Es ist schon ein wenig erstaunlich, was sich alles mit dem Wort "Simulator" betitelt. Vielleicht bin ich der Einzige, der sich darunter jedenfalls kein Kartenspiel vorstellt. Denn Cultist Simulator: Initiate Edition ist genau das - eine Lebenssimulation in Form von Solitär. Wobei ich eigentlich nur zu verstehen geben möchte, dass man es allein spielt und aus den gegebenen Karten das Beste zu machen versucht.
Erklärungen oder gar ein Tutorial gibt es nicht. Das Vorwort erinnert daran, dass man hier scheitern soll und sogar muss, um Dinge zu begreifen. Und es gibt eine Menge Dinge zu verstehen, die sich mit etwas Sinn und Verstand allerdings von der Realität ableiten lassen. Wer nicht zur Arbeit geht, bekommt kein Gehalt und ohne Gehalt lässt sich schlecht etwas Essbares auftreiben. Doch auch Krankheiten oder Depressionen können schnell zum Ableben führen. Selbstverständlich hält aber auch das Übernatürliche Einzug in die Erzählung. Schließlich soll es das Hauptziel sein, den Weg in das Okkulte zu finden und einen eigenen Kult aufzubauen. Ist anfangs die einzige Option, den Weg zur Arbeit zu gehen, will nachher vieles gleichzeitig gemanagt werden. Da wird dieser Ort erkundet, mit jener Person gesprochen, gleichzeitig dieses Artefakt studiert und Träume weisen mir den Weg.
Verwirrend? Ja, das ist es. Nicht nur, dass jede Karte einer eigenen Kategorien zugeordnet ist, viele ergeben auch ohne den richtigen Konterpart, oder gar die passende Reihenfolge, gar keinen Sinn. Hier ist dann wichtig, sich auf den Text zu konzentrieren, der zu jeder Karte und der passenden Aktion eingeblendet wird. Denn dieser gibt den Fortlauf der Geschichte an und hält nicht selten einen Hinweis parat. Leider sind viele Karten nur über einen bestimmten Zeitraum verfügbar, bzw. erst nach einer Erholungsphase wieder nutzbar. Somit sitzt einem permanent die Zeit im Nacken und der Pauseknopf ist wird zum besten Freund.
Die Übersicht der Nintendo-Switch-Version lässt zu wünschen übrig. Zwar lassen sich Karten sortieren und passende Karten leuchten kurz auf, wenn ich eine mögliche Aktion anwählen möchte, doch selbst der Reiter mit nur nutzbaren Karten spuckt mir oft Karten aus, die ich nicht benutzen kann. Aktionsfelder sind in zwei Reihen am unteren Bildschirmrand angeordnet. Die Hauptaktionen, wie etwa Arbeiten, Reden oder Untersuchen, finden sich im Hauptfeld, während andere Punkte in die zweite Reihe fielen und ich aktiv zwischen beiden wechseln muss. Leider befinden sich unter den nicht immer sichtbaren Punkten spielentscheidende Enden, wie Krankheit oder Verhungern und sollten somit unbedingt Aufmerksamkeit bekommen. Dazu wird es schnell sehr hektisch und wenn ich mich nicht gut vorbereite - beispielsweise wichtige Karten öfter auf meinem Tisch habe - geht das ganze Spiel schnell vorüber. Dann heißt es, eine neue Rolle auszuwählen und nochmal von vorne.
Die Steuerung ist bei der fehlenden Übersicht ebenfalls unvorteilhaft. Auch wenn nötige Shortcuts vorhanden sind, musste ich oft zweimal hinschauen, ob das nun die richtige Taste war. Die lobenswerterweise eingebaute Touchscreen-Steuerung hilft da ein wenig, ist allerdings ebenfalls etwas zu unpräzise. Lob möchte ich für die Soundkulisse aussprechen und besonders für die Illustrationen der Karten. Dem Minimalismus zum Trotz lassen sich diese leicht voneinander unterscheiden und einordnen.
FAZITWas für ein Brocken! Im direkten Vergleich zur PC-Version wirkt zwar alles aufgeräumter, zwingt aber gleichzeitig unvorteilhafte Grenzen auf. Das Spielprinzip besteht aus Trial and Error und weckt entweder den Perfektionisten in euch oder schreckt euch nach wenigen Spielminuten für immer ab. Kurz: Es sind Zeit und Arbeit nötig, um Cultist Simulator: Initiate Edition zu begreifen, und nochmals mehr davon, es dann auch endlich zu beherrschen. Garantiert nichts für Casualgamer.