Chrono Trigger ist ein Klassiker. Dereinst für das Super Nintendo erschienen, mittlerweile schon ein paar Mal geportet und remastered. Sein Nachfolger, ursprünglich für die PlayStation, Chrono Cross tut es ihm gleich. Die aktuelle Inkarnation, unter anderem für die Switch, heißt: Chrono Cross: The Radical Dreamers Edition. Zwar nennt das Spiel selbst sich nicht ein Remaster, doch von Square wird es als solches kommuniziert. Und ja, hier und dort wurde tatsächlich etwas Hand angelegt. Doch so wirklich "remastered" wurde es nicht.
Das kann allerdings durchaus seinen Charme haben - wenn man in den 1990ern aufwuchs. Denn viele der FMV-Sequenzen wurden hochskaliert. Das Ergebnis ist akzeptabel, aber es verbleiben trotzdem nicht wenige Filmminuten pixelig, verblichen und verwaschen. Und auch in-game hat man mehr das Gefühl, dass man das durch visuelle Filter leicht aufgehübschte PlayStation-Original spielt. Nun: Es fiel mir natürlich auf, schon auch, weil ich für das Review auf solche Dinge achtete. Aber es störte zumindest mich nicht. Dennoch: "Remastered" ist das nicht, eher "digitally retouched". Das sollte allen Interessierten klar sein.
Nichtsdestotrotz ist und bleibt Chrono Cross damals wie heute ein wahrhaft unterhaltsames Adventure, das sich vornehmlich um die beiden Hauptcharaktere Serge und Kid dreht. Natürlich joinen noch viele weitere, bunte und unterschiedliche Charaktere unsere Party, aber der Kern verbleibt dennoch bei Serge und Kid.
In quasi-rundenbasierten Kämpfen - das damals etablierte Active Time Battle System kommt zum Zuge - wird gegen unzählige Gegner gekämpft. Währendessen nervt die unruhige Kamera allerdings ein bisschen. Sie schwenkt hin und her, wechselt ständig die Einstellung... Gott sei Dank lässt sich die Perspektive auf Wunsch fixieren. Zwar ist die Perspektive für meinen Geschmack nicht 100%ig optimal, aber besser als die Dauerbewegung ist es allemal.
Damit die Kämpfe einigermaßen abwechslungsreich bleiben, gibt es die Möglichkeit, Stärke und die Wahrscheinlichkeit des Treffers einer Attacke zu bestimmen. Je mehr Risiko man auf sich nimmt, desto schneller steigt eine Leiste, über die sich dann Sonderaktionen ausführen lassen - unter anderem Heil- oder Elementarzauber. Zwischen all dem, schon auch, um mit der damals modernen 3D-Technik ein wenig zu protzen, ist alles animiert. Und das kostet natürlich Zeit, in welcher die Animationen abzuwarten sind.
Wer die nicht absitzen möchte, kann die Kampfaktionsanimationen, aber auch fast alles andere im Spiel beschleunigen (einfach kurz ZR drücken) - oder auch wieder verlangsamen (ZL). Zu dieser wirklich sinnvollen Funktion, die praktisch im Dauereinsatz sein wird, gibt es aber auch noch ein paar weitere, kleine Ergänzungen oder Optimierungen, welche die retroesque Erfahrung angenehmer machen. Gleiches gilt für die Zufallsbegegnungen mit Gegnern: Diese lassen sich in den Optionen deaktivieren, sodass selbst das Hineinlaufen in Gegner auf Karte nicht zum Kampf führt. Allerdings gilt das natürlich nicht für Bosse.
Chrono Cross: The Radical Dreamers Edition bietet ausschließlich ein 4:3-Bild, das einen guten Teil des Bildschirms umrahmt zeigt. Immerhin lässt sich das Bild auf Wunsch auf Pseudo 16:9-strecken oder hochzoomen, sodass eigentlich nur noch links und rechts Rahmen zu sehen ist. Doch echtes 16:9 hätte es schon sein dürfen. Gerade auf Fernsehgeräten mit einer hohen Diagonalen wirkt die PS1-Grafik um so retrohafter und, ja, teils auch unschöner. Je kleiner der Bildschirm, desto besser wirkt es also. Der Handheldmodus des Switch bietet hier also einen zusätzlichen Vorteil. Geboten wird auch, zwischen der moderneren oder der originalen Grafik auszuwählen. Der Unterschied ist wahrzunehmen, aber nicht allzu groß. Dennoch empfiehlt sich, die aktuellere Optik zu wählen. Leider gibt es mehrere Bereiche und Kämpfe im Spiel, die die Switch in Ruckeln bringen. Nicht allzu dramatisch, aber spürbar. Ein Punkt, an dem es rein gar nichts zu zu Bekritteln gibt, ist die Musik. Traumhaft! Großartig! Schlicht und ergreifend hervorragend!
Als zusätzlichen Bonus sind übrigens keinerlei neue Zusatzinhalte integriert worden. Keine weiteren Charaktere, Dungeons oder Bosse. Aber dafür gibt es "Radical Dreamers" vom Satellaview (welches damals für das Super Famicom - bzw. Super Nintendo - erschien, allerdings nur in Japan). Es handelt sich hierbei weniger um ein Spiel, als vielmehr ein leicht interaktiver Text - vergleichbar mit frühen Textadventures. Wir lesen aus der Egoperspektive, was Serge und seine Mitstreiter/innen erleben und wählen ab und zu aus, in welche Richtung ein Dialog oder die Handlung verlaufen soll.
FAZITChrono Cross ist auch heute noch ein sehr umfangreiches und großartiges Game. Spieler/innen der Neuzeit aber werden sich eventuell nicht damit anfreunden können. Was etwas an den kleinen Rucklern, aber zum Großteil an der Grafik liegt, denn frühe 3D-Videospielegrafik altert leider nicht so gut wie in 2D und die Videosequenzen sehen häufig körnig und blass aus. Als würde man das PlayStation-Original auf einem Emulator mit ein paar Upscalingfiltern laufen lassen. Radical Dreamers geht in Ordnung für das, was es ist. Zumal es in Europa und den USA Exotenstatus besitzt; wie eigentlich alle Satellaview-Titel. Darum ist es schick, sich Radical Dreamers mal angucken zu können, aber viel Zeit habe ich damit nicht verbracht.
Für Fans der Chrono-Reihe lohnt sich Chrono Cross: The Radical Dreamers Edition ganz gewiss. Denn der Preis von 19,99€ geht echt absolut in Ordnung. Nicht-Chrono-Fans oder wer in den 1990ern nicht seine Kindheit oder Jugend verbrachte, sollten zuerst probespielen.