SEIKEN DENSETSUSecret of Mana für das Super Nintendo ist ein Klassiker und wird von vielen als eines der besten Spiele für Nintendos 16-Bitter oder eines der besten RPGs aller Zeiten gehandelt. In Japan heißt Secret of Mana allerdings Seiken Densetsu 2. Dessen Vorgänger, Seiken Densetsu: Final Fantasy Gaiden, erschien damals für den Game Boy, in Europa aber unter dem Banner Mystic Quest. Und Seiken Densetsu 3 erschien nie außerhalb Japans - zum großen Bedauern vieler. Aufgrund der Ähnlichkeiten zu diesem wird es deshalb von Fans häufig auch Secret of Mana 2 genannt...
Mystic Quest kann natürlich nicht an die Brillianz von Secret of Mana aufschließen. Das liegt allein schon an den technischen Limitierungen des Game Boy, allen voran der Grünstufen-Optik, aber auch daran, dass hier noch die Ring-Menüs fehlen, man sich deshalb durch Untermenüs wuseln muss, alles sehr viel simplifizierter und viel weniger detailliert dargestellt wird und darum vieles sehr ähnlich aussieht, dass man nicht in einer kleinen Gruppe von drei Helden ein Abenteuer besteht - sondern allein -, hin und wieder arg fiepsiger Musik und noch an einigem mehr. Dennoch ist Mystic Quest ein respektables Action-RPG, mit einigen Logik-Rätseln, unterhaltsamer Story und einer Spielzeit von etwa 8-12 Stunden.
Secret of Mana war dann, auch dank der Fähigkeiten des Super Nintendo, in vielerlei Hinsicht ein Quantensprung. Bis zu drei Personen können das Abenteuer gleichzeitig und gemeinsam bestehen, das durch viele farbenfrohe, aber oft gefährliche Gegenden seiner Welt führt, eine mitunter rührende Story erzählt, einen durch und durch hervorragenden Soundtrack bietet, welcher immer die passenden Stimmungen erzeugt und so manches Mal zum Mitsummen und Mitpfeiffen anregt und die schätzungsweise 40-50 Spielzeit sind zu keiner Zeit auch nur ansatzweise langweilig. Secret of Mana ist schlichtweg phantastisch. Ein Must-Have!
Trials of Mana, so nun der offizielle Name für Seiken Densetsu 3 außerhalb Japans, ehedem von Fans oft Secret of Mana 2 genannt, baut in vielem auf Secret of Mana auf: Gameplay und Grafik sind beinahe identisch, jedoch optimiert und verfeinert, und das Soundgewand ist nicht minder genial wie jenes von Secret of Mana. Vor Spielbeginn wird aus 6 Figuren - drei männlich, drei weiblich -, der Hauptcharakter nebst zwei Nebencharakteren gewählt. Welchen Hauptcharakter man wählt, bestimmt, an welchen Punkten in der Story die Geschichte anders verläuft. Das heißt, der Wiederspielwert wird hierdurch drastisch erhöht, denn es gibt also Geschehnisse, die je nach Hauptcharakter entweder eintreten, oder eben nicht eintreten, beziehungsweise werden Orte zugänglich oder bleiben verborgen. Außerdem bieten alle 6 Charaktere natürlich unterschiedliche Fähigkeiten in Bezug auf Angriff, Verteidigung und Magie, sowie die Klassen, zu denen sie später aufsteigen können. Im Kern allerdings verläuft jedes Abenteuer dennoch ähnlich, wird aber durch die Wahl der Dreier-Grupper leichter oder schwerer. Jedoch ist Trials of Mana "nur" von maximal zwei Personen spielbar (trotz der Gruppe von drei Charakteren), was der Spielzeit von 40-50 Stunden pro Abenteuer aber keinen nennenswerten Dämpfer verpasst. Auch hier: Ein Must-Have! Es bleibt natürlich außer Frage, dass die Collection of Mana schon allein wegen des Exoten-Status' von Trials of Mana neugierige Blicke auf sich zieht, doch bedenkt man auch die Qualität dieses Titels, ist das ebenfalls nicht verwunderlich: Trials of Mana ist in allen Punkten mindestens genauso gut, wenn nicht besser als sein direkter Vorgänger Secret of Mana.
