Wer den Klimawandel als Problem sieht, sollte sich mal das sonst so idyllische Valdi genauer ansehen. In diesem Land spielen die Jahreszeiten nämlich komplett verrückt. Selbst die vier Wächter, welche eigentlich die Ordnung bewahren sollen, kommen kaum noch hinterher. Sie scheinen etwas alt und faul geworden zu sein. Oder im Falle des Wächters des Winters emotional nicht mehr in der Lage ihrer Aufgabe nachzukommen. Dieser verlor vor Kurzem seinen Sohn und gleichzeitig Schüler, was ihn in tiefer Trauer zurückließ. Das kleine Mädchen Aryelle, kurz Ary genannt, kann diese Untätigkeit nicht mehr ertragen und schickt sich an in die Fußstapfen ihres Vaters und Bruders zu treten.
Um es gleich vorweg zu nehmen, Story und Charaktere sind mitunter die Höhepunkte in Ary and the Secret of Seasons. Selbstironisch geht es Videospielen an den Kragen, die Hauptakteure bürgen den Charm von guten Animationsfilmen und die Tierwesen zwischendrin sorgen für Abwechslung. Besonders die gegnerischen Hyänen lassen kein Fettnäpchen des Comedyreliefs aus. Die Geschichte um die Jahreszeitenmanipulation und den bösen Magier, der einst eingesperrt wurde, hält über weite Strecken bei Laune.Musik und englische Sprachausgabe, die in vielen Zwischensequenzen dabei ist, lässt sich zudem nicht lumpen. Spielerisch verdienen viele Bosskämpfe und die gut designten Dungeons ebenfalls ein Lob. Ary erhält die Fähigkeit die Jahreszeiten in einem gewissen Radius um sie herum zu ändern. Da friert Wasser im Winter oder im Frühling wachsen Pflanzen. Die meisten Rätsel sind darauf ausgelegt die Jahreszeiten zu seinem Vorteil zu nutzen und den Weg zu ebnen.
Leider zieht es sich gerade wie ein roter Faden durch meine Spielerezensionen - die schlechte Technik. Ary and the Secret of Seasons hat hier wirklich so einiges zu bieten. Es flackert und flimmert an jeder Ecke, besonders beim Erschaffen der Jahreszeitensphären wird die Switch regelrecht in die Knie gezwungen. Das ganze Spiel wirkt irgendwie verwaschen und hängt oft ein paar Frames hinterher. Kostüme werden in Cutszenes nicht richtig angegeben und tatsächlich ist mir das Spiel an einer Stelle immer wieder abgestürzt - und ich kann die Kathedrale einfach nicht verlassen... Und ganz ehrlich, so eine Sichtweite mit aufbauender Nebelwand bin ich noch von Nintendo64-Zeiten gewöhnt! Im Handheldmodus fällt das Ganze vielleicht weniger auf, doch auf dem Fernseher kommt permanent ein fader Beigeschmack auf.
Nicht der Technik geschuldet aber dennoch zu beanstanden ist die große, leere Spielwelt mit ihren sinnlosen Encountern. Kämpfe bringen in der Regel weder Vor- noch Nachteil. Die Gegner, welche manchmal eine gewisse Schwäche haben und demnach in der richtigen Jahreszeit bekämpft werden wollen, lassen nichts fallen und bringen keinerlei Erfahrungspunkte. Sowas findet man lediglich in Truhen und somit war ich schnell dazu geneigt einfache Gegner links liegen zu lassen. Nur gelegentlich ist es erforderlich alle Gegner zu besiegen um beispielsweise eine Tür zu öffnen. Ferner erklärt sich Ary and the Secret of Seasons zu schlecht und ich konnte viele Fähigkeiten nur zufällig entdecken. Oder ich habe schlicht den Hinweis, dass ich nun goldene Objekte magnetisch hinter mir herziehen kann einfach verpasst... Und dass ein 3D-Platformer ohne Schattenwurf des Hauptcharakters verdammt schwer zu kodieren ist, besonders wenn die Steuerung sowieso so träge ist, wissen wir sicher auch schon seit einigen Jahren.
FAZITIch möchte Ary and the Secret of Seasons empfehlen - allerdings nicht auf der Nintendo Switch. Was hier technisch als finales Produkt verkauft wird, schlägt dem Fass den Boden aus. Auf der Switch Lite ist es noch einigermaßen spielbar, Bugs, Glitches und der ein oder andere Designschnitzer trüben das Gesamtbild dennoch beträchtlich. Habt ihr die Wahl, begleitet Aryelle auf dem PC. Wenn nicht, dann hofft auf baldige Patches.