Cover: Curious ExpeditionWir wollen Abenteuer erleben, vielleicht vergleichbar mit beispielsweise Indiana Jones. Gefährliche Expedition unternehmen, dabei Schätze finden, uns der eigenen Haut erwehren und anschließend dafür Ruhm ernten. Curious Expedition beginnt damit, dass wir uns einen Charakter auswählen, der uns verkörpert. Jeder Charakter hat diverse Vor- und Nachteile. Dort ein Bonus auf Kämpfe, hier ein Plus auf Verhandlungsgeschick und so weiter.

Doch all diese Angaben verwirren zuerst ein wenig. Was sollen diese Werte bedeuten und wie könnten sie sich auswirken? Welcher Bonus ist mir persönlich wichtig - und warum? Deshalb sollte zu allererst das rund 20minütige Tutorial absolviert werden. Hier werden alle wichtigen Gameplay-Elemente durchexerziert, damit man sich zurecht finden kann.

So lernen wir, dass wir zu Beginn jeder Expedition auf einem jeweils immer wieder neuen Flecken Erde landen. Wir besuchen also nie ein Gebiet zweimal. Das Schiff läuft ein, die Map ist sehr groß und natürlich vollkommen unentdeckt und darum noch nicht kartografiert - nur ein geringer Teil ist aufgedeckt. Derjenige um uns herum, wir müssen also wandern, um das Land und somit die Map nach und nach zu erschließen. Wir können allerdings nicht vollkommen beliebig von A nach B ziehen, sondern müssen auf unsere Gesundheit achten, die durch einen lila Balken am oberen Rand zu erkennen ist und zuerst ein Maximum von 100 hat. Wir geben also zuerst die Route vor und sehen dann, wieviel unserer Gesundheit der Marsch kosten würde. Wir können sie zwar durch Items, wie Schokolade oder Fleisch, wieder ein wenig auffüllen, doch auch nur dann, wenn wir besagte Items im Vorrat bei uns tragen. Ist unsere Gesundheit auf 0, können wir uns theoretisch allerdings immer noch fortbewegen, aber dies geschieht dann sehr viel langsamer und laufen mehr und mehr Gefahr, wahnsinnig zu werden, uns leichter zu verletzten, an etwas zu erkranken, einfach vor Erschöpfung zusammenzubrechen, oder ein Teil unserer Crew betreibt Kannibalismus mit einem der Crewmitglieder...
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Nun, wir ziehen also über die Map, entdecken Dörfer, Ruinen, Höhlen, Gräber, Pyramiden und so weiter. Im Dorf etwa können wir rasten (Gesundheit wiederherstellen), handeln (kaufen und verkaufen) oder auch weitere Crewmitglieder anheuern - was aber Geld kostet und nötiges Ansehen im Dorf vorraussetzt. Die übrigen Orte beinhalten Schätze aller Art und können im Grunde alle von uns eingesammelt und mitgenommen werden - was uns Ruhm und Kohle einbringen kann. Allerdings wachen gerne mal Fallen oder Bestien über besagtes Hab und Gut - sodass es entweder zu Verletzungen kommt oder gar zum Kampf.
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Die Zahl der Verletzungen ist groß und reicht von einfachen Blutungen über Skorbut bis hin zu fehlenden Gliedmaßen, lassen sich aber oft durch Medkits heilen oder zumindest weniger verheerend machen. Ansonsten verschlechtert sich die Gesundheit mit jedem Tag und jedem Schritt umso mehr.
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Die Kämpfe funktionieren mit W6-Würfeln, auf deren Seiten entweder gar nichts oder Symbole erkennbar sind. Ein Schild etwa dient erhöhter Verteidigung, das Schwert steht für den Angriff und so weiter. Einige Symbole lassen sich auch kombinieren, sodass Verteidigung oder Angriff versträkt werden. Etwas undurchsichtig ist nur, dass es vorerst keine erkennbare Logik gibt, welche Symbole warum oder warum nicht kombinierbar sind, oder in welcher Reihenfolge man seine Würfel und somit Crewmitglieder wählt, um entsprechende Aktionen durchzuführen. Wer das wirklich aus dem Eff-eff erkennen können will, benötigt so manchen Durchlauf. Das Grundkonzept selbst ist dabei nicht das Problem, denn das versteht man schnell, nein, es sind die Feinheiten, welche einen Kampf zu unseren Gunsten oder auch Ungunsten wenden können. Leider verpasst das Tutorial hier eine wichtige Verständnischance und weist lediglich darauf hin, dass manche Symbole eben kombinierbar sind und manche nicht.
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Was die Expedition ebenfalls erschwert, ist das Begrenzte Inventar. Es ist leider nicht möglich, unendlich viele Dinge gleichzeitig zu transportieren, zumal ja fast alles Gewicht hat oder Platz benötigt. Einige Dinge lassen sich in einem Slot zusammenfassen, doch die mesiten Dinge belegen für sich allein einen Slot. Marschiert man über des bequem möglichen Gepäckvolumens, erschwert das die Reise, sie dauert länger, kostet mehr Gesundheit und so weiter.
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So wägen wir ständig ab, ob dieses oder jenes Risiko es wert ist, ob man nicht etwas oder jemanden zurücklässt, man schnellstmöglich zum Schiff zurückkehrt und die Expedition somit in allen Ehren abbricht, man noch doch irgendwie weiter die Map erkundet, man noch ins Dorf gelangt, oder man gar den Ballon im Gepäck nutzt, um sich an Ort und Stelle aus der Expedition zu verabschieden, aber dafür auch viele Dinge zurücklassen und auch viel weniger Ruhm und Geld für seine Mühen gutgeschrieben bekommt. Curious Expedition gelingt hier ein gut gebalanctes System, bei wir als Spieler/innen gezwungen sind, auf diverse Ressourcen zu achten und das Schicksal herauszufordern, oder lieber nichts zu riskieren.
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Vor allem grafisch wirkt Curious Expedition wie ein Titel aus den späten 80ern, frühen 90ern. Geradeso, als hätte man damals schlicht vergessen, es zu veröffentlichen. Trotz vieler Grafiken, erinnern nämlich im Besonderen die vielen tagebuchartigen Texteinblendungen und auch die Menüstrukturen an die gute, alte Zeit - nicht zu vergessen, der stark pixelige Look jener Zeit. Löblich ist indes, dass das Gameplay flott daherkommt. Es gibt praktisch keine Ladezeiten bei irgendwas - lediglich die Erstellung der Map vor einer neuen Expedition dauert 4-5 Sekunden - und auch das Navigieren durch Menüs klappt anstandslos.
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FAZIT
Curious Expedition ist in verschiedenen Schwierigkeitsgraden spielbar, sodass man selbst entscheiden kann, wie sehr man sich auf die Geschichte und/oder Erkundungen und Kämpfe konzentrieren mag. Beides lässt sich in beinahe beliebigem Maße zueinander einstellen, was einen großen Teil des Gameplay-Charmes ausmacht.
Jörg Singleplayer: 71%

Verfasst von Jörg am 25.03.2020,
bemustert durch Thunderful Games
für bis zu 1 Person/en
Release am 02.04.2020