Kurz zusammen gefasst, klingt 13 Sentinels: Aegis Rim wie der lebendige Traum eines japanischen Sci-Fi-Nerds - Kaiju, Riesenroboter, Mittelschüler und Zeitreisen verpackt in teils Visual Novel, teils Echtzeitstrategie. Ich gebe offen zu, das ist schon speziell und spricht nur ein bestimmtes Publikum an. Zumal sich der Titel nicht auf die Fahne schreiben kann, er würde seine Spielerschaft an die Hand nehmen.
SCHWERER EINSTIEGAber von Anfang an: Es beginnt mit einer Parade von ausgiebigen Tutorial-Abschnitten, in denen wir die Charakterriege und Spielmechaniken kennenlernen. Wie sich dem Titel eventuell bereits entnehmen lässt, kommen wir auf dreizehn Protagonisten aus unterschiedlichen Zeitepochen in ihren jeweiligen Mechs.
Letztere sind nicht ganz so individuell wie ihre Piloten und werden nach Generationen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. wie etwa Nahkampf, Flugabwehr und Fernkampf eingeteilt. Zwei bis drei Schüler lernen wir in den ersten Abschnitten nacheinander kennen. Dabei stellen übernatürliche Ereignisse oder Begegnungen ihr bisheriges Leben auf den Kopf. Nach diesem kurzen Intro geht es in einen geleiteten Kampfabschnitt, der wiederum als Anleitung für die Roboter, deren Angriffs- und Bewegungsmuster dient.
Erst nach diesem Marathon wird überhaupt das Hauptmenü freigeschaltet. Nun dürfen wir uns entscheiden, der Geschichte weiter zu folgen, an den Kämpfen teilzunehmen oder im Archiv mehr über die Lore von 13 Sentinels: Aegis Rim zu erfahren. Wer nun Hoffnung hatte, dass wir das Spiel nun verstanden haben und uns frei nach unserem Belieben das weitere Vorgehen aussuchen können... nein!
Auch nach diesem Meilenstein werden noch Techniken und Mechaniken eingeführt, die stark von Bedeutung sind. Schlimmer noch - der verzweigte Aufbau der Erzählung bleibt weiter bestehen. Wir wollen der Einfachheit halber erst nur die Geschichte eines Charakters spielen? Die nächste Episode wird aber erst nach einem gewissen Abschnitt einer anderen Figur freigeschaltet. Wir pfeifen auf den Visual-Novel-Part und wollen lieber die Strategiekämpfe am Stück meistern? Auch da stoßen wir auf eine Sackgasse, die uns erst die Handlung weiter vorantreiben lassen möchte. Selbst im Archiv müssen Einträge erst mit Punkten aus den Kämpfen bezahlt werden. Ihr seht also, 13 Sentinels: Aegis Rim ist sowas wie ein riesiges Puzzle, welches wir erst mühselig zusammensetzen müssen, um am Ende hoffentlich ein stimmiges Gesamtbild zu erkennen.
TOLLE UMSETZUNGIn den Adventure-Abschnitten bewegen wir zwar unsere Figur in einem bestimmten Bereich und interagieren mit NPCs oder Objekten, aber mehr als Lesen wird in den meisten Fällen nicht erwartet. Abgesehen von den Entscheidungen, die an manchen Stellen getroffen werden und einen Einfluss auf die Geschichte nehmen können. Wiederspielwert ist auf jeden Fall gegeben. Zudem ist die Grafik - wie in den vorherigen Titeln vom Studio Vanillaware - wieder einmal atemberaubend schön und ist doch so simpel in der Umsetzung.
Die Strategiekarte wirkt dagegen etwas abstrakter, erweist sich aber als sehr übersichtlich mit seinen verschiedenfarbigen Symbolen für eigene und gegnerische Einheiten. Die Sprachausgabe ist auf Japanisch und Englisch enthalten und überzeugt genauso wie der Soundtrack. An dieser Stelle sei der deutsche Bildschirmtext hervorzuheben, der bei einem solchen Nischentitel nicht selbstverständlich ist.
Kommen wir zum Schluss auf das Kampfsystem zu sprechen. Ziel der abstrakten Roboterriesen ist der Nexus - eine unterirdische Einrichtung, welche unsere Sentinels verteidigen müssen. Nach dem Tutorial wählen wir für jede Mission sechs aktive Einheiten aus. Die anderen sieben verbleiben als passive Verteidigung rund um den Nexus in Stellung. Jeder Sentinel besitzt eine aufrüstbare Bewaffnung und starke Angriffe kommen mit Abklingzeiten und Punktekosten daher. Nun heißt es alle gegnerischen Einheiten auszuschalten oder eine gewisse Zeitspanne zu überleben.
Dazu noch ein paar Bedingungen als Nebenaufgaben und unterschiedliche Gegnertypen mit eigenen Schwachpunkten und Angriffsstrategien. Ein allzu komplexes Schlachtengewirr ist nicht zu erwarten. Es handelt sich hier eher um kleine, fordernde Scharmützel. Durch die drei jederzeit wechselbaren Schwierigkeitsgrade kommt man locker durch.
FAZITVermutlich handelt es sich bei 13 Sentinels: Aegis Rim um ein Meisterwerk, das kaum jemand spielen wird. Denn so simpel das Gameplay eigentlich ist und die Geschichte im großen Ganzen ungemein stimmig, so verlangt die Entscheidung, das alles zu stückeln und den Prozess des Freischaltens hinter so vielen Barrieren zu verstecken, selbst den Geduldigsten unter uns einiges an Mühe ab. Es lohnt sich - ganz ohne Frage -, aber um 13 Sentinels: Aegis Rim richtig zu genießen, ist schon einiges an Investition nötig.