Da wunderten sich einige, als auf der letzten Nintendo Direct dieser Titel angekündigt wurde. DC Super Hero Girls: Teen Power wird hierzulande von Nintendo selbst vertrieben, da war es nur berechtigt, dem Titel einen Platz im Rampenlicht zu geben. Es folgt der 2015 enstandenden Kooperation zwischen DC Comics und Mattel, die das Ziel hatte, ihr Superhelden-Universum an eine junge, weibliche Zielgruppe zu bringen. Das Setting wurde ein wenig abgeändert und der Fokus auf einen rein weiblichen Cast aus Heldinnen und Schurkinnen gelegt.
HELDINNENZEITIch bin mit dem DC-Universum vertraut, aber bei den Super Hero Girls blicke ich nicht ganz durch. Im Grunde genommen sind alle Figuren hier Teenie-Varianten der bekannten Gesichter, aber Batman und Superman scheinen doch schon im Superheldentum populär zu sein und bekomme ihre eigenen Comichefte... Nicht weiter darüber nachdenken! Es gibt zwei Cliquen an der Metropolis High School bestehend aus sechs Nachwuchsheldinnen bzw. -schurkinnen. Diese kennen ihre geheimen Identitäten selbstverständlich nicht, sodass eine Barbara Gordon mit Harleen Quinzel befreundet sein kann, obwohl sie sich als Batgirl und Harley Quinn verfeindet gegenüberstehen.
DC Super Hero Girls: Teen Power startet mit der Randale einiger abtrünniger Abrissroboter der Firma LexCorp, die ein komplettes Stadtteil in Schutt und Asche legen. Firmenchef Lex Luthor nimmt das zum Anlass, die Restaurierungsmaßnahmen den örtlichen Schülern in die Hand zu geben und für ihre eigenen Visionen Spenden zu sammeln, die er dann bauen lässt. Doch wer möchte diese Pläne sabotieren? Wer ist verantwortlich für die wildgewordenen Spielzeuge und Roboter? Unsere Heldinnen und Schurkinnen sind gleichermaßen betroffen und es bleibt ihnen kaum eine andere Wahl als zusammenzuarbeiten. Stehen gleich zu Beginn Supergirl, Wonder Woman und Batgirl zur Verfügung, werden Harley Quinn, Catwoman und Star Sapphire erst mit laufender Handlung spielbar. Der Rest des Casts schaut leider komplett in die Röhre und dient lediglich als Auftragsgeberin oder Antagonistin.
In guter, alter 3D-Plattformer Manier renne und springe ich mit meinen Mädels durch zwei relativ große Stadteile und einige Nebenschauplätze. Dabei gibt es in der Stadt viel zu entdecken. Überall sind Plüschtiere des örtlichen Footballteams versteckt, die Embleme der Heldinnen/Schurkinnen sind als Grafitti verteilt und generell gibt es einen Haufen Nebenaufgaben. Es ist sehr schön zu sehen, dass dein Handeln Spuren in der Spielwelt hinterlässt. Als ich als Supergirl den Kindern ihre verlorenen Luftballons zurückholte, liefen sie mit diesen freudestrahlend durch die Gegend. Andere Missionen lassen Lastwagen oder Markiesen erscheinen, die ich verwenden kann um die Dächer der Stadt zu erreichen. Auch das von mir schon angesprochenem Viertel wird nach meinem Sinne bebaut und gibt dem ganzen eine persönliche Note.
HIN- UND HERGERISSENSchlüpfe ich dann in die Kostüme, sind meine Aktionen zahlreicher als nur Rennen und Springen. Da verwendet Batgirl ihren Greifhaken um sich nach oben zu ziehen oder Wonder Woman schlägt ihr Schild in die Wand, das sie dann als Trampolin verwendet. Die Flugsteuerung von Supergirl und Star Sapphire ist allerdings sehr gewöhnungsbedürftig und ich frage mich, wie eine jüngere Zielgruppe damit klar kommen soll. Durch bewältigte Missionen erlange ich Erfahrungspunkte um die Werte und Angriffe der sechs Mädchen zu verbessern, und in erster Linie Geld. Dieses benötige ich um Bauprojekte zu finanzieren oder auch neue Kleidungsstücke oder Kostüme zu kaufen. Die Missionen ähneln sich zwar alle sehr, haben mitunter jedoch recht abwechslungsreiche Ziele. Es muss ein bestimmter Gegner besiegt werden, eine Zeit lang ein Objekt beschützt werden oder ähnliches. Die Gleichheit kommt in der Gegnerart und den Umgang mit diesen. Überwiegend sind es Roboter, Plüschbären, Puppen und Spielzeugsoldaten in verschiedenen Farben. Sie halten ordentlich aus und kommen in Scharen. Zwar gibt es einen Konter, der durch das rechtzeitige Ausweichen eingeleitet werden kann, aber das Timing ist nicht immer gut zu erkennen. Mit nur einer Angriffstaste und zwei Spezialmanöver, die einem Cooldown unterliegen, ist das Kampfsystem selbst relativ unkompliziert - wenn nicht sogar monoton.
Die Optik ist wie zu erwarten recht bunt und der Comiclook ist sehr gut eingefangen. Die Musik bleibt einem nicht sehr lange im Ohr, dafür gehen die immer gleichen Soundeffekte nach einer gewissen Zeit auf die Nerven. Die englische Sprachausgabe ist wohl von der Originalsynchro übernommen und hat dementsprechend Serienniveau. Selbst wenn ich die spielerischen Schwächen nicht aus den Augen lassen kann, so ist DC Super Hero Girls: Teen Power technisch auf einem guten Stand. Charaktermodelle sind solide und es wurde gut um technische Schwächen herum gearbeitet. Die Schwierigkeitsspitzen geben mir allerdings stark zu bedenken. So präzise steuern sich die Figuren nicht, was einige Sprungabschnitte zur Geduldsfrage macht. In manchen Missionen kommen Laserkanonen zum Einsatz, die in einer direkten Linie den Protagonisten anvisieren. Diesen auszuweichen ist gar nicht leicht. Dass viele Missionen mit zwei Teamkameraden angegangen werden können, diese aber selten einen Unterschied von Sieg oder Niederlage ausmachen, kommt noch hinzu.
Was ich am Schluss anprangern möchte, ist dieser erzwungene Socialmedia Aspekt. 'Supersta' ist die neue Trendplattform in Metropolis und alle Fotos, die meine Figuren schießen, werden dort hochgeladen. Während der Erkundung ploppen in der unteren, rechten Bildschirmecke ständig Benachrichtigungen auf, dass ich so und so viele Likes bekommen habe oder irgendjemand mein Foto kommentierte. Wenn das die Form der sozialen Erziehung ist, dann steige ich an dieser Stelle aus...
FAZITMan kann behaupten, ich sei enttäuscht von DC Super Hero Girls: Teen Power. Bei einem von Nintendo selbst gepublishten Titel hätte ich mir schon etwas mehr erwartet. Andererseits bin ich halt auch so gar nicht die Zielgruppe, selbst als DC-Fan. Das Spiel ist an junge Mädchen gerichtet, die regelmäßig die Serie schauen und mal in die Haut ihrer Heldin schlüpfen wollen. Das für meinen Geschmack eintönige Buttonmashing, das langsame Pacing und die übertrieben, verniedlichte Darstellung fallen da eher weniger ins Gewicht. Frustrierende Passagen hingegen kommen zu häufig vor.