Nintendo Switch Sports bietet 6 Sportarten: Badminton, Fußball, Bowling, Tennis, Volleyball und Chanbara. Eine 7. Sportart, Golf, soll zu einem späteren Zeitpunkt kostenlos folgen. Jede Sportart bietet ein kurzes und auf Wunsch überspringbares Tutorial bezüglich der Steuerung an. Erklärungen zu möglichen Taktiken oder sonstigen Tipps und Tricks werden jedoch nicht geboten. Nach mittlerweile 3 Vorgängern der "Sports"-Reihe hätte Nintendo durchaus etwas mehr in dieses Package verfrachten können, wie etwas Highscorelisten, Challenges oder Achievements.
Insbesondere beim Umfang wird das deutlich. Schon
Wii Sports Resort bot ein Dutzend Sportarten. Wieso man hier wieder auf 6 - beziehungsweise 7 - zurückfällt, ist mir unverständlich. Ebenso, dass sonst nichts geboten wird. Lediglich neue Accessoires in Form von Hüten, Schuhen, Brillen und dergleichen, oder auch Bärte, Frisuren und so weiter kann man freispielen. Und das auch nur, wenn man online spielt. Weder gegen die CPU noch gegen Spieler/innen auf derselben Couch erhält man etwas für einen Sieg. Wer also alles, was an Accessoires freispielen will, wird eine ganze Weile online zocken müssen. Doch außer rein kosmetischen Aspekten bringen diese Dinge überhaupt nichts. Eventuell könnte man mit viel Wohlwollen aber hierin die Achievements sehen.
Doch kommen wir zu den Sportarten. Badminton wird immer 1-gegen-1 gespielt und bleibt aufgrund seines Tempos stets flott, ohne dabei hektisch zu werden. Funktioniert dank der - leider nicht allzu präzisen - Steuerung zufriedenstellend und für hin und wieder eine Runde durchaus sehr, sehr brauchbar.
Fußball geht einigermaßen in Ordnung. Es ist auf das Nötigste reduziert und aufgrund seines etwas zu niedrigen Tempos und zu geringem Portfolio an möglichen Aktionen kommt nicht so wirklich Spannung auf. Dafür hat es von allen gebotenen Spielen die meisten Optionen und Spielmodi. Neben 4-gegen-4, gibt es noch 1-gegen-1 und Elfmeterschießen.
Bowling ist, wie bei allen "Sports"-Ablegern die wohl rundeste und am angenehmsten zu spielende Sportart. Seit dem Original aus Wii Sports hat sich an und für sich auch nichts verändert, nur, dass man statt einer Wiimote eben einen Joy-Con hält. Schick auch die kleine Erweiterung, nicht einfach auf einer üblichen Bowlingbahn zu spielen, sondern auch auf welchen, bei denen sich kleine Bereiche bewegen oder mit Hindernissen bestückt wurden. Allerdings bietet Bowling auch den größten Lerneffekt. Hat man einmal verstanden, von wo aus man wie Schwingen muss, landet man von da an in den allermeisten Fällen einen Strike.
Auch Tennis hat sich seit Wii Sports praktisch nicht verändert. Es wird immer 2-gegen-2 gespielt; selbst, wenn man nur allein antritt. Wir bewegen dann durch den Joy-Con die Tennisschläger beider Figuren. Wir können einen Satz, 3 oder 5 spielen. Alles in allem geht Tennis, wie damals auch schon, okay, kommt aber nie so recht in die Gänge, was auch am gedrosselten Tempo liegt.
Volleyball spielt sich ebenfalls nicht gerade flott, im Gegenteil, der an sich so flinke Sport wurde stark verlangsamt, damit man stets genug Zeit hat, seine kleine Joy-Con-Geste innerhalb des gegebenen Zeitfensters rechtzeitig einzubringen, sei es das Pritschen, Baggern oder Schmettern. So fühlt es sich ein wenig zu sehr wie malen nach Zahlen an, denn man muss immer nur abwarten, bis das kurze durch den Charakter dargestellt "Jetzt schwingen"-Signal zu sehen und es kann nur noch wenig schief gehen. Gespielt wird immer 2-gegen-2.
Bei Chanbara wird 1-gegen-1 angetreten, jeweils mit einer Waffe bestückt (auf Wunsch auch je mit zwei - pro Hand eine). Von allen Sportarten ist hier das Tempo am nachvollziehbarsten justiert. Aufgrund der Notwendigkeit die Angriffe des Gegenüber antizipieren zu können, gibt es kurze Cooldown-Phasen für den nächsten Angriff und gelingt ein Block, sorgt dies für einen Moment der Bewegungslosigkeit des Gegenübers, um selbst angreifen zu können. Alles in allem funktioniert hier alles nach dem Schere-Stein-Papier-Prinzip, nur darauf gemünzt, in welchem der drei Winkel man seine Waffe hält - und wie das Gegenüber die seine hält - , wird man getroffen oder man blockt.
