In Deutschland hat sich leider nie eine Arcade-Kultur etabliert. Zwar gab und gibt es den einen oder anderen Videospieleautomaten in Kneipen, Supermärkten, Freizeitparks oder an Raststätten, aber viele Arcade-Games kennen wir hier eigentlich nur als Konsolenports. Bekanntestes Beispiel dürfte ohne Zweifel Street Fighter II: The World Warrior sein, welches seinerzeit unter anderem für das Super Nintendo erschien und ein Megaerfolg war. Aber wie steht es mit Darkstalkers oder Red Earth? Schon mal gehört? Oder gar gespielt?
Um eben solche Wissenslücken zu schließen, bietet sich zum Beispiel die Capcom Fighting Collection an. 10 in Japan und/oder Amerika bekannte und erfogleriche Arcade-Hits sind darin enthalten: Cyberbots, Darkstalkers, Hyper Street Fighter II, Night Warriors, Red Earth, Super Gem Fighter Minimix, Super Puzzle Fighter II Turbo, Vampire Savior, Vampire Savior 2 und Vampire Hunter 2. Abgesehen von den beiden letztgenannten, die nur als japanische ROMs vorliegen, weil sie nur in Japan erschienen, sind alle Titel sowohl als USA-, als auch als Japan-Fassung spielbar. Einfach nur auswählen, welche Version es sein soll.
Wie heute üblich, sind die 10 Titel umschmückt von einer hübschen und übersichtlichen Menüstruktur, einigen Boni und jeder Menge Features. Zu den Boni zählt eine Bilderbibliothek, welche 500 Grafiken zu den 10 Arcadegames enthält und ein Bereich, in welchem man sich alle Musikstücke der Spiele einzeln anhören kann - nett.
Wo die Capcom Fighting Collection wirklich punktet, sind aber die Features. Neben Standards, wie Seitenverhältnis der Auflösung, Filter, um beispielsweise Röhrenbildschirmoptik zu simulieren und solche Dinge, gibt es gerade im Onlinebereich praktische Komfortfunktionen. Spielen wir beispielsweise im Singleplayer und erlauben dabei Kampfanfragen via Online, werden wir nicht einfach in den PvP gezwungen, sondern es erscheint ein Hinweis, dass Spieler/in X uns herausfordert - wollen wir annehmen? Wenn ja, geht es in den PvP. Wenn nein, spielen wir im Singleplayer weiter. Das verhindert, dass wir immer wieder gegen Leute antreten, gegen die wir, warum auch immer, eigentlich gar nicht antreten möchten. Leider nur sieht man lediglich den Namen von Spieler/in X und nicht auch seinen Ligapunkte-Stand, um einschätzen zu können, wie gut er oder sie möglicherweise ist.
Ähnlich ist es, wenn wir direkt in den Onlinebereich gehen und darauf aus sind, gegen anderen zu spielen. Hier wird uns angeboten, einfach im Menü zu warten, bis jemand auftaucht, aber wir können uns in die Bibliothek begeben und dort solange Grafiken betrachten, Musiken im Player anhören, oder ein wenig gegen die CPU prügeln. Gerade hier ist dann schade, dass die Bibliothek doch recht schnell durchgeschaut wurde, denn man hat sehr schnell alles gesehen. Cool wäre gewesen, zu den Spielen noch Hintergründe zu erfahren, damit man auch tatsächlich was zu Lesen hat, während man auch ein Match-Pairing wartet.
Davon ab können wir angeben, bei welchen Spielen und welchen Versionen wir verpaart werden wollen. Wollen wir einzig und allein zum Beispiel Hyper Street Fighter II spielen? Oder etwa auch Red Earth, Darkstalkers und Vampier Hunter? Und nur die US- oder nur die Japan-Fassung? Oder ist egal, welche? Ebenso erlaubt ist, eine Lobby für bis zu 9 Personen zu erstellen, wobei man auch noch selbst wählen darf, ob man nur zuschauen oder auch an Kämpfen teilnehmen können will.
Der Rollback-Netcode für sich ist auch gelungen. Selbst in Sessions gegen japanische Gamer/innen hatte ich als in Deutschland Ansässiger zwar Lag, aber das Gameplay war doch flüssiger, als es bei anderen Spielen gewesen wäre. Das ändert in solchen Fällen aber natürlich immer noch nichts daran, dass es bei Eingaben, die schnell erfolgen müssen, zu Problemen kommen kann - vor allem bei Combos oder zum Beispiel Zangiefs Spinning Piledriver. Dass hier nicht einfach nur die bislang notwendige Methode zum Synchron halten aller Spieler/innen zum Einsatz kommt, bemerkt man auch an ab und zu auftretenden Phantombewegungen oder -soundeffekten. So kann es sein, dass man seinem Gegner die Füße wegfegt, aber zweimal das "Treffer"-Geräusch erklingt, oder der Gegner erst die Animation für "Wegspringen" startet, aber dann doch zu Boden geht. Allerdings passieren solche Dinge auch nicht allzu häufig.
Kommuniziert werden kann übrigens mal wieder nicht. Und auch sind die Online-Kämpfe außerhalb von Lobbies erneut auf maximal 3 am Stück mit demselben Gegenüber begrenzt, bevor die Session zwangsweise aufgelöst wird. Immerhin kann es durchaus sein, dass wir danach gleich erneut verpaart werden und wieder drei Matches gegen dieselbe Person bestreiten. Hier auch noch ein Wort zu Rage-Quits. Diese können nicht mehr durchgeführt werden, wie ja noch bei der Street Fighter 30th Anniversary Collection, indem einfach für einen kurzen Moment ins Home-Menü gewechselt wird. Wer in der Capcom Fighting Collection rage-quitten will, muss das gesamte Spiel beendet und es neustarten.
Für jeden Tiltel gibt es außerdem auch einen Training-Modus (außer Puzzle Fighter) und Ranglisten, nebst Ligapunkten. Ligapunkte bekommen wir, wenn wir ein Match gewonnen haben - und wir verlieren welche, wenn wir ein Match verloren. Für zusätzlichen Anreiz können vielleicht die Achievements sorgen, denn für alle 10 Spiele gibt es Herausforderungen. Darunter etwa, im Arcade-Modus von Hyper Street Fighter II am Ende auch Akuma besiegt zu haben. Etwas für all die Mühen bekommt man aber nicht - außer dem guten Gefühl, es eben geschafft zu haben.
FAZITDie Capcom Fighting Collection hält, was sie verspricht: 10 Arcade-Klassiker im Original nach Hause zu bringen. Drumherum gibt es eine schnieke Oberfläche, ein netter Hip-Hop-lastiger Soundtrack und viele kleine wie große Verbesserungen, wie Training-Modi, Ranglisten oder Rollback-Netcode. Für Alleine-Spieler/innen vielleicht nicht so wirklich spannend - denn die enthaltenen Arcade-Spiele bieten nicht so wahnsinnig viel Anreiz, sie allein durchzuspielen -, aber für Multiplayer-Fighter/innen ein großartige Sache!