NOT UNTOLDNach nun über 4 Jahren gibt es endlich wieder frisches Futter - und das sogar für die Switch. Etrian Odyssey ist endlich zurück. Zwar nicht mit einem neuen Teil, aber dafür immerhin gleich mit drei remasterten Titeln auf einmal.
Dabei gilt zuerst zu bedenken, dass man sich der drei ersten Titel, also den Originalreleases für den Nintendo DS, bemühte, statt sich der 3DS-Remakes unter dem "Untold"-Banner zu bedienen, wenn man schon nichts neues entwickelt, sondern bereits vorhandenes aufpeppt. Zwar gab es den dritten Teil nicht als Untold-Remake, aber gerade für diese Collection hätte man das ja in Angriff nehmen können, denn dann hätte man als langjähriger Fan auch etwas "neues" gehabt, und für die ersten beiden Titel immerhin die Untold-Zusätze inklusive. Dazu gehören etwa Grimoires oder das Betreiben eines Cafés mitsamt Städteausbau. Nichts, was die Spieleerfahrung gänzlich revolutionierte, aber wenigstens bot man zusätzliche Inhalte, welche das Gameplay teilweise intensivierten oder strategischer machten.
Im Kern bleibt es also bei den DS-Original-Spieleerfahrungen. Dennoch gibt es hier und dort einige Verbesserungen. Zuerst einmal das Offensichtlichste: Ausnahmslos alle Grafiken liegen in hoher Auflösung vor; mit anderen Worten, es wurden nicht die DS-Grafiken einfach hochskaliert, sodass sie verpixelt wären, sondern alles ist gestochen scharf und sieht hervorragend aus. Ferner wurden alle Texte adäquat übersetzt; unter anderem auch ins Deutsche. Und ein paar wenige spielbare Charakterklassen wurden hinzugefügt, wie etwa die Ronin in Teil 1.
MAPS UND VOLLBILDAußerdem, da die modernen Plattformen nur noch auf einen einzigen Bildschirm setzen, wurden die Maps der Labyrinthe, sofern man sich in einem befindet, vom ehemals vorhandenen unteren Screen auf die rechte Bildschirmseite verfrachtet. Sie lässt sich aber auf Knopfdruck auch deaktivieren, sodass man die Labyrinthe im Vollbild genießen kann, wobei dann ein kleiner Ausschnitt des Bereichs, in dem man sich gerade befindet, sichtbar ist. Das wurde so allerdings erst nach einem launchnahen Update so geregelt, vorher hatte man im Lanyrinth-Vollbild keine Minimap, was die Orientierung sehr erschwerte. Darum unbedingt darauf achten, dass man nicht die "Out-of-the-Box"-Fassungen der Collection spielt.
Eine weitere auf die Maps bezogene Sache ist, dass sie sich nicht wirklich vollkommen selbst mitzeichnen, selbst, wenn man das in den Optionen so einstellt. Denn selbst dann muss man immer wieder Dinge wie Türen, Schatztrühen, Treppen, geheime Durchgänge und dergleichen von selbst in den Maps einpflegen. Das klappt durchaus okay, ist aber nicht das, was ich unter "voll" verstehe. Auf Nintendos Dualscreens war das anders, weil man da jeder Zeit schnell mal was nachzeichnen konnte. Mit nur einem Bildschirm wird's dann leider ein wenig fummelig, weil man mittels Start, ZL- und ZR-Tasten herumwechselt und dann mittels rechtem (wahlweise linkem) Stick dem einzuzeichnenden Objekt und und der gewünschten Position auf der Map nestelt.
Immerhin, wenn man mit der Switch im Handheld-Modus spielt, entfällt das Gebrammel mit den Tasten, weil man mit Zeigefinger oder Touchpen direkt einzeichnen kann - allerdings wurmt dann das permanente Gewechsel der Handstellung zwischen dem Halten am Joy-Con und dem Rumtatschen. Kurz: Ich habe mir regelmäßig gewünscht, dass die Map sich doch bitte wirklich rundum komplett selbst mitzeichnet, wenn meine Party ein bis eben noch völlig unerkundetes Feld betritt, wenn ich das doch auch so in den Optionen einstelle. Nichtsdestotrotz kann man sich mit der Map aber gut arrangieren, weil man sich nach etwa 2-3 Stunden reingegroovt hat und dann klappt es ganz passabel - aber richtig intuitiv fühlt es sich auch dann nicht wirklich an.
DAS GAMEPLAYDas Gameplay, bestehend aus schrittweiser Erkundung von Dungeon auf Dungeon, Bekämpfen von unzähligen Monstern, Finden, Kaufen und Verkaufen von Dingen, Erledigen von Missionen und Quests, Aufleveln und Punkte auf die Skilltrees verteilen, macht einfach nur Spaß. Man erstellt seine Truppe, wählt die jeweiligen Namen, ihr Aussehen, ihre Charakterklassen, skillt sie hoch, kauft ihr peu a peu bessere Ausrüstung, sieht, wie sie sich entwickelt und Monster, denen man zuerst mit einem dicken Kloß im Hals so gerade eben noch aus dem Weg gehen konnte, kann man dann irgendwann doch besiegen.