COLLECTION ALS GANZESDie Collection of Mana bietet die ersten drei Titel der Seiken-Densetsu-Reihe via Emulation und dazu vollständig lokalisiert - und das nicht nur auf Deutsch, sondern Französisch, Englisch - und bei Trials of Mana auch noch Spanisch - sind ebenfalls enthalten. Auch deshalb ist Trials of Mana also ganz besonders interessant. Bei Secret of Mana wurde übrigens nicht auf die ursprüngliche deutsche Super-Nintendo-Übersetzung zurückgegriffen, sondern auf jene der deutschen Wii-Virtual-Console-Version. Sie basiert natürlich auf der Fassung des SNES, wurde aber etwas angepasst, um besipielsweise die Anspielung auf die Lindenstraße zu entfernen. Wichtig zu wissen ist hier auch, dass man zwar nach dem Auswählen eines Spiels im Hauptmenüs seine Sprache ändern kann, doch sind die Spielstände leider nicht international: Seinen eingedeutschen Spielstand findet man also nicht in der verenglischten Fassung und so weiter.
Die Emulation ist tadellos und lässt die Spiele so performen, als liefen sie auf der Original-Hardware. Geboten werden pro Titel je drei Emulator-Quicksave-Slots, über die man zugreifen und so dann jederzeit speichern oder laden kann - was zum Beispiel bei einem Bosskampf hilfreich sein kann. Dennoch: Die jeweils spieleigenen Speicherstände sind natürlich unverändert enthalten.
Bei Mystic Quest kann aus aus ein paar vorinstallierten Farbschemata gewählt werden, um die Darstellung des Grün-in-grün-Einheitsbreis nicht nutzen zu müssen, falls man nicht möchte. Secret of Mana und Trials of Mana bieten eine Änderung der Farben natürlich nicht an, lassen sich dafür aber auf maximale Bildschirmhöhenausnutzung dehnen, wodurch das Bild minimal in die Breite geht, oder größtmögliche Zoomstufe, ohne den leichten Breitenzuwachs regulieren. Allen Spielen ist jeweils eine durchaus hübsche Rahmengrafik gegeben, welche das (Quasi-)4:3-Spielgeschehen umgibt - eine andere Grafik auszuwählen oder die vorhandene abzuschalten, ist leider nicht möglich. Dafür wird wiederum ein Musikplayer geboten, über den man alle Musiken aus jedem der drei Titel anwählen und abspielen kann!
Eine - mehr oder weniger - Spielanleitung ist ebenfalls für jeden Titel enthalten, doch beschränken sich diese auf das Auflisten der Buttonbelegung. Anderes ist dort nicht enthalten - ebenso wenig wie Hilfstexte, die weiterhelfen könnten, wenn man vielleicht einmal nicht weiterkäme, oder die ein paar zusätzliche Informationen zu den Charakteren böten. Wo letzteres bei Mystic Quest und Secret of Mana noch verschmerzbar ist, denn man nimmt eben die Charaktere, die vorgegeben sind, weiß man bei Trials of Mana nicht, welcher der Charaktere welche Vor- und Nachteile hat und in welche Richtung sich ihre Klassen später entwickeln lassen, oder worin deren Unterschiede bestehen. Welche 3 aus den 6 sollte man also warum wählen?
Das Buttonlayout der beiden Super-Nintendo-Games ist identisch mit dem der Switch-Controller, bei Mystic Quest liegt A auf A und B auf B, aber Start und Select vom Game Boy liegen außerdem noch auf den X- und Y-Buttons. Und obwohl das Spielen mit einem quergehaltenen Joy-Con pro Person möglich ist, fehlt bei den SNES-Spielen auf diese Weise das Pendant der Select-Taste, um im laufenden Spiel zwischen dem zu kontrollierendem Charaktere zu wechseln. Zwar lassen sich die jeweils gerade CPU-kontrollierten Charaktere auch per Ringmenü-Zugriff befehligen, aber direktes Wechseln ist nicht möglich. Doch auch aus Gründen der Haptik sollte pro Person lieber ein Joy-Con-Paar oder ein Pro Controller eingesetzt werden.
FAZITÜber die spielerische Klasse der drei enthaltenen Titel der Collection of Mana muss nicht diskutiert werden, diese ist völlig ohne Zweifel von hohem Stand und die Spielbarkeit auf der Switch ist anstandslos. Und dass Trials of Mana (Seiken Densetsu 3) vollständig eingedeutscht offiziell außerhalb Japans zu erhalten ist, ist eh bereits eine mittlere Sensation und rechtfertigt deshalb beinahe schon im Alleingang den Besitz der Collection of Mana!
Dennoch: Ein paar Boni, wie bei Bedarf abrufbare, spielbegleitende Informationen, oder gern auch noch 2-3 weitere Games der Seiken-Densetsu-Reihe, hätten es aber schon noch sein dürften - bei einem Preis von immerhin 39,99€.