Cover: Capcom Beat 'Em Up BundleRetro boomt! Noch nie bekamen Spieler/innen die Gamingvergangenheit so zugänglich gemacht, wie heute. Klassiker werden geportet, remastered, enhanced und was nicht noch alles. In aller Regel handelt sich dabei vornehmlich um Heimkonsolen-Hits der 80er und 90er. Sieht man einmal von eben jenen Heimkonsolen-Hits ab, die ihrerseits Ports von Automaten waren; wie etwa Street Fighter II.

Capcom war damals groß im Geschäft und hatte einige Dutzend Games in den Arcade-Hallen - und verdiente sehr gut daran. Kein Wunder, die meisten ihrer Spiele machten jede Menge Spaß. Da die Standards heute höher sind als damals, kann man für einen 20-30 Jahre alten Titel natürlich niemanden mehr dazu überreden für ein paar Minuten Spielspaß Quarter um Quarter im Münzschlitz zu versenken, oder gar den Vollpreis dafür zu latzen.

Aber als Bundle, sozusagen "Sieben Beat 'em ups zum Preis eines halben", das kommt gut. Noch dazu, wo Capcom sich sehr ins Zeug legte, das Package wertig zu machen: Enthalten sind Armored Warriors, Battle Circuit, Final Fight, Captain Commando, The King of Dragons, Knights of the Round und Warriors of Fate.
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Gameplayseitig sind alle 7 Titel im Grunde gleich: Man wählt seine Spielfigur aus einer kleinen Auswahl aus und dann wird man auch sogleich in den Level gebeamt, läuft häppchenweise von links nach rechts und verprügelt Schurke um Schurke - oder auch mal Drachen oder Cyborgs; je nach Titel eben.
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Die Steuerung für sich ist dabei schon ein Grund zur Freude, denn sie reagiert tadellos, geht gut von den Fingern und ob man zum Bewegen seines Charakters den linken Analogstick oder das Steuerkreuz benutzt, darf man selbst entscheiden. Praktisch ist dabei, dass man auch mit eine einzelnen Joy-Con loslegen und man so auf jeden Fall auch noch jemand zweites mit ins Boot nehmen kann. Allerdings ist bei den allermeisten Tilten das Spielen auf Wunsch sogar zu dritt, teils sogar zu viert möglich. Und das sogar online!
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Offline ist es einfach. Man startet einen der Titel und die übrigen Spieler/innnen drücken einfach eine Taste auf ihren Controllern - los geht's. Beim Onlinespiel funktioniert das Ganze über ein Lobbysystem. Entweder man erstellt selbst eine, spielt schon mal alleine los und andere sehen diese Lobby und könne sich als Spieler/in 2 oder 3 einklinken. Das funktioniert dann fließend, das heißt, solange noch Platz für Mitspieler/innen ist, kann sich auch jederzeit jemand dazugesellen, ohne, dass es das Spielen unterbricht - abgesehen von einem kurzen Synchronisierungsmoment beim Zeitpunkt des Eintritts. Wo man sich also einfach an den Automaten zustellte und ebenfalls eine Münze einwarf, um mitzumischen, betritt man die gewünschte Lobby und los geht's.
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So erfreulich das Wegfallen des ständigen Münznachwerfens ist, so schade ist es andererseits auch, dass es nun keinerlei Bestrafung mehr für schlechte Spielleistung, beziehungsweise den virtuellen Tod gibt. Der Charakter kann zwar besiegt werden, aber man kann durch Tastendruck einfach weiterspielen, selbst, wenn man eigentlich keine Leben mehr hat, weil die Games allesamt unendlich Continues bieten. Man muss nicht einmal den gerade aktuellen Level von vorn beginnen, oder sowas. Man spielt direkt an Ort und Stelle weiter. Das nimmt ein wenig Spannung und viel von der Herausforderung. Die besteht höchstens noch darin, ohne alle Leben zu verbraucht zu haben, den persönlichen Highscore hochzuschrauben, denn bei Einsatz eines Continues beginnt man wieder mit 0 Punkten.
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Doch, so simpel es ist, mit lediglich zwei Tasten, die man wieder und wieder bedient, dieselben 3-4 Moves auszuführen, so sehr befriedigt es doch tatsächlich. Im Besonderen im Multiplayer. Ob nun offline oder online: Man kloppt sich mit allerlei Gesindel und hat dabei eine gute Zeit. Wenn man nebenbei noch eine nette Konversation führt, kann man ganze Nächte damit verbringen, einen oder zwei der sieben Titel am Stück durchzuzocken. Ganz allein kommt andererseits nicht ganz so viel Freude auf. Da ist es dann eher ein routiniertes Durchlatschen von Leveln; eben vor allem, weil es keine Konsequenzen hat, einen Credit verbraten zu haben. Man hat ja ohnehin unendlich viele davon.
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Davon ab ist das Onlinespiel die meiste Zeit erstaunlich flüssig. Doch kann es ebenso jederzeit passieren, dass sich jemand in die Session einklinkt und das gesamte Spielerlebnis zur Stotterorgie wird - in seltenen Fällen sogar fast Frame für Frame. Hier wünsche ich mir, dass ich als Sessionstarter bestimmen kann, dass nur Personen mit mindestens Verbindungsqualität X mitspielen dürfen. Oder dass man eine Lobby durch ein Passwort schützen kann, sodass nur teilnehmen kann, wer das Passwort kennt. Immerhin darf man zu eine Session zu jeder Zeit auch wieder verlassen, wenn die Connection der Teilnehmer/innen zueinander so gar nicht harmonieren will.
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Connection! Das bringt mich auf den nächsten Punkt - man kann spielintern nicht miteinander kommunizieren. Keine vorgefertigten Sätze, keine Smiley-Icons, kein Voice-Chat... Somit muss man also auf Discord und Co. ausweichen.
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FAZIT
Das Capcom Beat 'Em Up Bundle macht auch nach all den Jahren und trotz des heute vergleichsweise simplen Spielprinzips seiner 7 Games viel Spaß - man mag es kaum glauben, ist aber tatsächlich so. Nur allein will das nicht so recht funktionieren. Da man praktisch unendlich Leben hat, sollte man das Capcom Beat 'Em Up Bundle darum wenigstens im Multiplayer mit einer gepflegten Unterhaltung nebenbei genießen, dann kann man stundenlang Ritter, Drachen, Straßengangs und Cyborgs verkloppen, ohne, dass es langweilig werden würde.
Jörg Singleplayer: 58%
Multiplayer: 84%


Verfasst von Jörg am 22.09.2018,
bemustert durch Capcom Entertainment Germany
für bis zu 4 Person/en
Release am 18.09.2018