenn wir vier "Phantasm Circuits" im Level gefunden haben.
Genau hier liegt die große Stärke des Spiels. Wir sprinten vom Raum zu Raum und mähen uns dabei effektvoll auf dem Boden oder in der Luft durch die Gegnermassen, erledigen alle Aggressoren und sind dann auch schon wieder im nächsten Raum. Aber ja, die Kämpfe leiden unter den altbekannten Musou-Schwächen. So geht in der Hitze des Gefechts gerne mal die Übersicht flöten, die Gegnervielfalt lässt zu wünschen übrig und auch die Gegner-KI gehört nicht zu den hellsten. Sei's drum, die Kämpfe fühlen sich trotzdem einfach nur toll an.
Das AnimeEin weiter Kernaspekt des Spiels ist die romantische Beziehung unseres Masters, der wahlweise weiblich oder männlich sein kann. Zwischen den Missionen finden wir uns in Neros (Bade-)Zimmer wieder und können dort durch "heiße" Dialoge unsere Verbindung zu ihr verbessern. Dies hat durchaus auch spielerische Auswirkungen, da wir Nero mit diversen Boni versehen können und die Anzahl der verfügbaren Slots für diese Boni von unserer Verbindung zu ihr abhängen.
Diese Liebesgeschichten sind ein fester Bestandteil der Geschichte und verpassen dem Spiel den leichten Hauch einer Dating-Sim. Die Dialoge sind aber - genauso wie die gesamte Geschichte - unterhaltsam geschrieben und nur selten peinlich. Wenn ihr etwas Romantik mit einer guten Portion Augenzwinkern in euren Aktionspielen mögt, werdet ihr hier viel Spaß haben.
Wie anfangs erwähnt, steckt viel Anime in Fate/extella: The Umbral Star. Neben den Liebesdialogen haben wir beispielsweise auch die Möglichkeit, unseren Servant in unterschiedliche aufreizende Kostüme zu stecken. Übrigens: Nicht nur Nero basiert auf einer historischen Persönlichkeit. Im Laufe des Spiels treffen wir auf Archimedes, Jeanne d'Arc oder die ungarische Massenmörderin Elizabeth Báthory in Form einer J-Pop-Sängerin. Dieser "mash up" von historischen Persönlichkeiten verpasst dem Spiel einen eigenen besonderen Charakter.
Die TechnikGrafisch kann Fate/extella: The Umbral Star leider nicht aus den Socken hauen. Es mangelt an Details und Texturen, dadurch wirkt das Spiel oft steril. Auch die Charaktermodelle während der Action könnten besser animiert sein und wirken oft steif. Lediglich die Charaktermodelle in den Dialogboxen können überzeugen. Der elektronische Soundtrack ist nicht schlecht, hätte aber, genauso wie die Soundeffekte, etwas mehr Wumms gebrauchen können. Außerdem wiederholen sich die Lieder recht häufig.
Über eine englische Vollvertonung hätte ich mich aber trotzdem gefreut. Zum Einen, weil das viele Lesen auf Dauer doch anstrengend ist und zum Anderen, weil wir während der hektischen Kämpfe oft nicht dazu kommen, die Kampfdialoge zu verfolgen, was sehr ärgerlich ist. Ärgerlich ist auch, dass es Dialoge gibt, welche gar nicht übersetzt wurden. Dabei handelt es sich fast immer um Sprüche während der Verwandlungsanimationen oder beim Auslösen von Spezialfähigkeiten, welche für die Geschichte eher unwichtig sind. Man hat aber trotzdem das Gefühl, etwas zu verpassen. Und da Fate/extella: The Umbral Star ein Vollpreistitel ist, stoßen solche "Kleinigkeiten" dann doch sauer auf.
Dafür läuft das Spiel flüssig und auch ansonsten sind uns keine technischen Probleme aufgefallen. Zudem fallen zumindest die grafischen Unschönheiten während der schnellen Kämpfe kaum auf. Zumal die Level sehr abwechslungsreich und kreativ gestaltet sind. Von Cyberpunk-ähnlichen Städten über Tempelanlagen gibt es viele Schauplätze, welche manchmal auch interessante und bizarre Details beinhalten. So gibt es in einer altrömisch geprägten Welt beispielsweise einen Raum, in dem riesige Weinfässer in der Luft schweben und wasserfallartig Wein heraussprudeln lassen. Eine Anspielung auf die Römische Dekadenz?
Auch der Umfang des Spiels geht in Ordnung. Die Main Story kann für gut Stunden begeistern, und wer danach noch nicht genug hat, kann nochmal genauso viel Zeit mit den Side Storys verbringen. In denen steuern wir die bereits erwähnten historischen Nebencharaktere durch altbekannte Level und erfahren dabei etwas mehr über deren Persönlichkeiten.
FazitFate/extella: The Umbral Star vereint die Tugenden der Musou-Reihe mit einer gut geschriebenen Geschichte zu einem wirklich guten und dynamischen Hack-'n-Slay-Erlebnis im Animegewand, das einige Schwächen aufweist, die man ihm aber nachsehen kann.
Wer auf der Suche nach einem schnellen Action-Spektakel im Geiste der Musou-Titel ist und Animes mag, darf gern zugreifen.