TECHNIKLobenswert ist, dass man, je nach Sportart, Nintendo Switch Sports bis zu viert spielen kann. Sogar online, wobei bis zu zwei Personen an derselben Konsole antreten dürfen. Wohingegen man allerdings nebeneinander auf der Couch naturgemäß kommunizieren kann, geht das online leider nicht - sofern man hierfür nicht eine externe Lösung zu Rate zieht. Sehr schade. Ebenso, wie, dass nach einer Partie die Verpaarung aufgelöst wird und man nicht erneut gegen dieselbe Person/en antreten kann. Es sei denn, der Algorithmus verpaart anschlißend und zufälligerweise dieselben zwei IDs erneut. Immerhin ist trotzdem ein Plus, online eigentlich immer Gegner/innen finden zu können, falls offline mal gerade niemand zur Hand ist.
Offline - und vor allem im Singleplayer - werden keinerlei Anreize geboten. Es gibt rein gar nichts für das Gewinnen gegen die CPUs, oder Gegner/innen im selben Zimmer. Das gibt es nur online, in Form von Punkten, von denen jeweils 100 dann zum Kauf eines(!) Bartes, Hutes oder ähnlichem Schnickschnack befähigen. Wer sich also einen brauchbaren Fundus zum Ausstaffieren seines Avatars aufbauen will, wird so einige Online-Partien bestreiten müssen. Nur macht gerade das eigentlich nur Spaß, wenn man mit den anderen sprechen kann - und das wird sehr selten der Fall sein.
Hinzu kommt, dass der Grundstock an Avatar-Gestaltungsmöglichkeiten ohnehin mehr als ausreichend ist. Und ja, zwar sehen die ingetrierten Figürchen eine Spur peppiger aus, als die mittlerweile betagten Miis, aber wirklich viel anders sehen sie auch wieder nicht aus. Mehr wie eine Art Mii-HD-Remaster, würde ich sagen. Umso seltsamer, dass auf der Switch gespeicherte Miis in modern importieren kann.
Von den Avataren abgesehen, gibt es keine zusätzlichen Umgebungen, Arenen, Bodenbeläge, Stadionbanden... nichts. Beispielsweise jedes Tennismatch findet stets vor exakt derselben Kulisse statt und freizuspielen gibt es in dieser Hinsicht leider nichts. Das gleich gilt für Optionen. Abgesehen von einigen sehr wenigen Einstellungen, wie der Anzahl zu spielender Sätze beim Tennis, sind auch hier keine Möglichkeiten geboten, durch House Rules etwas Abwechslung zu bringen - wie auch immer diese aussehen könnten.
Das Gameplay für sich läuft ohne jeden Ruckler ab und die Steuerung funktioniert ebenfalls. Nur macht es kaum einen Unterschied, ob man wirklich so tut, als hole man Schwung mit einem Tennisschläger oder als pritsche man tatsächlich einen Volleyball, oder ob man einfach einen kleinen Schlenker aus dem Handgelenk heraus tut.
FAZITNintendo Switch Sports ist für die eine oder andere zwangslose Runde Bowling auf jeden Fall immer gut. Badminton kann für ein paar Matches hier und dort auch gut unterhalten. Die übrigen vier Sportarten wollen auf die Dauer nicht so recht zünden: Anfangs ganz witzig, dann aber mangelt es mal an Spieltiefe, mal an Abwechslung, mal an Ansporn, sich anstrengen zu wollen.
Was am unverständlichsten ist, ist, damit einhergehend, die immer noch graßierende Options- und Variantenarmut der "Sports"-Reihe, beziehungsweise die Abwesenheit von verschiedenen Arenen und dergleichen. Zumal immerhin
Wii Sports Resort damals ein ganzes Dutzend Sportarten bot. Bleibt also zu hoffen, wenn dann bald Golf hinzukommt, dieses Spaß machen wird, sowie Optionen und Varianten Einzug erhalten. Denn für den gewünschten Preis ist Nintendo Switch Sports auf Dauer ein bisschen schwachbrüstig. Da war das Konzept von Wii Sports Club für Wii U, mit den einzeln erhältlichen Sportarten für je etwa einen Zehner irgendwie fairer.