Sicher, die Story ist bei allen drei Titeln im Grunde sehr generisch und, seien wir ehrlich, vollkommen nebensächlich. Dennoch lernen wir auch diverse Nebencharaktere kennen. Wanderer, die uns um Unterstützung bitten, und wir wägen ab, ob wir ihnen vertrauen, oder vielleicht auch nicht. Vielleicht ist es ja eine Falle...? Oder eine kleine Gruppe auf Abenteuersuche, die uns an ihren bisherigen Entdeckungen teilhaben lässt, wenn wir ihnen dafür etwas aus unserem Itemfundus abgeben. Ist das die Information wert, oder machen wir ein Verlustgeschäft? Es sind diese Dinge, die, abseits vom Gameplay-Loop, auch storyseitig halbwegs ausreichend unterhalten und einen Schuss Immersion beisteuern.
TECHNIKGanz besonders wird die Atmosphäre aber durch Grafik und Soundkulisse erzeugt. Die eigentlich nicht allzu aufwendigen Grafiken sind wunderschön gestaltet, seien es nun Gebäude, Gegner oder die vielen Flure in den Dungeons. Alles ist detailliert, reich an Farben und auf einander abgestimmt.
Ebenfalls begrüßenswert ist, dass alle drei Titel je drei Schwierigkeitsgrade mitbringen. Der erste, "Picknick", ist in der Tat fast selbiges. Die Kämpfe sind sehr einfach und alles konzentriert sich darum mehr auf das Erkunden, Aufleveln, Erleben der Story. Die mittlere Stufe geht schon härter ran. Die Kämpfe sind spannend und können oft auch mal knapp ausgehen oder gar zum Game Over führen, sodass wir am letzten Speicherstand neu ansetzen müssen.
Und die dritte Stufe? Da fühlt sich beinahe jeder Kampf fast wie ein Endboss-Kampf an; was aber auch das Vorankommen recht zäh gestaltet, weil man nun wirklich permanent zurück in die Basis kehrt, um seine Ressourcen aufzustocken, um so dann wieder ein paar Meter weiterzukommen. Lobenswerterweise kann man außerdem zu fast jedem Zeitpunkt zwischen den drei Schwierigkeitsstufen beliebig hin und herwechseln - wenn man es möchte.
Lobenswert ist auch, dass keinerlei Pay-to-win- oder In-Game-Shops gibt, die Echtgeld einfordern. Dennoch wurmt mich etwas, dass es pro Titel je einen DLC gibt. Zwar sind diese bis zum 14. Juni 2023 kostenlos (danach je 2,99€), aber warum soll man für jeweils zwei weitere Charakterklassenbilder extra in den eShop gehen und was herunterladen? Wieso sind diese 6 Grafiken nicht gleich in die Spiele integriert?
FAZITStreng genommen hat sich außer hochauflösenden Grafiken, dass die Dungeon-Maps nun nicht mehr auf einem zweiten Bildschirm dargestellt werden und Übersetzungen in weitere Sprachen hinzukamen, nicht viel verändert. Das heißt, man muss schon genauer hingucken, um weitere Unterschiede zu erkennen, abgesehen von einigen typischen Optimierungen am Rande, die im Laufe der Zeit Einzug in die Reihe erhielten. Schade, denn schließlich wurden 2 dieser 3 Spiele bereits auf dem 3DS wiederveröffentlicht, und das sogar mit Zusatzinhalten. Warum also fehlen die Untold-Inhalte und wurde nicht auch gleich Teil 3 mit Untold-Inhalten aufgepeppt?
Das ändert aber natürlich nichts daran, dass alle drei Titel hervorragende Dungeoncrawler mit hohem Suchtfaktor waren und immer noch sind. Ich wollte direkt nach Erhalt der Muster eigentlich "nur schnell mal reinspielen", um zu gucken, was alles neu ist. Zack, waren 4 Stunden rum. Noch dazu, ohne, dass ich es merkte. Und es folgten viele, viele weitere - pro Titel um die 50 bis 70.
Kurzum, wer einen oder mehrere der ersten drei Titel der Reihe Etrian Odyssey noch nicht kennt, sollte diese Wissenlücke schließen - und wer mal wieder Lust auf diese Klassiker hat, oder einfach seit dem letzten Neurelease der Reihe daran Hand anlegen möchte, greift ebenfalls zu. Wer ob der Preisangaben zögert, - schließlich sind 79,99€, oder 39,99€ für jeden Titel einzeln, ein stolzes Sümmchen - möge keine Sorge haben, denn der nächste Sale kommt bestimmt.