Nachdem bereits Teil 1 und Teil 5 als "Complete+"-Edition auf der Switch veröffentlicht wurden, stattet auch der 4. Teil Nintendos Hybridkonsole einen Besuch. Wer also schon am Vorgänger und Nachfolger seine Freude hatte, braucht gar nicht erst weiter zu lesen und kann sich auch diesen Serienableger getrost zulegen. Disgaea 4 Complete+ hält, was es verspricht und gibt Serienfans eine ordentliche Portion Langzeitmotivation, die bekannten Taktikkämpfe und die gewohnte Portion Humor in seiner Handlung.
Held dieser Handlung ist dieses Mal der Vampirlord Valvatorez. Diesem wurde in der Unterwelt das Trinken von Menschenblut untersagt und daher entwickelte er eine Vorliebe für Sardinen. Seinen geliebten Prinnys hat er ebendiese schmackhaften Fische zum Abschluss ihrer Ausbildung versprochen, als diese auf Befehl des Herren der Hölle selbst allesamt ausgelöscht werden sollen. Das Versprechen eines ehemaligen Hochklassen-Tyranns ist Valvatorez allerdings heilig und so startet er einen persönlichen Kreuzzug zur Befreiung der Serienmaskottchen. Etliche Irrungen, Wirrungen und zahllose verschrobene und urkomische Figuren inklusive.
Doch so sehr mich die Handlung von Disgaea 4 Complete+ auch begeistert, sie täuscht nicht über die knallharte Realität des Spielprinzips hinweg. Im Kern ist Disgaea schon immer ein Zahlenspiel gewesen und erfordert einen gewissen Drang zur Perfektion, um erfolgreich zu sein. Die Figuren strotzen nur so von Werten in allen möglichen Bereichen, die Neulinge zu Beginn sehr überfordern können. Dazu zahlreiche Tutorialtexte - mal mehr und mal weniger verständlich - und viele Elemente, die erst im Laufe der Handlung eingeführt werden, und mitunter sogar versteckt sind. Mit dem Willen dieses Geflecht zu durchschauen, lässt sich allerdings ein balanciertes System aus Charakterprogression, Itemmanagement und Menüstrukturen erkennen, deren Zahnräder gut ineinander greifen und bei dem sich vieles nach Belieben anpassen lässt. So gibt es mit der Item- und Charakterworld Möglichkeiten, gezielt Ausrüstung und Truppen zu verbessern, die Cam-Pain-Karte erlaubt, Gebäude zu platzieren, die den angrenzenden Einheiten Boni liefern und im Senat kann für das Freischalten gewisser Vorzüge ein Plädoyer gehalten werden. Diese bisweilen auch trockenen Mechaniken sind so also liebevoll genug verpackt. Die Sprachbarriere in Form von englischen Texten und englischer Vertonung sollte jedoch Erwähnung finden. Da viel Story geboten wird, sollte man dieser Sprache also zumindest durchschnittlich mächtig sein.
Während Veteranen die einleitenden Tutorialkämpfe überspringen, stellen sich Neueinsteiger eher die Frage, ob sie jetzt alles verstanden haben. Aus dem Beschwörungsportal werden die Truppen gezogen. Danach dürfen sie auf dem Raster bewegt werden und mit anderen Figuren oder bestimmten Objekten interagieren. Danach führe ich meine Eingaben in einer langen Befehlskette aus, um im Anschluss die Runde der Gegner einzuleiten. Feinde werden mit Standardmanövern angegriffen oder mit Spezialangriffen malträtiert. Zudem lassen sich viele Figuren und Objekte aufnehmen und werfen, oder ich baue meine Charaktere zu Türmen zusammen, welche mit den richtigen Skills zu neuen Angriffsmöglichkeiten und -combos führen. Einheiten werden zudem in Humanoide und Monster unterteilt, die nochmals spezielle Eigenschaften besitzen. An Komplexität mangelt es im Kampfsystem demnach nicht, nur die Übersicht lässt beiweilen etwas zu wünschen übrig. Die kleinteiligen Schlachtfelder, gepaart mit der etwas umständlichen Kamera und dem empfindlichen Cursor, lassen einige Befehlseingaben zur Geduldsprobe werden.
FAZITFür Neulinge der Serie ist Disgaea 4 Complete+ als Einstiegspunkt nur bedingt zu empfehlen. Der trockene Gameplayloop ist zwar sehr charmant in Szene gesetzt, täuscht im Endeffekt allerdings wenig über das ständige Feinjustieren jeder kleinen Stellschraube hinweg. Wer diese Mechaniken aber zu durchschauen und einzusetzen weiß, wird jede Menge Spielspaß aus Disgaea 4 Complete+ herausholen können.