Wir sind ein Ritter in roter Rüstung, wo wir sind, wissen wir nicht, aber es ist wohl eine Kathedrale. Wie wir herkommen oder was wir hier sollen, ist uns ebenfalls unbekannt. Nach ein paar Minuten Spielzeit stoßen wir auf das geisterhafte Wesen Soul, das uns erste Hinweise gibt. Überhaupt treffen wir auf Soul ab sofort so einige Male - immer mit ein paar Tipps, in welcher Richtung oder an welchem Ort wir vermutlich als nächstes fündig werden könnten. Trotzdem aber lief ich die meiste Zeit eher planlos umher. Und dennoch hielt es mich am Controller, denn alles in allem sind das Look and Feel großartig, das Gameplay super und es macht auch Spaß, kleine Geheimwege zu entdecken oder durch Herumprobieren an Orte zu gelangen, an die man jetzt vielleicht noch gar nicht gelangen sollte - oder doch?
Leider passiert das in relativ großen Abständen, sodass ich dann eben doch wieder alles genau absuchte, auf alles eindrosch, um vielleicht irgendwo irgendwas freizulegen - und natürlich, um die zahlreichen Gegner zu besiegen. Ständig schien es einfach nicht weiterzugehen. Hatte der Programmierer vielleicht einen Bug übersehen? Nee, kann bei 6 Jahren Entwicklungszeit eigentlich nicht sein - zumal der Titel vor längerer Zeit auch schon auf anderen Plattformen erschien.
Immer wieder und wieder spielte ich 30 oder gar 60 Minuten einfach nur so vor mich hin, starb sogar aufgrund von Unachtsamkeit durch einen Angriff, was aber dank der vielen Savepoints kein Problem ist; allerdings kostet jeder Tod 10% der Barschaft, was sehr schmerzt. Also suche ich, entdecke einen neuen Raum, komme aber nicht weiter, weil mir aktuell noch irgendeine Fähigkeit fehlt, um dort oben an die Leiter zu gelangen, oder einen den Weg versperrenden Block zu beseitigen. Manchmal geht es zwar auch tatsächlich weiter... Bis ich dann wieder ewig nicht weiss, wohin es geht...
Und hierin liegt mein Problem mit Cathedral. Ich möchte es so gerne lieben, und es hat jede Menge Sympathiepunkte von mir, aber ich habe nach ca. 10 Stunden Spielzeit aufgegeben. Immer und immer wieder nach Tipps von Dorfbewohnern zu suchen, irgendwann durch Gottes Gnade einen geheimen Weg zu entdecken, der aber dann doch erstmal eine Sackgasse ist, ging mir schließlich doch einfach zu sehr auf den Zeiger. Ich bin bei allen Dingen, die Cathedral richtig macht - und das sind, bis auf die permanente elende Alles-genau-absuchen-Sache, einfach alle, die man richtig machen kann! -, an einem Punkt, nicht mehr sinnlos herumzustreunen zu wollen, einfach alles zweimal, dreimal, viermal abzusuchen und doch nichts zu finden - oder zumindest nur vielleicht irgendwo etwas zu entdecken.
Hinzu kommt, es gibt durchaus Teleporter, aber die muss man erst entdecken, um zu ihnen reisen zu können, sodass man, vor allem, wenn man früh im Spiel ist, sehr, sehr viel Zeit damit verbringt, andauernd umständlich durch viele der insgesamt über 600 Räume zu laufen, klettern und springen, nur, weil man von A nach B will - ohne zu wissen, ob es dort nicht doch noch etwas gibt, dass das Spiel vorantreibt. Das ermüdet und führt zu Momenten, in denen man sich immer wieder fragt, warum man überhaupt noch weiterspielt. Fortwährend neue Orte und Geheimgänge zu entdecken, die in eine Sackgasse führen und einfach keinen Schimmer zu haben, wo man das nächste Upgrade findet, um dadurch irgendwie und irgendwo - wo auch immer es sein mag! - den Weg zu finden, der das Abenteuer vorantreibt... ...nee, ich hab nach 10 Stunden aufgegeben, mir ist die Lust darauf gründlich vergangen.
FAZITSo leid es mir tut - und das tut es wirklich! -, aber: Cathedral ist nur beinahe phantastisch. Look and Feel, Gameplay, Leveldesign, Grafik, Animationen, Musiken, Soundeffekte, Steuerung. Einfach alles ist schlichtweg super, selbst der hohe Schwierigkeitsgrad ist, wie er sein soll. Doch wenn man sich wirklich jeden Fortschritt durch Absuchen, Absuchen und nochmal Absuchen derart undankbar erarbeiten muss, hemmt das die Lust am Weiterspielen. Cathedral ist ein Meisterstück in - offenbar nirgendwo hinführendem - Backtracking.