Wir machen uns auf den Weg, um Bonner ein Schnippchen zu schlagen - und das Gameplay ist dem des Automatenklassikers Anno 1986 wie aus dem Gesicht geschnitten. So kommt es, dass wir in einem 2D-Plattformer zweimal 50 Level absolvieren - zuerst auf "Normal", dann auf "Schwer". In jedem Level warten diverse Gegner darauf, von uns in Blasen eingeschlossen zu werden, die wir anschließend durch Drauf- oder Drunterspringen zum Platzen bringen.
In den ersten Leveln ist das naturgemäß sehr, sehr einfach. Schließlich müssen wir erst einmal alle Elemente des Spiels verstehen und schrittweise nähergebracht bekommen: Alle Gegner von Screen ploppen lassen, und nach Möglichkeit auch alle Spezialblasen aufsammeln, die immer je einen der folgenden Buchstaben in sich tragen: E, X, T, E, N, D. Ist das Erledigen aller Gegner Voraussetzung, den aktuellen Level zu beenden, ist das Sammeln der Buchstaben optional, aber zu empfehlen. Denn ist ein Set vollständig, gewähren sie ein Extraleben und ein Power-up, wenn wir den Boss der momentanen Welt besiegt haben. Das Ergattern der Buchstaben ist nicht immer simpel, aber dafür sind die Power-ups - gerade in späteren Leveln - sehr, sehr praktisch.
Bubble-Bobble-typisch sind wir ein Leben los, sobald ein Gegner uns auch nur berührt. Dafür aber erlaubt uns Bubble Bobble 4 Friends mit insgesamt 4 Personen loszuziehen und das Abenteuer zu absolvieren - wobei sich aber alle die verfügbaren Leben teilen. Allerdings kann man im Mehrspieler jene verfügbare Leben beisammen halten. Werden wir von einem Gegner erwischt, schweben wir eine kleine Weile in einer Blase herum, bevor wir das Leben final los sind. Berührt uns eine/r der Mitspieler/innen, während wir noch herumschweben, sind wir ohne verwirktes Leben direkt dabei. Zwar ist das in der kurzen Zeit nicht immer leicht zu bewerkstelligen, aber es fördert und belohnt auf diese Weise Zusammenarbeit, statt Egoismmus zu fördern. Denn, wie erwähnt, ist ein Leben futsch, ist es für alle futsch!
Dadurch bleibt Bubble Bobble 4 Friends zu jeder Zeit angenehm hektisch, ohne je chaotisch oder überfordernd zu werden. Wirklich sehr bedauerlich ist darum, dass es keinerlei Onlinemodi gibt und der Multiplayer allein auf die lokale Erfahrung beschränkt ist. Und so sehr dieser auch Spaß macht, aber gerade zu dritt oder zu viert können erfahrenere Gamer/innen in ein bis zwei Nachmittagen mit dem Abenteuer durch sein. Auf "Normal" ist die Anforderung für Erfahrene kaum der Rede wert und es geht schnell. Auf "Schwer" dauert's dann eben etwas länger, weil die Gegner jetzt aggressiver sind. So eignet sich Bubble Bobble 4 Friends einerseits für Wenigspielende, aber auch für Pros - die stürzen sich dann alsbald auf den zweiten Durchgang, an denen sich Erstgenannte die Zähne ausbeißen werden. Selbst, wenn man einen Level nach dreimaligem Scheitern mehr oder weniger unbesigbar absolvieren darf. Aber wer will das schon immer wieder tun?
Andererseits entdecken beide Seiten schnell, dass die eben noch gepriesene Zusammenarbeit auch ihren Nachteil hat, weil es keine Modi gibt, in denen man sich gegenseitig behakt, oder am meisten Punkte sammeln oder die meisten Gegner besiegen muss. Umso mehr bleibt die Frage, warum es im Abenteuer eigentlich einen Punktestand gibt - denn auch dieser wird, wie die Leben, von allen geteilt. So werde Casuals wie auch Cores an den Punkt gelangen, an dem sie Abwechslung suchen - sie aber leider nicht finden. Schon deswegen wäre es bei zum vollpreisigen Titel fair gewesen, einen dezidierten kompetetiven Multiplayer und für das Abenteuer allermindestens 100 Level zu bieten, nicht nur zweimal dieselben 50. Nicht zu vergessen Time-Trial- und Highscore-Modi und Online-Matches... Schade. Als Bonus ist zwar der Originalklassiker "Bubble Bobble" ebenfalls voll enthalten, und das ist auch tatsächlich eine super Sache, aber "Bubble Bobble" wird wohl kaum den Preis von 39,99€ rechtfertigen.
Technisch kann Bubble Bobble 4 Friends überzeugen, aber nicht überraschen. Das Gameplay ist jederzeit butterweich, die Grafik hübsch und farbenfroh, die Musik ist upbeatig und die Steuerung ist perfekt: Es macht mächtig Laune, von Blase zu Blase zu springen, mehrere Gegner möglichst auf einmal zu erwischen und ihnen im Zick-Zack ausuweichen. Taito bleiben bei ihren Leisten und setzen sehr auf Wiedererkennungswert. Wer bereits ein Bubble-Bobble-Game spielte, findet sich in Bubble Bobble 4 Friends sofort zurecht. Bis auf die 3D-Welt im 2D-Look und den moderneren Klang könnte Bubble Bobble 4 Friends eigentlich auch als HD-Remaster eines alten Titels durchgehen, der damals aus irgendeinem Grunde nicht erschien.
FAZITWer schon lange zockt und Lust auf Retro hat, wird mit Bubble Bobble 4 Friends seine Freude haben, sollte aber vielleicht erwägen, nur allein zu spielen. Denn kurioserweise weiß das Abenteuer als Soloerfahrung irgendwie besser zu gefallen, weil so die Gesamtherausforderung etwas höher ist und jeder Wettbewerbsgedanke, der einem actionbetonten Mehrspielertitel normalerweise bewohnt, fehlt - wie auch jede Form von Onlinefeatures. Fairerweise muss man Bubble Bobble 4 Friends deshalb gleichzeitig attestieren, das es für jene, die nur gelegentlich mal Videospiele spielen und dies gern in Gesellschaft tun, eine kleine - und zugleich kurze - Liaison ist, weil ihnen wohl nur die "ersten" 50 Level vergönnt sind.
Bleibt zu hoffen, dass der für dieses Jahr versprochene und kostenlose DLC einiges vom bislang vermissten Inhalt nachreichen wird. Daumen drücken!