Das Ende der 90er könnte man fast die Blütezeit eines ganz bestimmten Spiele-Genres nennen: Aufbau-Strategie-Spiele wie Die Siedler, Age of Empires und Anno 1602 erblickten das Licht der Welt. Ein weiterer Titel war Constructor. Zum 20jährigen gab es dann eine HD-Version, die sich für die Switch etwas verspätet hat - ALLERDINGS nun in der Plus-Version daherkommt, mit mehr Inhalt, als Dank für die Wartezeit.
Die Aufgabe ist schnell klar, als aufstrebender Bauunternehmer arbeitet ihr euch quasi von ganz unten, bis an die Spitze. Dass es hier nicht immer mit rechten Dingen zugeht ist klar, denn ihr dürft mogeln, bluffen und belügen was das Zeug hält. Natürlich fängt alles ganz einfach mit einem Hauptquartier an und ihr werdet mit den Handwerkern vertraut gemacht, die durch den Polier befehligt werden. Hierzu weist ihr ihm die Handwerker zu. Es gibt natürlich ein Gebäudemenü, das noch spartanisch mit einem Sägewerk anfängt. Sobald ihr dieses Gebäude per A-Taste platziert habt, existiert zuerst der Bauplatz und dann müsst ihr per X-Taste die Handwerker über den Polier dorthin schicken und die bauen das Gebäude fertig. Dies funktioniert ebenso mit der Produktion anderer Waren, wie etwa Holz oder Zement, was es später gibt.
In einer Stadt braucht es natürlich auch Einwohner. Ihr müsst also Wohngebäude errichten und Mieter finden. Jeder Mieter besitzt unterschiedliche Stärken, wie die Miete zahlen, Fließ bei der Fortpflanzung, haben viel Geld oder sonstiges. Dafür haben sie vielleicht auch spezielle Ansprüche. Wenn ihr zum Beispiel wollt, dass es im Schlafzimmer heiß hergeht, müsst ihr das Schlafzimmer renovieren. Beim Baby könnt ihr von Anfang an festlegen, was es später werden möchte, also Handwerker oder Polier zum Beispiel. Weitere Möglichkeiten, die Häuser zu verbessern sind Hecken, Bäume und vieles mehr, die Auswahl ist ergiebig.
An Gebäuden wurde ebenfalls nicht gespart. So findet ihr in der Plus-Version ganze 140 Gebäude, vom einfach Wohnwagen bis zu gigantischen Hochhäusern. Zudem könnt ihr noch 65 Städte und 17 Welten, darunter sogar Planeten wie Mars, erkunden. Das Spiel bietet ferner einiges an interessanten Features, wie den Bau einer Gadgetfabrik. Hier könnt ihr beispielsweise Computer bauen und den Leuten an die Haustür schicken. Wer freut sich nicht über einen neuen Computer? Dieser sorgt für bessere Bildung der Kids. Falls ihr euch entscheidet, ein Casino zu bauen, könnt ihr dadurch zum Einen einige Menschen glücklich machen, aber auch einiges an Geld verdienen. Je nachdem, wie ihr selbst gepolt seid, könnt ihr dazu auch Steuern entsprechend erhöhen oder senken und und und - alles das wirkt sich ebenfalls auf die Mieter und ihr Verhalten aus.
Ich hau dichWas wäre ein Mafia-Spiel ohne Mafia-Tätigkeiten? Ihr könnt bei eurem Gegenspieler für ordentlich Trubel sorgen. Schickt ihm doch ein paar Hippies ins Haus, die eine Straßenparty veranstalten oder Horrorclowns, die Leute erschrecken, oder gar Geldeintreiber? Dadurch schafft ihr es unter Umständen, gegnerische Gebäude einzunehmen. Anders dagegen wenn ihr selbst nicht wollt, dass jemand bei euch vorbeikommt, stellt doch eine Hundehütte in den Garten, denn ein Biss in den Hintern kann ein Lächeln ins Gesicht zaubern - euer Gesicht, natürlich. So gibt es unzählige Möglichkeiten, auch an Statistiken und Werten, die gerade zu Beginn fast schon überwältigend sein können. Dennoch, das Tutorial ist sehr gut gemacht, braucht aber auch dafür seine Zeit. Hier wird euch alles, was möglich ist erklärt, und ihr dürft es immer gleich ausprobieren.
Kein Platz für nettes GeplänkelWer ein nettes Aufbauspiel mit knuddeligen Charakteren erwartet, denkt definitiv in die falsche Richtung. Schon allein das Intro macht klar: Es handelt sich hier um derben Humor. Ein Mafia-Typ mit Schalldämpfer entledigt sich eines Bauarbeiters und schüttet ihn mit Beton zu. Aber es wird ebenso kein Blatt vor dem Mund genommen. Ab 12 Jahren ist das mindeste was an FSK notwendig war, denn es wird geflucht und geschimpft und eure Mieterstufen beginnen bei der untersten Unterschicht. Der britische Humor geht gut unter die Gürtellinie und hat mich persönlich irgendwie angesprochen, denn es ist dann doch eher untypisch für so eine Art Spiel.
Die Grafik erinnert stark an den Stil der 90er-Jahre-Spiele, bietet aber dennoch viele Details und Abwechslung. Am rechten oberen Bildschirmrand spielen sich immer wieder kleine Videos ab, die zur Situation passen. So kann man Arbeiter, wenn man sie anklickt, sehen, wie sie in der Fabrik etwas bauen, oder den Innenraum einer Wohnung erkennen, als würde man eine Besichtigung durchführen. Die Aufmachung insgesamt hat mir trotz des zuerst überraschenden Altbacken-Looks gut gefallen.
Soundtechnisch bewegt Constructor Plus sich auf gutem Niveau. Die Sprachausgabe ist amüsant, wenn auch immer mal schwer zu verstehen. Die Musik bedient sich an Genre-typischen Melodien und gefällt. Bei der Steuerung bin ich nach wie vor der Meinung, dass eine Maus am PC den besseren Job macht, dennoch wird einiges an Quickbuttons zum Aufrufen der Menüs geboten, sodass Constructor Plus sich an der Switch durchaus gut bedienen lässt.
FAZITWie schon in den 90ern, sind Aufbau-Strategie-Spiele nicht immer ganz einfach zu meistern. Auch in Constructor Plus muss man sich etwas reinfuchsen, denn es gibt hier sehr viele Möglichkeiten und der Dollar-Counter bewegt sich schnell. Wer den britischen, schwarzen Humor, gepaart mit typisch westlichen Klischees nicht abkann, sollte hierum trotz möglicher Aufbau-Affinität einen Bogen machen. Ich aber empfand die Kombination sehr erfrischend und bin gespannt, wie sich meine Stadt entwickelt.